Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 428 vom 17.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vom VW-Bus zum Millionenunternehmen

Bad Grönenbach. Kennen Sie diesen Ort? Wer auf der A 7 in Richtung Füssen und/oder Oberstdorf fährt, der liest diesen Namen gleich nachdem er an Memmingen vorbeigefahren ist. Direkt an der Ausfahrt auf der linken Seite fallen große Hallen mit einem riesigen Betriebsgelände auf. Dort lagert RAPUNZEL ihre Lebensmittel, die dann weitergebracht werden. Wenn ich daran denke, dass diese Firma 1974 entstanden ist, weil ein Ehepaar einen Bauernhof in Pestenacker (Oberbayern) gekauft hat. Ein Startkapital von 3.000,– DM war damals nötig. Heute hat der Betrieb einen jährlichen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro. 1985 kam der Umzug in eine ehemalige Molkerei in Legau. Der erste VW-Bus kann noch heute dort besichtigt werden.

Vor zwei Jahren wurde in diesem Ort der berühmte Milchviehstallskandal aufgedeckt. Auf mindestens zwei Milchhöfen wurden untragbare Zustände entdeckt und haben andere Michbauern in Misskredit gebracht, die vorbildlich Milch erzeugen.

Bis 2007 hat mir dieser Ort wenig gesagt und ich bin nicht sehr oft daran vorbeigefahren. Aber dann spielte er bis 2013 für unsere Familie eine sehr große Rolle. Dort wurde das erste Kinderhospiz in Bayern gebaut, das St. Nikolaus-Kinderhospiz. Meine Frau und ich fuhren mit unserem kranken Sohn Simon im Frühjahr 2007 dort hin und bis zum Jahr 2013 haben vor allem meine Frau und Simon dort schöne Tage verbracht.

Ich weiß noch, wie ich beim ersten Mal mit meinem Sohn an der Hand vom Kinderhospiz zum Marktplatz gegangen bin. Ich habe gestaunt, dass überall Bilder von Sebastian Kneipp hingen. Verschiedene Läden sind nach ihm benannt. Diesen berühmten Pfarrer habe ich bis zu diesem Zeitpunkt nur mit Bad Wörishofen in Verbindung gebracht. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass Sebastian Kneipp in Bad Grönenbach eine Anstellung als Knecht hatte. Seinem weitläufigen Verwandten, Kaplan Matthias Merkle hat er es zu verdanken, dass dieser seine besondere Begabung erkannt, ihn in Latein unterrichtet und so auf das Gymnasium vorbereitet hat. Erst mit 27 Jahren begann er 1848 mit dem Studium der Theologie in Dillingen. Er litt vermutlich unter Tuberkulose und entdeckte das Buch „Unterricht von Kraft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“ von Johann Siegemund Hahn. Er therapierte sich damit selbst und wurde wieder gesund.

Bei seinem weiteren Studium in München behandelte er heimlich erfolgreich Mitstudenten. Sein Wirken blieb nicht unerkannt und er bekam Probleme mit seinen Vorgesetzten. Schließlich wurde er Geistlicher im Kloster Wörishofen. Er konnte seine Tätigkeit als Priester und Kurheiler dort ausbauen und wurde berühmt. Kneipp sprach sich bei Vorträgen gegen die „moderne, krankmachende Lebensweise“ aus und in Donauwörth wurde der erste Kneipp-Verein gegründet. Papst Leo XIII. gab ihm eine Audienz und ließ sich von ihm behandeln. Er starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren an einem Tumor im Unterleib. Schon zu Lebzeiten bis heute gibt es Verfechter und Gegner seiner Wassertherapie.

Am Anfang der Coronakrise im März 2020 gab es vor allem auch von Seiten der Befürworter viele Hinweise, wie Menschen mit dem neuen Virus anhand der Behandlungsmethode von Kneipp umgehen können. Heute vor genau 200 Jahren, am 17.05.1821 ist Sebastian Kneipp in Stephansried bei Ottobeuren geboren.

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