Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 158 vom 20.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Hören können wie Jünger hören

Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr. Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor, dass ich mit seinem Worte begrüß das neue Licht. Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht“.

Dieses Lied steht als Nr. 452 im neuen evangelischen Gesangbuch. Es gehört zu den bekanntesten neueren geistlichen Liedern. Es stammt von Jochen Klepper, der selbst ein bewegendes Leben hatte und in gewissem Sinne Opfer des sog. dritten Reiches wurde. Dazu aber später einmal mehr. Mir geht es um den Text. Das Lied ist eine Vertonung der Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja im 50. Kapitel.

Es gehört zu den grundlegenden Wahrheiten der Bibel, dass Menschen die Stimme Gottes hören können. Unter anderem in  der 4. Klasse stellt sich diese Frage an mehreren Stellen. Ein Lerninhalt ist die Geschichte von Mose und der Befreiung des Volkes Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten. Immer wieder heißt es, dass „der HERR zu Mose spricht und dass Mose hört“. „Wie könnt Ihr Euch das vorstellen?“ – so lautet meine Frage an die Schüler/-innen. Es gibt immer lebhafte Diskussionen. Denn es ist allen klar, dass dieses Sprechen und Hören auf Gott nicht so erfolgt wie ein menschliches Reden.

Auch in der Bibel sind nur selten solche direkte Reden (sog. Auditionen) von Gott zum Menschen beschrieben. Dennoch hören Menschen die Stimme Gottes. Meistens in einer besonderen Situation. Dazu gehörte auch Samuel. In den ersten drei Kapiteln des ersten Samuelbuches wird das geschildert. Schon die Umstände von Schwangerschaft und Geburt sind besonders. Seine Mutter Hanna konnte keine Kinder bekommen. „…der HERR hatte ihren Leib verschlossen“. Zur damaligen Zeit galt Kinderlosigkeit als Strafe Gottes. Sie lebt also in einer extremen Lebenskrise, denn sie wurde für diese Kinderlosigkeit verantwortlich gemacht. Hanna geht aber nicht in Rückzug und Resignation. Sie betet unaufhörlich zu Gott und immer und immer wieder bittet sie Gott um Erhörung bei der jährlichen Wallfahrt zum Tempel. Der dortige Priester Eli verspricht ihr, dass Gott ihr Gebet erhören wird, auch wenn menschenmöglich nichts mehr zu hoffen war. Hanna bekommt den Samuel und übergibt ihn „dem HERRN“. Nach der Entwöhnung erfüllt sie ihr Versprechen und Samuel wird ein Prophetenschüler.

Eines Nachts hört er die Stimme Gottes mit einer Gerichtsbotschaft für Eli. Insgesamt dreimal spricht Gott zu ihm. Er kann es nicht glauben und geht zu Eli. Dieser erkennt, dass dieser junge Prophet eine besondere Gabe hat, auf Gott zu hören. Er rät Samuel die entscheidenden Worte zu sagen: „Rede, denn dein Knecht hört“ (1. Sam 3, 10).

Ich erkenne aus dieser Geschichte, dass dieses Hören auf Gott gelernt und eingeübt werden muss. Ich denke an manche Übung in unserem Schülerbibelkreis: „Was habe ich mit Gott erlebt? Wie hat Gott zu mir in der letzten Woche gesprochen? Wie stark bin ich mit meinen Wünschen und Hoffnungen und Ängsten darin behaftet? Gleichzeitig aber auch: Wie will Gott mich durch sein Reden stärken und auferbauen? Von Samuel kann ich viel lernen und nicht nur heute an seinem Heiligengedenktag, der auf den 20.08. fällt.

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