Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 387 vom 06.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gott kennen ist Leben

Es war am letzten Dienstag, den 30.03.2021. Ich fahre mit dem Fahrrad zu einem Haus und werfe einen Brief in den Briefkasten. Mit dieser Nachricht teile ich einem neuzugezogenen Gemeindemitglied mit, dass ich ihn gerne besuchen würde, aber das aufgrund der Coronapandemie zur Zeit nicht geht. Ich kündige mich an, sobald die Infektionslage das wieder erlaubt.

Nach dem Briefeinwurf drehe mich mit dem Fahrrad um und will wegfahren. Da kommt ein Mann auf mich zu und fragt, was ich hier mache. Ich erkläre ihm alles. Aber er ist nicht zufrieden. „Das kann jeder sagen. Ich werde mich über sie erkundigen“. Da hatte ich es wieder. Ich war diesem Mann nicht bekannt, obwohl er aus der Stadt Hersbruck in den Ortsteil Altensittenbach gezogen ist. Auch wenn ich mehr als 24 Jahre jetzt hier bin, gibt es noch genug Leute, die mich nicht kennen.

Ich denke in diesem Augenblick schmerzlich an meinen 12 Jahren in zwei Dorfgemeinden zurück. Dort hat niemand nach vier Wochen meine Identität sich bestätigen lassen müssen. Ich erinnere mich an eine Szene etwa sechs Wochen nach meinem Start hier in Altensittenbach im November 1996. Es hatte geschneit und ich wollte nicht mit dem Fahrrad einen Besuch abstatten. Ich bin zu Fuß etwa einen Kilometer dem „Hagen“ hinaufgegangen. Nach dem Besuch war ich etwas knapp für einen neuen Termin dran. Da kam mir ein Auto entgegen und ich hob meine Hand. Vielleicht würde ich ja mitgenommen werden. Die Fahrerin hält und fragt durch die Fensterscheibe, wer ich bin und was ich will. „Können Sie mich mitnehmen zum Pfarrhaus neben der Kirche. Ich bin etwas spät dran zu einem nächsten Termin“. Die Frau schaut mich ein wenig ungläubig an und meint: „Ich kenne sie nicht. Sie müssen leider laufen“. Dieses Erlebnis hat mir zum ersten Mal verdeutlicht, dass ich nicht mehr auf einem Dorf wohne. Altensittenbach ist mit seinen gut 2000 Einwohnern kein Dorf mehr, aber auch noch keine Stadt. Der andere muss mich kennen, damit ich mit ihm in Kontakt bzw.in eine Beziehung kommen kann. Das ist mir nicht nur am vergangenen Dienstag wieder einmal deutlich geworden.

Gleichzeitig unterstreichen diese Erlebnisse, was schon in der Bibel ausgedrückt worden ist. „Gott kennen ist Leben“. Beim Christival 1988 in Nürnberg war dieser Buchtitel das Programm für die ganzen Tage. Nirgends ist diese Tatsache in der Bibel intensiver ausgedrückt als beim Evangelisten Johannes. Leider lassen vermutlich viele Menschen Jesus auf der Straße stehen, weil sie ihn nicht wirklich kennen. Sie haben von ihm in der Schule gehört und vielleicht noch in der Konfirmandengruppe oder in der Firmgruppe oder im biblischen Unterricht. Aber ihn wirklich zu kennen bedeutet: Mit ihm in Beziehung treten, ihn in das eigene Leben lassen, zu entdecken wie er mein Leben führt. Das alles erfordert auch den Willen, sich mit Jesus auseinanderzusetzen. Das geht nicht so nebenbei. „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17, 3).

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