Archiv für das Jahr: 2020

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 140 vom 02.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Brückenbauer gesucht

Gestern fahre ich mit dem Auto in Richtung Happurg. Ich sehe die neuen Schilder: Ab dem 27.07. Umleitung Richtung Sulzbach-Rosenberg. Die gesamt B 14 wird durch die Stadt geleitet, weil die Stelzenbrücke bis zur Ausfahrt Happurg geteert wird. Etwa 4 – 6 Wochen wird sich das hinziehen. Das werden spannende Ferien für die Bewohner. Gleichzeitig wird auch die Kuhpegnitztalbrücke saniert, so dass in Hersbruck das Thema „Brücken“ ganz oben steht. Schon im vergangenen Jahr wurden beide Baumaßnahmen angekündigt. Das habe ich zum Anlass genommen, beim Altstadtfest 2019 die Predigt zum Thema „Brücken bauen“ zu halten. Heute wäre es wieder soweit und das Altstadtfest 2020 wäre im vollen Gang. Aber wegen Corona ist es leider ausgefallen. Zu diesem Anlass schreibe ich jetzt ein paar Zeilen aus meiner Predigt vom letzten Jahr.

„…Ich habe mir die eindringlichen Worte von Bürgermeister Ilg zu den Renovierungen der Kuhpegnitztalbrücke und der Stelzenbrücke angehört. Die Bilder zu diesen beiden Brücken haben mich seither nicht mehr losgelassen. Ich erlebe Hersbruck seit 23 Jahren als eine Stadt, in der die verschiedenen Meinungen und Standpunkte diskutiert werden, aber wo es dann auch wieder ein Miteinander gegeben hat. Menschen unterschiedlicher politischer Richtungen und mit verschieden persönlicher Meinungen konnten immer wieder aufeinander zugehen…Wir stehen vor der Kommunalwahl im Frühjahr 2020. Diesmal stehen mehr als früher verschiedene Lager gegenüber. Wo sind die Brückenbauer? Das lateinische Wort dafür heißt „Pontifex Maximus“. Früher wurde damit der oberste religiöse Führer im römischen Reich bezeichnet. Später haben diesen Titel römische Kaiser übernommen. Schließlich ist er auf die Päpste übergegangen. Leo I. (Papst von 29.09.440 – 10.11.461 n. Chr.) nannte sich als Erster so und erhielt auch den Beinamen Leo der Große. Und heute ist diese eine der vielen Bezeichnungen für einen Papst! Ob das die Päpste im Laufe der Geschichte immer waren, sei dahingestellt. Vermutlich nicht, weil das Menschliche doch immer auch eine große Rolle spielt.

Und gerade, wenn Menschen sich allzu sehr bemühen „Brücken bauen zu wollen“ – erreichen sie genau das Gegenteil. Simon & Garfunkel halte ich persönlich für das beste Songduo, das die Welt bis jetzt gesehen hat. Aber ausgerechnet ihr „Brückenlied“ „Bridge over trouble water“ hat einen Riss in ihr Leben gebracht und das Duo gesprengt. Da wollten sie angesichts der damals aktuellen Ereignisse in den USA (Attentate auf  Martin Luther King und Robert Kennedy, Vietnam-Krieg) einen Song schreiben, der Brücken bauen soll, in dem dieses Lied das eigene Lebensgefühl und das vieler anderen beschreibt  und sie erreichen genau das Gegenteil!!

„Ich bin an deiner Seite, wenn die Zeiten rau werden und Freunde einfach nicht zu finden sind. Wenn du völlig erledigt bist, wenn du auf der Straße bist, wenn der Abend dir total schwer vorkommt, wenn Tränen in deinen Augen sind, werde ich dich trösten“.

Was für ein Brückentext? Aber auch was für eine Tragödie, dass diese beiden Künstler mit diesem Lied den Anfang vom Ende ihrer Zusammenarbeit eingeläutet haben. Sie haben über dieses „Brückenlied“ so miteinander gestritten, dass es danach nicht mehr weiterging.

„Brückenbauer gesucht“ – ja, das soll auch in Zukunft in der Stadt Hersbruck ein Anliegen sein…So hoffe ich darauf, dass wir hier in Hersbruck miteinander im Gespräch bleiben und das an erster Stelle setzen: Wir dienen als Verantwortliche in der Kommune und in den Kirchen anderen Menschen. Wir sollen Brücken bauen und Menschen zusammenbringen trotz oder gerade wegen unterschiedlicher Meinungen und Positionen. Papst Franziskus hat einmal gesagt. „Ich wünsche mir wirklich, dass der Dialog zwischen uns dazu beiträgt, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen, so dass jeder im anderen nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den er annehmen und umarmen soll“. Amen

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 139 vom 01.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Sensenmann

„Sie kommen also aus der Landwirtschaft und sind Bauernsohn. Haben Sie davon auch eine Ahnung?“ Die Menschen im Ries sind zuerst einmal ein wenig skeptisch. Sie beäugen den neuen Mitbewohner ganz genau. Wir waren als Familie im Herbst 1988 gerade von Weißenbach in der Rhön nach Alerheim im Ries umgezogen. Am Abend des ersten Tages machten wir einen Spaziergang durch dieses wunderschöne Dorf, das im selben Jahr Bezirkssieger von „Unser Dorf soll schöner werden“ geworden war. Es ist ein sog. „Haufendorf“ mit breiten Straßen und wunderschönen Bauernhäusern. In zwei großen Baugebieten ziehen vor allem die Kinder der Einheimischen, so dass die Menschen mit wenigen Ausnahmen unter sich bleiben. Das Ries gilt als zweite Kornkammer Bayerns (als erste Kornkammer Bayern gilt das Gebiet um Straubing), der Boden ist sehr fruchtbar und der sog. Ha-Einheitswert relativ hoch.

Und dann kommt ein Pfarrer ins Dorf, der meint, er hätte selbst Ahnung von der Landwirtschaft. „Ich kann sogar mit der Handsense mähen. Habe ich schon als Kind gelernt“. Diese Antwort war für den Fragesteller überraschend und er antwortet: „Herr Pfarrer. Ich bin Meister der Landwirtschaft, ich habe das nicht gelernt und ich kann das auch nicht“. „Ja, dann machen wir eine Vereinbarung“ war meine Antwort darauf. „Ich mähe bei Ihnen mit der Sense ein Stück Wiese und Sie predigen einmal auf der Kanzel“. Zu diesem Deal ist es aber (leider) nie gekommen.

Natürlich habe ich bei meinen dortigen acht Jahren im Pfarramt oft die Handsense genommen. Ein Landwirt hat den großen Pfarrgarten 2-mal im Jahr gemäht und das Futter für seine Tiere genommen. Ein Rasenmäher war nicht nötig und ich habe an den Ecken mit der Sense gearbeitet. Hier in Altensittenbach haben wir dagegen nur einen ganz kleinen Grasgarten und der Rasenmäher ist notwendig. Meine Sense habe ich meiner großen Tochter gegeben. Sie hat einen fast ein Tagwerk großen Garten mit Brenneseln und typischen Blumen und alles noch mit Hanglage.

„Ich zeige Dir das Sensen und ich mache das nach so vielen Jahren heute selbst“. Das war mein Wunsch. Gesagt – getan. Heute am 01.08.2020 gemäht werden. Jedenfalls habe ich die Sense genommen und schon vor wenigen Wochen gemäht, gemäht, gemäht. Das gesamt Grundstück ist immerhin 2000 qm groß. Für mich ist es wichtig, mich mit solchen Arbeiten immer mal zu „erden“. Als Pfarrer möchte ich nicht den Kontakt zu anderen „normalen“ Menschen verlieren.

Und eines ist mir auch wichtig: Landwirte sollen die Möglichkeit haben, mit finanzieller Unterstützung solche Flächen zu bewirtschaften. Denn viele Landwirte, die intensive Landwirtschaft betreiben, kümmern sich auch um extensiv genutzte Flächen. Und vielleicht schafft das dann auch eine andere Einstellung zu dem in der Öffentlichkeit leider allzu häufig negativer Kritik über Landwirte in unserem Bundesland, die sowieso noch eine klein strukturierte Infrastruktur vorfinden. Ich denke an die Diskussionen beim Volksbegehren im letzten Jahr „Rettet die Bienen“. Da kann man ganz unterschiedlicher Meinung sein. Aber teilweise gingen die Beurteilungen über die Landwirte „unter die Gürtellinie“. Und wer damals auf die Landwirte nur geschimpft hat, dem würde ich mal das Mähen eines Grundstückes von einem Tagwerk (ca. 3.400 qm) in Hanglage mit der Handsense empfehlen. Dann hat er auch ein Recht zum Mitdiskutieren. Und er sollte auch mal diese AVP oder NVP im Internet lesen. Denn mit ihrer Arbeit sind die Landwirte Teil des Auftrages, der schon in der Bibel festgelegt ist. „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2, 15).

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 138 vom 31.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen zeit, heute von Elisabeth Stiegler

Was Kochen mit dem Glauben an Jesus zu tun hat

Zu Hause auf einem Regal in meiner Küche habe ich eine Reihe von Kochbüchern. Aus einem Kochbuch kann man ganz viel lernen über Lebensmittel und wie man damit umgeht. Ein Kochbuch ist was Schönes. Darin zu lesen, welche Zutaten ich für verschiedene Gerichte brauche, die Anleitung, wie was zu kochen oder zu braten ist. Und dann die Bilder: da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, da wird man wie der Franke sagt, ganz glussert.

Was aber fehlt, wenn ich das Kochbuch nur ansehe, aber nicht anfange die Rezepte umzusetzen in Taten, wenn ich nichts ausprobiere: Weder schmecke noch rieche ich etwas, und satt werde ich schon gar nicht. Wie riecht Gemüse, wenn es angedünstet wird, wie schmeckt ein Schnitzel, wie fühlt sich Teig an, den ich mit meinen Händen knete und wie wohlduftend kommt der Kuchen aus der Backröhre oder wie stark stinkt es im ganzen Haus, wenn etwas angebrannt ist. Und wenn ich das ganze Kochbuch auswendig lerne und jeden Tag drin lese, der eigentliche Schatz erschließt sich mir erst, indem ich die Anweisungen umsetze. Sonst sehne mich nur nach dem guten Essen, aber ich bin und bleibe hungrig.

Dasselbe gilt auch für einen Reiseführer. Das kann eine wunderbare Lektüre sein. Aber ich rieche nicht das Meer oder spüre das Schaukeln auf den Wellen und den Wind in den Haaren. Ich empfinde nicht die Anstrengung, den Schmerz in den Beinen, die Mühe, die es macht auf einen Berg zu steigen und auch nicht das Glück, es geschafft, den Gipfel erreicht zu haben.

Ist es nicht auch mit unserem christlichen Glauben so? Ich kann die ganze Bibel auswendig lernen, Gebete, Bücher und Vorträge lesen und anhören, wenn ich nicht mit dem Herzen bete, dann wird sich mir der Schatz der Gebete und Texte nicht erschließen. Ja, ich brauche die Bibel, die Predigten und Lieder, die Bücher und Vorträge, das ist mein ganz notwendiges Handwerkszeug. Aber glauben kann ich nur indem ich mein Herz öffne und Gott wirken lasse. Glaube muss in mir selber wachsen und sich immer wieder im Laufe meines Lebens verändern dürfen. Nur wenn ich mich ganz Gott öffne, wird sich mir der große Schatz unseres christlichen Glaubens erschließen, nämlich die Liebe Gottes zu uns Menschen, zu jedem einzelnen von uns, die immer schon da ist und die der Schöpfer uns ohne Bedingung schenkt.

Auch kochen muss ich lernen, das geht nicht von alleine und auf eine Reise muss ich mich vorbereiten, wenn sie gelingen soll. Genauso muss ich etwas über den christlichen Glauben lernen, um ihm in meinem Leben Raum geben zu können.

Bild von Elisabeth Stiegler mit freundlicher Genehmigung

Wenn corona will, steht (noch) manches still, Update 137 vom 30.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Erzpriester Radu Constantin Miron, Erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland

Das Ende einer Epoche

Der 24. Juli 2020 bedeutet das Ende einer Epoche. Durch einen administrativen Akt des türkischen Staatspräsidenten verliert die Hagia Sophia in Istanbul den Status eines Museums, den sie seit 1935 besaß, und wird zur Moschee gemacht. Dieser staatliche Akt geschieht – wie so häufig in der Türkei – unter scheinbarer Wahrung der Rechtstaatlichkeit. Das im 6. Jahrhundert gebaute Gotteshaus, das unter Kaiser Justinian als christliche Kirche erbaut wurde und über neun Jahrhunderte als solche diente, wird, wie 1453 nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, erneut zur Moschee. Seit dem 1. Februar 1935 stand sie dann als Museum allen Besucherinnen und Besuchern offen, wie es der Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, verfügt hatte. Im Bewusstsein der orthodoxen Christinnen und Christen blieb und bleibt die Hagia Sophia allerdings die „Große Kirche Christi“. So ist es kein Zufall, dass Vertreter aller orthodoxen Patriarchate und autokephalen Kirchen gegen die Entscheidung der türkischen Regierung protestiert haben. Doch auch viele Vertreterinnen und Vertreter anderer Kirchen, europäischer und weltweiter Institutionen, nicht zuletzt der UNESCO, zu deren Welterbe die Hagia Sophia ja gehört, haben ihre Bestürzung über diesen Vorgang geäußert, der offenkundig nicht religiöse Bedürfnisse, sondern innen- und außenpolitische Ambitionen des türkischen Präsidenten befriedigen soll.

Deshalb richten sich diese Proteste – und auch die vorliegende Erklärung – nicht gegen den Islam oder das islamische Gebet, sondern gegen den Missbrauch der Religion, der hier zutage tritt. Zwei Aspekte, die nur wenig zur Sprache gekommen sind, gilt es dabei besonders hervorzuheben: Zum einen ist die Hagia Sophia für die weltweite Christenheit nicht – wie behauptet wurde – „irgendein Gebäude, um das auf einmal so viel Aufhebens gemacht wird“. Vielmehr ist sie auch jene Kirche, auf deren Hauptaltar am 16. Juli 1054 der päpstliche Legat Humbert von Silva Candida das Bannschreiben über Patriarch Michael Kerullarios niederlegte, was zur Großen Kirchenspaltung zwischen Ost- und Westkirche führte. Sie ist also der symbolträchtige Ort, an dem damals das Schisma proklamiert wurde und der heute deshalb für alle, die in der Ökumene tätig sind, ein Mahnmal für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche darstellt.

Zum anderen lässt die bewusste Wahl des 24. Juli als Datum der Umwidmung nichts Gutes erahnen, handelt es sich doch um den Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrages von Lausanne (1923), in dem in den Artikeln 37-44 auch die Rechte der nicht-muslimischen Minderheiten bzw. die Verpflichtung der Türkei, diese und ihre religiösen Einrichtungen zu respektieren, festgeschrieben wurden. In den vergangenen Jahren stellte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan immer wieder diesen Vertrag in Frage. Seine Vorliebefür Symbolpolitik, die mal wieder durch diese Datumswahl deutlich wird, geht also offensichtlich auch zu Lasten der christlichen Minderheit in der Türkei.

Ihr Schicksal kann und darf uns als Christen nicht gleichgültig sein. Zu oft haben wir unsere Stimme nicht laut genug erhoben, wenn es um den Genozid an den Armeniern und anderen Völkern, um die Septemberpogrome des Jahres 1955, um die Ermordungen von christlichen Missionaren und Würdenträgern oder die zahllosen Enteignungen von Gebäuden und Grundstücken aller christlichen Kirchen des Landes ging. Auch die Umwidmung der Hagia Sophia ist eine Enteignung, nicht im immobilienrechtlichen, sondern im geistlichen Sinn. Und sie bedeutet das endgültige Ende einer säkularen, laizistischen, europäischen modernen Türkei, wie sie Atatürk vorschwebte, der die Hagia Sophia zum Museum gemacht hatte. Der 24. Juli 2020 bedeutet das Ende einer Epoche.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 136 vom 29.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mehr als nur eine Kirche oder eine Moschee

Nein! Ich wollte dazu auf keinen Fall etwas schreiben obwohl es naheliegend ist. Aber manchmal ist totschweigen die einzige vernünftige Reaktion. Und ein „Nicht-Erwähnen“ ist schlimmer als eine Diskussion zum Gegenstand. Denken Sie nur an die Politiker, wenn sie in den Faschingsreden erwähnt bzw. nicht erwähnt werden. Das Letztere ist schlimmer als der beißende Spott. Und ich habe lange gewartet. Aber dann sind meine Gefühle doch mit mir durchgegangen und ich habe dazu noch einen Brief per Mail erhalten.

Ich fahre am vergangenen Freitag, den 24.07.2020 gegen 15.40 Uhr mit meinem Auto auf der B 14 von Happurg in Richtung Altensittenbach. Dann kommt an diesem Tag zum wiederholten Mal eine ganz bestimmte Meldung. Und diesmal kommen auch ein paar Statements von Betroffenen bzw. von begeisterten Befürwortern. Kann ich alles nachempfinden! Würde mir wohl auch so gehen. Aber die Aussage einer 60-jährigen Frau hat mich dann doch fast zum Heulen gebracht und in Wut versetzt. „Heute ist die zweite Eroberung von Istanbul. Und so Gott will, werden wir auch nach Jerusalem ziehen. Das ist unser Ziel“. Das war ihr Kommentar zur Wiedereröffnung der Hagia Sophia zur Moschee.

Am 27.12.537 n. Chr. wurde sie als die damals größte Kirche der Welt eröffnet. Nach einem 5-jährigen Bau stand sie als Römische Reichskirche wie ein Fels in der Brandung im damaligen Konstantinopel. Es war die wohl bekannteste „Sophienkirche“ der Welt. In ihr ist 1053 n. Chr. der Bruch der katholischen Kirche in die Ostkirche und in die Römisch-Katholische Kirche vollzogen worden. Sie war die Hauptkirche des byzantinischen Reiches und Mittelpunkt der sog. Orthodoxie. Im Mittelalter gilt sie sprichwörtlich als „Nabel der Welt“. Sie war Krönungskirche der byzantinischen Kaiser und Kathedrale des Patriarchats von Konstantinopel.

Aber leider ist mir ihr auch eine Schreckenszeit verbunden. Denn in die Zeit ab 1100 n. Chr. fallen die sog. „Kreuzzüge“. Christen hier in Europa wollten vor allem Jerusalem von den Osmanen befreien. Diese Absicht konnte nicht gutgehen. Schon ganz am Anfang beim ersten Kreuzzug, ausgerufen von Papst Urban II. wurden am Beginn schon hier in Deutschland viele Juden umgebracht. Alles was nicht irgendwie mit dem Christentum vereinbar war, wurde unter einem Kamm geschert. Abgesehen von der Frage, ob Gewalt Probleme löst, war hier schon der entscheidende Fehler. „Ich will segnen, die dich segnen“. Dieses Wort Gottes an Abraham aus 1. Mose 12, 2 wurde völlig überlesen.

In den ganzen Auseinandersetzungen kommt es schließlich zur Entscheidungsschlacht um Konstantinopel im Jahr 1453. Die Christen versammelten sich in ihrer Kirche. Die Soldaten brachen die Türen auf und alle Christen wurden hingemetzelt. Es war die Rache für die Eroberung Jerusalems im Jahr 1099. Damals wurde Jerusalem vom 07.06. – 15.07.1099 belagert und schließlich von den Kreuzrittern eingenommen. 3000 Einwohner der Stadt wurden umgebracht ohne Unterschied, ob es Muslime oder Juden waren. Es wurde ein Massaker angerichtet.

Und die Muslimen übten deshalb auch am 29.05.1453 diese grausame Rache an den Christen. Deshalb ist die Hagia Sophia mehr als nur ein Gotteshaus. Es ist ein Siegeszeichen. Und Erdogan weiß das ganz genau und versucht so, von seinen innenpolitischen Schwächen abzulenken. Mit Religion lässt sich es trefflich manipulieren und fanatisieren.

Deshalb ist es wichtig, dass der Glaube an Jesus mehr ist als Religion. Es geht um Beziehung zu Christus und dass Menschen ihn kennenlernen und seine Gegenwart erfahren. Dennoch sitze ich traurig jetzt am Bildschirm und denke an die wenigen Christen in der Türkei und ärgere mich, dass solch ein Autokrat in Europa regieren kann und die Welt schaut zu. Und damit Sie noch mehr über die Stimmungslage der orthodoxen Christen mitspüren können, gibt es morgen eine Stellungnahme des ersten Vorsitzenden der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen), Erzpriester Radu Constantin Miron. Denn es ist immer gut, solch eine Stimme zu hören.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 135 vom 28.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Meister aller Meister

Gerhard, du spielst das Präludium und die Fuge in C, die anderen beiden sollen Präludium und Fuge in F und Präludium und Fuge in B spielen“. Die Worte meines Orgellehrers Hans Helmut Hahn  waren klar und eindeutig. Irgendwie kannte er doch seine „Pappenheimer“ und es gelang ihm sehr gut, dem jeweiligen Orgelschüler das entsprechende Stück zur kleinen D-Prüfung für Organisten zuzuschreiben. Praktisch jeder D-Prüfling sucht sich ein Werk von Johann Sebastian Bach aus den „Kleinen Präludien und Fugen“ aus. Und so ist dieses Heft zum Klassiker in der Ausbildung geworden. Dieses Verteilen der Stücke an einzelne Personen hat bis heute Bestand. Ich spiele nur noch ganz selten Orgel. Aber wenn ich mich dann auf die Orgelbank hinsetze, dann spiele ich erst einmal das Präludium und die Fuge in C. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und teilweise kann ich es noch auswendig spielen.

Warum ich heute daran denke? Johann Sebastian Bach ist heute vor genau 270 Jahren, am 28. Juli 1750 in Leipzig gestorben. Viele Musiker sehen in ihm den bedeutendsten Musiker der Geschichte überhaupt. Es existieren viele Geschichten von ihm. Ob sie immer alle wahr sind? Zumindest drücken sie etwas von seinem Engagement und von seiner Intensität, Musik im Leben wirken zu lassen aus. Er war gleichzeitig Kantor in der Thomaskirche und in der Nikolaikirche, die zu Zeiten der friedlichen Revolution und des Mauerfalles 1989 berühmt wurde. Bach wurde mit neun Jahren Vollwaise und teilte damit das Schicksal vieler Kinder wie z.B. auch von Paul Gerhardt. Nach mehreren Stationen an verschiedenen Orten kam er 1723 nach Leipzig und war dort für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt zuständig. Er arbeitete sozusagen Tag und Nacht und war auch für den Musikunterricht in der Thomasschule verantwortlich. Seine großen Oratorien (Matthäuspassion, Johannespassion, Weihnachtsoratorium, h-Moll-Messe) sind weltberühmt. Erzählt wird, dass er als Organist zwischen den naheliegenden Kirchen St. Thomas und St. Nikolai schnell hin und hergerannt ist um die Orgel beim Gottesdienst in der jeweiligen Kirche spielen zu können.

1894 wurden seine Gebeine umgebettet und in die Johanneskirche gelegt. 1950 wurde sein 200. Todestag gefeiert und das war der Anlass, dass der Sarkophag in den Chor der Thomaskirche überführt worden ist. Und dort habe ich mir 2-mal das neue Grab schon angeschaut. Und ganz ehrlich: es ist ein erhebendes Gefühl, vor dem Grab von Johann Sebastian Bach zu stehen. Interessant finde ich, dass nur ein Lied aus dem evangelischen Gesangbuch von ihm stammt. Es ist „Ich steh an deiner Krippe hier“, das auch im Weihnachtsoratorium erscheint. Wer dieses Lied singt, merkt gleich den besonderen „Bachsound“. Und vom Text her gehört es zu den eindrucksvollsten älteren Chorälen überhaupt. Es steht im evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 37.

Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir’s wohlgefallen“.

Eigentlich schade, dass Bach nicht noch bei mehr Liedern von Paul Gerhardt die Musik geschrieben hat. Und ein klassisches „Bach-Jahr“ wird es angesichts von Corona in diesem Jahr auch nicht geben.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 135 vom 28.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Meister aller Meister

Gerhard, du spielst das Präludium und die Fuge in C, die anderen beiden sollen Präludium und Fuge in F und Präludium und Fuge in B spielen“. Die Worte meines Orgellehrers Hans Helmut Hahn  waren klar und eindeutig. Irgendwie kannte er doch seine „Pappenheimer“ und es gelang ihm sehr gut, dem jeweiligen Orgelschüler das entsprechende Stück zur kleinen D-Prüfung für Organisten zuzuschreiben. Praktisch jeder D-Prüfling sucht sich ein Werk von Johann Sebastian Bach aus den „Kleinen Präludien und Fugen“ aus. Und so ist dieses Heft zum Klassiker in der Ausbildung geworden. Dieses Verteilen der Stücke an einzelne Personen hat bis heute Bestand. Ich spiele nur noch ganz selten Orgel. Aber wenn ich mich dann auf die Orgelbank hinsetze, dann spiele ich erst einmal das Präludium und die Fuge in C. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und teilweise kann ich es noch auswendig spielen.

Warum ich heute daran denke? Johann Sebastian Bach ist heute vor genau 270 Jahren, am 28. Juli 1750 in Leipzig gestorben. Viele Musiker sehen in ihm den bedeutendsten Musiker der Geschichte überhaupt. Es existieren viele Geschichten von ihm. Ob sie immer alle wahr sind? Zumindest drücken sie etwas von seinem Engagement und von seiner Intensität, Musik im Leben wirken zu lassen aus. Er war gleichzeitig Kantor in der Thomaskirche und in der Nikolaikirche, die zu Zeiten der friedlichen Revolution und des Mauerfalles 1989 berühmt wurde. Bach wurde mit neun Jahren Vollwaise und teilte damit das Schicksal vieler Kinder wie z.B. auch von Paul Gerhardt. Nach mehreren Stationen an verschiedenen Orten kam er 1723 nach Leipzig und war dort für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt zuständig. Er arbeitete sozusagen Tag und Nacht und war auch für den Musikunterricht in der Thomasschule verantwortlich. Seine großen Oratorien (Matthäuspassion, Johannespassion, Weihnachtsoratorium, h-Moll-Messe) sind weltberühmt. Erzählt wird, dass er als Organist zwischen den naheliegenden Kirchen St. Thomas und St. Nikolai schnell hin und hergerannt ist um die Orgel beim Gottesdienst in der jeweiligen Kirche spielen zu können.

1894 wurden seine Gebeine umgebettet und in die Johanneskirche gelegt. 1950 wurde sein 200. Todestag gefeiert und das war der Anlass, dass der Sarkophag in den Chor der Thomaskirche überführt worden ist. Und dort habe ich mir 2-mal das neue Grab schon angeschaut. Und ganz ehrlich: es ist ein erhebendes Gefühl, vor dem Grab von Johann Sebastian Bach zu stehen.

Interessant finde ich, dass nur ein Lied aus dem evangelischen Gesangbuch von ihm stammt. Es ist „Ich steh an deiner Krippe hier“, das auch im Weihnachtsoratorium erscheint. Wer dieses Lied singt, merkt gleich den besonderen „Bachsound“. Und vom Text her gehört es zu den eindrucksvollsten älteren Chorälen überhaupt. Es steht im evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 37.

„Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben.

Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin

und lass dir’s wohlgefallen“.

Eigentlich schade, dass Bach nicht noch bei mehr Liedern von Paul Gerhardt die Musik geschrieben hat. Und ein klassisches „Bach-Jahr“ wird es angesichts von Corona in diesem Jahr auch nicht geben.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 134 vom 27.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Ruth Loos

In die Arme genommen

Dieses Bild hat mich sehr berührt: 

Auf diesen Moment hat der Vater lange gewartet: Sein verloren geglaubter Sohn ist zurückgekommen. Als junger, lebenslustiger Mann war er in die Welt hinausgezogen. Mit dem Erbe, das der Vater, ihm vorzeitig ausbezahlt hatte. Alles Gute hatte er ihm gewünscht. Ein gelungenes Leben in Wohlstand und Glück. Doch sein Herz hat geblutet, als der Sohn jahrelang verschwunden war.

Die Schritte zurück zu seinem Elternhaus sind dem Sohn schwergefallen. Das Erbe hat er verprasst, ganz unten ist er angekommen, gescheitert. Seine letzte Hoffnung die er im Herzen trägt, dass sein Vater ihn aufnehmen möge, als Tagelöhner vielleicht! Wie wird der Vater reagieren?

Hier im Bild sehen wir, der Vater schließt seinen Sohn tief in die Arme. Der rote Umhang dominiert die Szene, in dem der Sohn fast verschwindet.  Die Farbe Rot ist die Farbe der Liebe. Der Sohn ist blass und erschöpft, gezeichnet von seinem Scheitern, von seiner Schuld. Der Vater dagegen ist voller Kraft und Farbe. Seine liebevolle Hinwendung steht im Zentrum. Beide haben die Augen geschlossen und die Zeit spielt keine Rolle. Es ist ein Moment der großen Gefühle. Was die beiden getrennt hat, ist überwunden. Die Schuld ist vergeben, Vater und Sohn sind versöhnt.

Ein Bild das ich mir „wie im Himmel“ vorstelle. So werden wir sicher bei Gott erwartet. So stell ich mir Himmel vor. In den Arm genommen werden, alles was drückt und belastet, alle Angst fällt ab. Es könnte auch Mutter und Tochter sein. Das ist Hoffnung, Heimkehren.

In der Geschichte des verloren Sohn, wird der Vater ein Fest für seinen Sohn feiern. Ein Fest nach langer Trauer. Es sollen alle essen, lachen und fröhlich sein.

Das Bild stammt von der Kinderbuch-Illustratorin Marijke ten Cate, der Text nach einen Bericht des Bibelreport  2/2020 von Eva Mündlein 

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 133 vom 26.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gastfrei sein

Das war diesmal wirklich eine schwere Geburt. Der Predigttext für den heutigen Sonntag. Ich weiß nicht, wie es Ihnen beim Bibellesen geht. Bei schweren Texten knie ich mich richtig rein. Ich überlege hin und her. Ich lese Predigthilfen, schaue auch mal beim Urtext nach. Das allein ist für mich schon eine Herausforderung, weil mir Fremdsprachen nicht liegen. Aber nach dem langen „Wiederkäuen“ von Texten fallen mir dann doch gute Gedanken ein. Bei bekannten Texten stehe ich in der Gefahr, drüber zu lesen und nicht genau hinzuschauen. In mir sind dann die Gedanken: Kenne ich ja. Weiß ich doch. Alles klar. Darüber habe ich Predigten gehört und selbst darüber gepredigt. Das ist gefährlich. Denn dann steht die Predigt in Gefahr, langweilig zu werden.

So auch für diesen Sonntag. „Vergesst nicht gastfrei zu sein, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“ (Hebräerbrief 13, 2). Wer will das nicht? Gastfrei zu sein. Na, klar bin ich und auch viele andere. Gerne sollen Leute zu mir kommen und gerne gehe ich zu anderen. Ein gemeinsames Essen, gutes Trinken, viele Gespräche, einander besuchen und das eigene Leben und das des anderen gemeinsam teilen. Mach ich doch? Wirklich?

Beim Blick auf den Urtext werde ich hinterfragt. Wörtlich heißt es: „Vergesst nicht den Fremden als Gast einzuladen“. Au Backe. Das sitzt! Wie oft klingeln Leute an meine  Tür? Da bin ich nicht erfreut und die Situation ist schwierig. Meistens sind es Leute aus Rumänien. Sie zeigen irgendein Papier mit Bildern. Sie wollen Geld. Bekommen sie aber nicht von mir. Ich bin mal heimlich hinter ihnen hergegangen. An der Sparkasse war ein Sammelpunkt. Dort standen sie und warteten. Dann kam ein Bus, hat sie eingeladen und mitgenommen, vermutlich in das nächste Dorf. Mit manchen gehe ich auch zu einer nahegelegen Bäckerei. Dort erhalten sie für nicht wenig Geld etwas zu Essen und können sich auch noch etliches mitnehmen. Beim Verabschieden gibt es keinen Dank, sondern eine lautstarke Forderung nach Geld!! Meine innere Anspannung steigt und ich bin wütend!! Viele solche Erfahrungen habe ich gemacht und meine Freundlichkeit gegenüber Menschen, die deswegen an der Haustür klingeln, ist nicht unbedingt sehr hoch.

Der Schreiber des Hebräerbriefes gibt diesen Impuls im letzten Kapitel, sozusagen als Teil der Worte nach dem Motto: Was ich euch unbedingt noch einmal ans Herz legen will. Er hat seine Situation im Kopf. Und damals vor fast 2000 Jahren sind viele Menschen gewandert. Es gab noch keine Supermärkte um die Ecke und sie waren darauf angewiesen, dass Ihnen immer wieder Menschen mit Brot und Wasser weitergeholfen haben. Und heute? So richtig habe ich keine Lösung für mich! Ich versuche alles, den Bekannten von mir ein „gastfreies Haus der Herberge“ zu geben. Und den Fremden? Ich will auch nicht „reingelegt“ werden. Aber ein Wort von Romana Guardini ist mir dennoch wichtig, weil es tiefer geht als nur ein bisschen soziale Hilfe zu leisten: „Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause“.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 132 vom 25.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer ist Jesus?

Wer bist Du, Jesus?“ Diese Frage bewegt nicht nur Menschen in der heutigen Zeit. Schon die Jünger haben diese Frage ihrem Rabbi gestellt. Jesus hat die Unsicherheit seiner Jünger bei diesem Thema gespürt und manchmal selbst nachgehakt. Ich beziehe mich auf Matthäus 16, 13 – 20. „Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten“. Interessant ist bei den Antworten, dass die Jünger ihren Meister mit anderen Personen vergleichen. Sie hatten bis dahin noch nicht erkannt, dass Jesus etwas Einzigartiges und Unvergleichliches ist.

Im weiteren Verlauf folgt das sog. Bekenntnis des Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Danach erhält dieser Fischer Simon von Jesus seinen Beinamen, „Petrus“, der Fels. So ist schon in der Bibel klar ausgedrückt, dass Jesus der Messias, der Christus, der Gesalbte ist.

Aber es hat noch insgesamt 300 Jahre gedauert bis diese Erkenntnis auch klar und deutlich in der damaligen „Weltkirche“ formuliert worden ist. Kaiser Konstantin der Große hat ein Konzil nach Nicäa einberufen um diese Frage zu klären. Er wollte im römischen Reich gewisse Einheitsstrukturen festlegen. Der Ostertermin sollte endgültig geklärt werden und eben auch die Frage, wer Jesus ist. Etwa 2000 Personen nahmen daran teil. Die Hauptfrage war: „Ist die Person Jesus Gott oder ist er das Vornehmste aller Geschöpfe? Diese Frage sorgt noch heute vor allem in der Diskussion mit dem Islam für lebhafte Gespräche. Nach vielem Hin und Her, nach teils tumultartigen Streitigkeiten kam es zum sog. Nicänischen Glaubensbekenntnis, das letztlich verabschiedet wurde.

Der Text selbst ist nahe verwandt mit dem sog. Nicänum, das in den Gesangbüchern abgedruckt ist, aber in dieser Form erst 381 n. Chr. formuliert wurde. Inhaltlich steht da, dass Jesus „…der Sohn Gottes ist, aus dem Vater gezeugt worden ist, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahren Gott, gezeugt nicht geschaffen…“. Bis heute gilt dieses Bekenntnis als das erste festgelegte Urbekenntnis der Christenheit.

Manchmal kann ich es kaum glauben, dass Christen über solche Formulierungen so streiten können. Aber vielleicht war und ist das immer nötig. Heute vor genau 1.695 Jahren, am 25.07.325 ist dieses Konzil zu Ende gegangen. Praktisch jeder Theologiestudent muss sich damit befassen. Als Pfarrer denke ich mir manchmal: Das geht doch auch einfacher. Und dann zitiere ich gerne folgendes Zitat von Lothar Zenetti: „Was Jesus für mich ist? Einer, der für mich ist! Was ich von Jesus halte? Dass er mich hält“!