Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Die Herren dieser Welt gehen
„Ein Mensch ohne Glauben ist wie ein Schiff ohne Kompass“. Von wem stammt dieses Zitat? Wie hört es sich an? Ist es von Luther oder von einem anderen bedeutenden Christen? Ich setze ein weiteres Zitat hinterher: „Ich bin nicht liebenswürdig, bin es nie gewesen, aber ich bin gerecht. Freundschaft ist nur ein Name; ich liebe keinen Menschen“. Klingt schon etwas weltlicher. Immerhin ist das Thema „Gerechtigkeit“ in den letzten Jahren ganz oben auf den Themenlisten von Politik und Gesellschaft.
Beide Zitate stammen von Napoleon Bonaparte. Heute vor genau 200 Jahren, am 05.05.1821 ist er auf der Insel St. Helena gestorben. Bis heute ist sein Ende nicht ganz geklärt. Nach der verlorenen Schlacht bei Waterloo wurde er weit weg verbannt. Er sollte nicht noch einmal die Gelegenheit haben, in der Gefangenschaft neue Kräfte aufzubauen um doch wieder an die Macht zu kommen. Die Alliierten haben eingesehen, dass die erste Verbannung auf der Insel Elba zu nahe war. Auf der britischen Insel mitten im Atlantik schrieb er seine Memoiren und wartete auf den Tod. Ich habe noch in der Schule gelernt, dass er vergiftet wurde. Mittlerweile ist die Fachliteratur der Meinung, dass Napoleon an Magenkrebs litt und durch eine starke Magenblutung starb. Schließlich hat er durch die ständige Kriege nicht gerade gesund gelebt. Über sein Leben kann jeder selbst gut nachlesen.
Was mich aber besonders bewegt ist, dass er durch geschicktes Handeln und vielen guten politischen und kriegerischen Schachzügen immer mehr Macht erlangt hat. Dieses Handeln beobachte ich bis zum heutigen Tag. Anders ist das offenbar nicht möglich, um politisch Stärke zu beweisen. Aber auch Napoleon musste schmerzhaft lernen, dass irgendwann jeder Despot gestürzt wird bzw. abtreten muss. Bei ihm ging es vor allem mit dem verlustreichen Kriegsfeldzug in Russland und mit der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig abwärts. Genau 100 Jahre später hat der dt. Kaiser Wilhelm II. dort ein riesiges Monument bauen lassen. Es sollte offenbar weniger auf die siegreiche Kraft der Preußen 1813 hinweisen als vielmehr auf die eigene vermeintliche Stärke. Und damit ist der letzte deutsche Kaiser selbst in die Falle getappt und hat im Zuge des ersten Weltkrieges sein Land und viele Menschen in den Abgrund gestürzt.
Immerhin hat Napoleon großes Selbstbewusstsein bewiesen. Einmal soll er gesagt haben: „Sie mögen mich nennen wie es ihnen beliebt, aber sie können mich nicht hindern, ich selbst zu sein“. Der heutige Todestag dieses französischen Kaisers zeigt jedenfalls, dass jede Macht auf dieser Erde beschränkt ist. Der frühere Bundespräsident (von 1969 – 1974) Gustav Heinemann hat das so ausgedrückt: „Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt“.