Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Die gute Tat am Neujahr
Als Pfarrer habe ich natürlich schon viele Gottesdienste an Neujahr erlebt. In manchen Kirchengemeinden und vor allem in Freikirchen werden keine Gottesdienste mehr an diesem Tag gefeiert. Die Menschen sind „feiermüde“ vom Silvester. Bei uns in Altensittenbach kommen zwischen 15 – und 20 Gottesdienstbesucher/-innen. Wenn ich im Kirchenvorstand nach diesem Tag frage, erhalte ich bis zum heutigen Tag die Antwort: „Für manche Menschen ist es der schönste Gottesdienst im Jahr. So ruhig ist sonst kein anderer Gottesdienst“. Das stimmt vermutlich.
Vor meinem Dienst als Pfarrer habe ich jahrelang jährlich an irgendeinem Ort die Orgel gespielt. Meine Erinnerungen gehen deshalb an jedem Neujahrstag an ein besonderes Erlebnis vom 01.01.1979. Gestern habe ich über die Umstände beim Übergang von 1978 auf 1979 geschrieben. Es waren chaotische Straßenzustände. So fahre ich also zu Beginn des Jahres 1979 mit dem Auto von Habelsee in Richtung Oestheim. Der Gottesdienst war für 9.00 Uhr geplant. Um rechtzeitig anzukommen, allen Unabwägbarkeiten durch den Schnee auszuweichen und um noch ein wenig vorher üben zu können, bin ich um 6.30 Uhr!!!!! losgefahren. Die Strecke beträgt ungefähr 25 km. Die Autobahn A 7 war noch nicht durchgehend gebaut und ich musste die B 25 nehmen.
Kurz vor Insingen sah ich vor mir ein Auto im Straßengraben liegen. Der Fahrer stand verzweifelt auf der Straße und wollte Hilfe erhalten. Tatsächlich gelang es uns, mit dem Seil nach etlichem hin und her das Auto herauszuziehen. Es ging aber nicht mehr los. Also gab es noch eine Starthilfe mit dem Kabel. Letztlich gelang es uns beiden, das Auto wieder zu starten. Der Fahrer war natürlich überglücklich und bedankte sich herzlich bei mir. Ich habe fast eine Stunde dadurch verloren. In der ganzen Zeit fuhr kein anderes Auto vorüber. Wer fährt auch schon am Neujahrstag gegen 6.30 Uhr mit seinem Auto auf einer Bundesstraße zwischen Rothenburg o./T und Insingen?
Immerhin hatte ich einen Menschen helfen können und kam auch noch rechtzeitig zum Üben und Orgelspielen in der Kirche an. Solch eine gute Tat am Neujahrstag um einen Menschen in seiner Krise helfen zu können!! Ich war durchaus ein wenig stolz. Kein Wunder, dass ich das bis heute nicht vergessen habe und an jedem 1.1. daran denke.
Hannah Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt zum Jahresbeginn: „Das erste Wort und das letzte Wort des Jahres ist dein Name, Jesus Christus, dein Name, in dem alle Liebe lebt, in dem unsere Heimat ist und in dem unsere ganze Hoffnung liegt. Du bist das A und das O, der Anfang und das Ende der Zeit“.