Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 49 vom 03.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist der 03.05.2020. Ich schaue auf meinen Terminkalender. „Tag der Vereine“ ist eingetragen. Die Stadt Hersbruck hatte im letzten Jahr die Idee, beginnend mit 2020 alle zwei Jahre diesen Tag zu feiern. Dazu sollten die Vereine aus der Stadt die Möglichkeit haben, sich im öffentlichen Raum zu präsentieren. Auch die Kirchen wurden zu einer Teilnahme eingeladen. Das Besondere daran war, dass zu Beginn ein öffentlicher ökumenischer Gottesdienst im Freien am oberen Markt stattfinden sollte. Ich war von Anfang begeistert und der Kirchenvorstand als Altensittenbach war gleich dabei. Der Altensittenbacher Posaunenchor hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, diese Feier musikalisch zu begleiten.

Innerhalb der Leiter der Kirchen, Freikirchen und der Landeskirchlichen Gemeinschaft gab es dann aber doch eine Diskussion darüber, ob wir als Kirchen so etwas wie ein Verein sind und mitmachen sollen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Anhänger der sog. Geh-Struktur bin. Kirche sollte also dorthin gehen, wo Menschen sich treffen um mit ihnen Kontakt zu pflegen und Beziehungen zu festigen. Dem gegenüber steht die sog. Komm-Struktur. Sie sagt aus, dass Menschen vor allem kommen sollen zu Gottesdiensten und Veranstaltungen.

Beide Dimensionen sind mir wichtig. Aber die Geh-Struktur hat für mich eine höhere Priorität. Kirche sollte deshalb jede Möglichkeit nutzen, zu den Menschen zu gehen und Kontakte aufzubauen. Sind wir als Kirche ein Verein? Was ist Gemeinde? Diese Frage treibt mich nicht nur heute an diesem Tag um. Als evangelisch-luth. Pfarrer schaue ich natürlich in unserem grundlegenden Bekenntnis nach, dem Augsburger Bekenntnis, das Philip Melanchthon auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 vorgelegt hat und das in unserem Gesangbuch unter der Nr. 906 steht. „Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden. Und es ist nicht zur wahren Einheit der christlichen Kirche nötig, dass überall die gleichen, von den Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden, wie Paulus sagt: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph 4, 4 – 5).

Wenn ich das recht verstehe, kommt es nicht auf den Ort an, sondern auf den Inhalt der Feier. Ich bin persönlich froh, dass wir hier in der Region Hersbruck den sog. „Runden Tisch“ haben, bei dem sich evangelische und katholische Landeskirchen, Freikirchen, die Landeskirchliche Gemeinschaft und die beiden Kommunitäten Johanniskonvent und Selbitzer Schwesternkonvent auf dem Hof Birkensee um einen Tisch setzen, sich gemeinsam austauschen und auch zusammen Gottesdienste feiern wie z.B. das „Feiert Jesus – Fest“. Und ich erinnere daran, dass Kirche vom biblischen Urtext mit „ecclesia“ bezeichnet wird. Das heißt auf deutsch: „die Herausgerufenen“. Kirche bildet sich, weil Jesus seine Jünger ge- und berufen hat. Und sie haben offenbar den Auftrag, mitten in der Welt zu den Menschen zu gehen um das Evangelium zu verkündigen.

Und da sind wir ein Teil der Gesellschaft mit anderen Menschen zusammen mit diesem besonderen Auftrag. „Und er (Jesus) rief seine zwölf Jünger zu sich…Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: …Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Verse aus Markus 10).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 47 vom 01.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kennen Sie das Kinderlied „Ui,ui, hörst Du den Wind?“ Es ist ein Lied, das sehr viel Vertrauen erwecken soll. Im ersten Vers heißt es: „Ui, ui, hörst Du den Wind? Ui, ui, hörst du den Wind? Jesus ist da, drum habe keine Angst. Ui, ui, ui, ui, ui, ui“. Und dann gibt es verschiedene Lebenssituationen, die sich Kinder selbst ausdenken können. Jeder Vers endet aber immer mit den Zeilen: Jesus ist da, drum hab keine Angst. Ui, ui, ui, ui, ui, ui. Und dann kam der Tag, seit dem dieses Lied für mich nur noch schwer zu singen war. In einem vorgegebenen Vers heißt es nämlich: „Ui, ui, siehst du den Blitz? Ui, ui, siehst du den Blitz? Jesus ist da, drum hab keine Angst. Ui, ui, ui, ui, ui, ui.“

Es war ein Tag im Juni 1993. Ich war gerade mit einer Konfirmandengruppe und mit Mitarbeitern auf der Burg Altenstein zur Rüstzeit. Damals noch ohne Handy geschweige denn mit Smartphone ausgestattet, kam eine Mitarbeiterin des dortigen CVJM-Hauses zu mir und bat mich meine Frau zurückzurufen. Es sei etwas Schlimmes passiert. Der Anruf bestätigte die Information. Im Dorf stand der Maibaum (siehe gestriges Update) und ein Gemeindemitglied wurde unter dem Baum vom Blitz erschlagen und ist tot. Er war Zimmermannmeister und wohnte nur rund 400 m vom Maibaum entfernt. Er hatte einen Auftrag direkt am Haus, das dem Maibaum am nächsten lag. Weil es so heiß war, stellt er das Betriebsauto unter den schattigen Maibaum. Im Laufe des Nachmittages braute sich ein Gewitter zusammen. Es regnete nicht, aber es gab einen einzigen furchtbaren Schlag. Er war so laut, dass meiner Frau gleich klar war, dass ein Blitz irgendwo eingeschlagen hatte. So war es auch. Und genau in der wenigen Sekunde des Einschlages war der Zimmermann beim Auto gestanden um ein Handwerkgerät zu holen. Er hatte keine Überlebenschance. Mit 35 Jahren ist er verstorben und seine Frau stand mit Firma und dem dreijährigen Kind da. Mein Vertreter hat mir später erzählt, dass er nicht fähig war, mit der Familie den bei einer Aussegnung üblichen Ps 23 zu beten.

Er war genauso alt wie ich. Mir kam sofort der Gedanke: Wenn ich jetzt gestorben wäre! Wenn mein Leben so kurz gewesen wäre!  Nach meinem Heimkommen aus der Konfirmandenrüstzeit standen Gespräche und Beerdigung an. Mir war es selbst ziemlich mulmig. Neben der persönlichen Trauer gab es ja noch das Überlegen zur wirtschaftlichen Situation des Familienbetriebes. Fragen über Fragen. Aber ich traf eine Frau, die selbst sehr ruhig und gefasst war. Sie hat nicht geklagt und nicht auf Gott geschimpft. Sie hat das Geschehen auch nicht dem Schicksal zugesprochen. „Ich will das aus Gottes Hand nehmen“ – war ihr Leitsatz. Und dann kam es zu den Gedanken über den Ablauf der Beerdigung. Sie wählte als Bibeltext für die Ansprache den gemeinsamen Trauspruch aus Jesaja 54, 10: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“. Für mich ist diese Haltung der Frau bis heute wichtig geworden. Mitten in ihrer Lebenskrise hat sie gelernt, nicht zu verzweifeln, sondern auf Gott zu schauen. Ja, noch mehr. Sie wollte etwas von dieser Gnade mitten in der Krisensituation an andere weitergeben. Ein paar Wochen später hat sie mich angerufen. „Herr Metzger, ich will gerne im Kindergottesdienst als Mitarbeiterin dabei sein“. Bei jedem Maibaum, an dem ich vorbeifahre. Bei jedem Kirchweihbaum, den ich hier in Ostmittelfranken sehe, gehen mir die Gedanken vom Juni 1993 durch den Kopf. Das schöne Kinderlied habe ich seither nicht mehr gesungen.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 46 vom 30.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist der 30.04.2020. Genau vor 23 Jahren, am 01.05., war ich dabei, als der Walburgismarkt gefeiert wurde und unsere Familie dort den Nachmittag verbracht hat. Im Ries dagegen wurden diese beiden Tage fast ins Unerträgliche gesteigert. Ein Wettbewerb für den höchsten Maibaum wurde ausgerufen. Getrennt in Fichtenbaüme und Birkenbäume. Aber als diese Bäume immer höher wurden und es einen Unfall beim Aufstellen gab, wurden immerhin die Kriterien geändert. Es ging nicht mehr um den höchsten Baum, sondern um den am schönsten gestalteten Baum am Vorplatz. So fuhren der Landrat und einige weitere wichtige Personen zwei Tage lang von Dorf zu Dorf und bewerteten diese Kunst.

„Herr Pfarrer, passen Sie heute Nacht gut auf“ wurde mir kurz vor meiner ersten Freinacht 1989 von Gemeindemitgliedern gesagt. Diese Worte nahm ich leicht, denn wir hatten schon im ersten Jahr sehr gute Kontakte zu den jungen und älteren Menschen im Dorf gewonnen. Ich sollte mich täuschen! Ein relativ großer Haufen Mist lag am 1. Mai früh vor meiner Haustür und die Tore zum Grundstück waren weg. Ich habe es als Schabernack genommen wie die anderen Hausbesitzer auch. Aber in manchen Jahren wurden bei Bewohnern Fenster eingeschlagen, Geräte gestohlen und alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war.

Irgendwann habe ich mich dann doch einmal mit der Hl. Walburga beschäftigt. Viele hier im Raum Nürnberg-Erlangen kennen sie vor allem als Patronin auf dem „Walberla“, auf der Ehrenbürg bei Kirchehrenbach im Landkreis Forchheim. Geschichtlich ist sie die Heilige gegen Pest, Husten und Tollwut. In der Volksfrömmigkeit spielt sie aber auch eine Rolle bei Aberglauben und Hexenverehrung. Für den sog. Satanismus ist die Nacht vom 30.04. auf den 01.054. der höchste Feiertag im Jahr.

Walburga war die Nichte von Bonifatius, der 732 n. Chr. die Wodanseiche gefällt und damit die Tür öffnete für die Christianisierung der Germanen. Wir leben hier in Ostmittelfranken ganz in der Nähe von Eichstätt und von daher kennen vermutlich viele Leser/-innen den Zusammenhang von Walburga und dem Bistum Eichstätt, zu dem bis zur Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1006 n. Chr. auch das Hersbrucker Gebiet ganz gehörte. Der Bruder von Walburga, Willibald, war der erste Bischof des altehrwürdigen Bistums Eichstätt.

Was mir heute viel wichtiger ist? Aus einer guten Frömmigkeit heraus wurde aus dem Walburgistag ein Tag von Götzentum, Hexerei, Satanismus und Glauben ohne Gott. Deshalb ist es wichtig, allein auf Gott zu vertrauen und keiner anderen Macht Raum zu geben im eigenen Leben. Das gilt gerade in solch einer Krisensituation wie wir sie jetzt haben. „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken, denn er ist treu, der sie verheißen hat…Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“ (Hebräerbrief 10, 23.35). Im Zusammenhang vom Maibaum in Alerheim habe ich eine meiner größten Krisen als Pfarrer erlebt. Aber davon morgen mehr.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 45 vom 29.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Es ist der 29.04.1986, ein Dienstag. Heute vor genau 34 Jahren bin ich mit dem Auto unterwegs auf der A 7 von Bad Brückenau zum Hesselberg. Ich hatte eine besondere Stimmung. Mit meinen damals gerade 28 Jahren hatte ich einen Gemeindepraktikanten für vier Wochen gehabt. Er hat im Pfarrhaus gewohnt und so die Arbeit eines Pfarrers hautnah kennengelernt. Im Landgemeindepraktikum kommt hinzu, dass der Theologiestudent im Pfarrhaus wohnen muss um auch den Alltag der Pfarrfamilie kennenzulernen. Solch ein Gemeindepraktikum ist vorgeschrieben. Am Ende steht ein Mentorentreffen. Mentoren und Studenten sollen schließlich richtige Schlüsse aus dem Erlebten ziehen. Damals gab es noch nicht den Ereigniskanal „B 5 aktuell“, den ich heutzutage im Autoradio fast immer höre. Ich schalte ein wenig hin und her und lande schließlich bei Bayern 3. Die beiden damals noch nicht ganz so bekannten Entertainer Thomas Gottschalk und Günther Jauch moderieren die Sendung „B 3 – Radioshow“. Aber an diesem Nachmittag verläuft die Sendung anders als sonst. Statt viel Musik und Blödeleien gibt es ernste Nachrichten. An diesem Tag wurde in den Nachrichten gemeldet, dass die seit einem Tag gemeldeten erhöhten Strahlenwerte von einem Kernkraftwerk in der Ukraine kommen. Der Name Tschernobyl fällt. Einen Tag vorher wurde erstmals aus dem Kernkraftwerk Forsmark in Schweden solche Werte gemeldet. Jetzt aber wird es mehr und mehr amtlich. Die Nachrichtentransparenz hielt sich von seiten der UDSSR in Grenzen, so wie das in der Coronakrise auch bei den chinesischen Behörden war. Offenbar wollen diktatorische Staaten mit allen Mitteln verhindern, eigene Fehler zuzugeben. Die beiden Moderatoren schwanken von Lustig auf Ernst hin und her. Zum ersten Mal habe ich von einem GAU oder SUPERGAU gehört. Ich erinnere mich noch, dass Thomas Gottschalk gesagt hat, dass solche Unfälle statistisch gesehen etwa alle 1000 Jahre geschehen. Günther Jauch antwortete trocken: Das schon. Ich weiß aber nicht, ob das in einem Jahr passiert und dann 1000 Jahre keine. Oder ob das eben erst in 1000 Jahre passieren wird. „Die haben auch noch Humor inmitten dieser komischen Berichtslage“ habe ich still für mich gedacht.

Auf dem Hesselberg angekommen, habe ich die Infos gleich an dem Leiter des Treffens weitergegeben. Es war der von mir sehr geschätzte Professor im Fachbereich Praktische Theologie der Uni Erlangen, Manfred Seitz. „Herr Metzger. Ist der Name GAU oder SUPERGAU gefallen?“ Seine Antwort konnte ich bestätigen. Und heute fällt mir diese Geschichte auch wieder ein. GAU = Größter Anzunehmender Unfall. Im Gespräch mit anderen Menschen wurde diese Situation von vor 34 Jahren immer wieder mit der Coronakrise verglichen. Ich sehe nichts – ich höre nichts – ich schmecke nichts – ich rieche nichts – ich merke (noch) nichts. Wer sich an damals erinnert, zieht Vergleiche mit heute.

Für mich ist noch ein anderer Impuls interessant. Es soll ja Menschen geben, die immer noch behaupten: Gott gibt es nicht, weil ich ihn nicht sehe, nicht höre, nicht rieche, nicht bemerke. Die Coronakrise verdeutlicht mir wieder einmal, wie wenig ich mit meinen Sinnen wahrnehmen kann. Das dreidimensionale Denken ist wirklich sehr klein, um diese Welt zu erfassen. Erst recht, wenn es um den Glauben an Gott geht. Der Verstand kann mir dazu helfen, mich mit Dingen des Glaubens zu beschäftigen. Aber letztlich kann ich Gott nicht beweisen. Letztlich sagt auch schon die Bibel, dass Glaube viel mit Vertrauen und Beziehung zu tun hat. Und in dieser sichtbaren Welt kann ich Gott in seinem tiefen Wirken wohl nicht erkennen. Um so wichtiger ist es, den Glauben an Gott zu bekennen und zu leben. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen“ (Hebräerbrief 11, 1 – 2).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 44 vom 28.04.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Ilka Kolb

Es ist gerade eine schwierige Zeit für uns alle. Wir können unser Leben nicht so leben, wie wir es gewohnt sind.  Die Kinder sind zu hause, ich muss sie nicht zu so vielen Terminen fahren und auch ich selbst habe keine Termine außerhalb der Arbeit. Die Ferien der Kinder tragen sicher dazu bei, dass es bei uns gerade etwas entspannter zu geht. Vor den Ferien war das etwas anders, bei drei Kindern auf drei verschiedenen Schulen war es nicht immer einfach meine Arbeit, die vielen mails etc. der Lehrer, meinen Haushalt und mein Seelenleben in Einklang zu bringen und zu koordinieren.

Je länger die Zeit des Shut downs ist, umso mehr verschieben sich die Prioritäten. War es am Anfang meine Sorge, dass die Kinder in der Schule mit dem Stoff durchkommen. Die Sorge, wie das alles werden wird im Gesundheitswesen. Die Angst, dass der Medienkonsum meiner Kinder bis ins unermessliche steigt und sie Schaden nehmen, etc. die meinen, unseren Alltag bestimmt haben, so hat sich dies jetzt verschoben. Eine gewisse Gelassenheit in der Arbeit und auch in der Handhabung der Schuldinge der Kinder ist gekommen. Was sich jedoch ändert ist mein Blick auf die sozialen Belange und auf die Ängste.

Meine Kinder können diese nicht immer formulieren, doch merke ich an ihrem Verhalten ganz deutlich, dass es ihnen sehr zu schaffen macht, dass sie sich mit ihren Freunden nicht treffen können. Und ich spreche nicht vom virtuellen Treffen, sondern vom richtigen körperlichen Treffen.

So merke ich auch, dass sie sich immer häufiger einfach nur mal ein paar Streicheleinheiten holen, die ich gerne verteile, weil sie auch mir gut tun. Ich gehe zwar zur Arbeit, aber auch ich darf momentan nur am Telefon oder per email beraten. Ein Face-to face Kontakt ist gerade nicht möglich. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne mal jemanden in den Arm nehme zur Begrüßung oder über den Arm streiche, wenn ich mich mit jemanden unterhalte, um meine Aufmerksamkeit zu unterstreichen.

Ich habe an Ostern sehr die gemeinsamen Gottesdienste und Begegnungen vermisst. Auch meinen Kindern hat die Osterwache gefehlt, die Gemeinschaft, die damit verbunden ist. Dass sie in diesem Jahr nicht stattgefunden haben ändert natürlich nichts an der Botschaft von Ostern, aber durch persönliche Begegnungen bekommt der Tod Jesu Christi und seine Auferstehung für mich noch einmal eine andere Präsenz, eine andere Aufmerksamkeit.

Mit der Ostergeschichte wurde mir auch klar, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt und dass es auch manchmal positiv stimmt, wenn man seine Blickwinkel verändert.

Eine Freundin von mir hat gestern auf whats app folgendes gepostet:

Das große Osterfest

Tote Seelen werden lebendig.
Hilflose helfen, Stumme reden,
Blinde sehen die Möglichkeiten.
Unbewegliche kommen in Bewegung.
Ängstliche stürzen sich in Vorhaben.
Anonyme machen sich einen Namen.
Die Passiven packen mit an.
Die mit den Ausreden reden sich Mut ein.
Unsichtbare lassen sich sehen.
Fernstehende treten näher.
Die sonst nie kommen, sind alle da…
Und alle feiern wir Auferstehung

Lothar Zenetti

Ich finde das spiegelt auch viel die positiven Veränderungen vom Ich zum Wir in letzter Zeit in unserer Gesellschaft wider. Lassen wir uns nicht entmutigen, denn Gott hat seinen Sohn für uns gegeben und er begleitet uns und nimmt uns in seine Arme. In diesen können wir uns geborgen fühlen. Und ein Lächeln, ein Winken und ein freundliches Zunicken kann man auch über 1,5 m Abstand zu seinem Nächsten bringen und dieser kann dann Gottes Wirken spüren.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 43 vom 27.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Bei der Arbeit auf dem Hof habe ich das als kleines Kind sehr einfach und klar erlebt. An den Werktagen gab es eine bestimmte Kleidung. Es war die Arbeitskleidung, die eine Woche lang getragen wurde. Oft wurde noch eine Schürze umgebunden, damit die Kleidung selbst nicht so schmutzig wurde. Am Sonntag dagegen wurde das „Sonntagsgwand“ angezogen. Nach dem Stall eine kurze Wäsche, rein in den Anzug und ab in die Kirche. Danach wurde vielleicht die Krawatte abgenommen. Aber sonst war das eben diese besondere Kleidung, die den Sonntag ausmachte. Wenn ein Wahlsonntag war, wurde die beste Kleidung im Schrank genommen. Nach den Erlebnissen im sog. „3. Reich“ wussten die Menschen um die Freiheit der Demokratie und was es bedeutet hat, dass freie Wahlen möglich waren. Kleider spielen eben doch den Charakter einer Gesellschaft und eines Menschen wieder.

Im aufkommenden Wirtschaftswunder der 60-er und 70-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts spielte dann die Mode eine immer größere Rolle. Jetzt waren nicht mehr nur praktische Kleidungsstücke gefragt, sondern auch modische. Die Werbung hat das sehr schnell gemerkt und nach Möglichkeit jedes Jahr vor allem junge Menschen damit manipuliert. Sie müssen auf der Höhe der Zeit sein und können das mit den jährlich wechselnden Modeaccesoires gegenüber den anderen zeigen.

Heute am 27.04.2020 werden die Menschen um eine bestimmte Modeerscheinung mehr bereichert. Und ich habe mich dabei ertappt, bei den Probevorführungen auch genau hingeschaut zu haben: der Mundschutz. Ab heute ist er Pflicht. Wer hat einen weißen Mundschutz, wer nicht? Welche Motive und Farbe am Mundschutz hat ein Träger? Wirkt er abstoßend auf mich oder durchaus erheiternd? Als ich meinen ersten Mundschutz vor drei Wochen gekauft habe und die Auswahl auf der Verkaufsthese lag, habe ich mich sofort für einen bestimmten entschieden: der Mundschutz mit Kühen. Als Landwirtssohn und Beauftragter für Landwirtschaft passt das doch für Dich. Mit solch einer ähnlichen Bemerkung hat mir meine Frau sogleich zugestimmt. Sogar beim Mundschutz hat das durchaus eine Rolle für mich gespielt, welches Motiv ich nehme! Nicht zu fassen!

Aber bevor ich mich zu einer zu starken Buße dafür zwinge, gehe ich lieber auf die biblische Ebene (Gott sei Dank finde ich damit eine „fromme“ Entschuldigung). Ich habe tatsächlich schon beim Hinausgehen aus dem Geschäft an das Thema „Kleider in der Bibel“ gedacht. Wie viele Diskussionen habe ich schon in der Jugendgruppe und im Schülerbibelkreis darüber gehabt? Und einige Mitschüler/-innen waren der vollen Überzeugung, dass es in der Bibel genaue Anweisungen zum Anziehen von Kleidung gibt. (Hat Gott nicht wichtigere Dinge zu sagen?) Da haben es Mitglieder von Klosterorden und Kommunitäten wirklich leichter. Sie tragen ihr Gewand und müssen nicht jeden Tag eine lange Entscheidung darüber treffen, was sie heute anziehen werden.

Mir persönlich ist es viel wichtiger zu sehen, was die Bibel im übertragenen Sinn vom „Kleider anziehen“ hält. „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ (Gal 3, 27). Eine eindeutige Feststellung in Form eines Zuspruches von Paulus. Durch die Taufe habe ich Jesus angezogen. Bei der nächsten Überlegung wird es schwieriger. Es gibt eine Anweisung, ja sogar einen Befehl zum Anziehen von bestimmten Kleidern: „Zieht nun an als die Auserwählten Gottes…Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3, 12a.14). Das ist eine Bibelstelle, die bei einer kirchlichen Trauung gelesen wird. Was für eine Aufgabe? „Gott hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet“ (Jes 61, 10b). Ich erkenne: Gott hilft mir in die richtigen Kleider hinein. Es sind die Kleider des Heils. Diese Kleider tragen die Farbe Weiß. Es ist die Farbe der Auferstehung, des Sieges von Jesus über den Tod, die Farbe von Ostern. Es ist das Kennzeichen der Überwinder im Buch der Offenbarung. „Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln“ (Offb. 3, 5). Daran lasse ich mich gerne erinnern, wenn ich in den nächsten Tagen selbst mit einem Mundschutz herumlaufen muss.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 42 vom 26.04.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Barbara Weider

Rückblende – kurz nach dem Lockdown:

Eine Freundin und ich sprechen über die aktuelle Lage. Sie sagte: „Ich schwimm! Es fühlt sich alles so schwammig an! Mir geht es zwar gut, aber die Situation ist so seltsam und nicht zu greifen.“ Sie sprach mir aus der Seele. Ich, ebenso getaktet im Beruf, Homeschooling und dem ganzem Corona Alltag fühlte das Gleiche.

Und heute?! Heute ist der Hirtensonntag. Das Neue Testament bekennt Christus als den guten Hirten, der für seine Schafe sorgt. Nicht nur im Kollektiv sondern für jedes einzelne und dazu sein Leben für sie einsetzt.

Aber ist das Bild noch zeitgemäß? Will ich ein Schaf sein? Am Ende ein „dummes Schaf“, das blind einem Hirten hinterherläuft?

Also auf ein Neues, ich möchte mir den Hirten genauer anschauen, der mein Vorbild sein möchte, muss wissen wie er tickt. Denn ich will nicht irrlaufen, ich mag keine Manipulation, deshalb frage ich mich, welche Motivation Jesus der Sohn Gottes hatte, dass er sich ans Holz schlagen lässt. An das Holz! Damals im Judentum galt dem, der am Holz starb die ewige Verdammnis – keine Rettung, ausgestoßen von Menschen und Gott.

Wohlstand oder Ansehen können nicht die Gründe gewesen sein warum Jesus diesen krassen Tod auf sich genommen hat. Zufall? Nein – das passt nicht in den Kontext zum Neuen Testament:

Es geht ums Herz! Jedes einzelne Herz.

Der Hirte Jesus schafft durch seinen Tod und Auferstehung Raum für Nähe, bietet Orientierung und Zufluchtsort. Das lässt mich aufhorchen, denn je nach Lebenslage geht uns die aktuelle Zeit an die eigene Substanz. Jesus nachzufolgen hilft „weich und offen“ zu bleiben, mal andere Perspektiven einzunehmen, sich einzulassen.

Beziehung zu uns Menschen und Nächstenliebe sind die Motivatoren im Wirken von Jesus. Warum? Beziehung zu Jesus und Nächstenliebe verändert mich, mein Weltbild. Ich merke, dass auch wenn ich nur einen ganz kleinen Bewegungsradius habe, dort mein Leben reicher wird, wo auch nur eine unscheinbare Geste passiert, wie z. B. eine Karte oder eine zufällige Begegnung.

Und wie ist der Stand heute Ende April? Mein Leben ist immer noch dicht an dicht. Arbeit und Homeschooling takten meinen Alltag durch. Teilweise ist es ziemlich schwierig die Übersicht zu behalten. Eine Vielzahl von Telefonaten und Eindrücken liegen hinter mir. Auffallend ist, dass viele Gespräche nicht nur oberflächlich und ausschließlich zum Sachverhalt abgewickelt werden. Es gibt viele Begegnungen in der Corona Zeit die anders ablaufen: persönlich, sehr freundlich und zugewandt, trotz hohem Druck und Existenzangst. Diesen Eindruck werde ich behalten aus diesen Tagen.

Der heutige Sonntag erinnert mich daran, auch wenn mein Entscheidungsfreiraum beschränkt ist, durch was auch immer, ich kann mich an Jesus halten. Gerade wenn es im Alltag ans „Eingemachte“ geht – muss ich aufpassen, dass mein Herz nicht hart wird. Jesus der gute Hirte kann uns Sicherheit und Orientierung geben. Und egal wie unsere Umstände des Lebens aussehen, sind wir nicht allein unterwegs, sondern können Jesus folgen, wie in 1. Petrus 2, 21 beschrieben Dazu hat er euch nämlich berufen. Denn auch Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt. 

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 41 vom 25.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Bitte nennt mir die Kirchen von Rothenburg“! Das war eine klare Anweisung unseres Musiklehrers in der Realschule. Die St. Jakobskirche wurde genannt. Kennen vermutlich auch viele der Leser/-innen dieser Updates. Diese gewaltige gotische „Kathedrale“ beherbergt immerhin einen Altar von Tilmann Riemenschneider. Vielleicht ist auch noch die Franziskanerkirche bekannt. Auch dort gibt es einen Altar dieses Würzburger Künstlers. Ich habe dort jahrelang meine wöchentliche Ausbildung als Organist erfahren und diese Kirche ist zur Kirche des Monats April 2020 von der deutschen Denkmalstiftung ernannt worden. Dann gibt es noch die evangelische Heilig-Geist-Kirche. Sie liegt ganz nah beim deutschen Kriminalmuseum und der eine oder andere hat den Namen deswegen auch schon mal gehört oder ist an ihr vorbeigegangen. Weniger bekannt ist die katholische Johanniskirche.

War der Musiklehrer mit diesen Aussagen zufrieden? Nicht ganz! „Es gibt noch eine ganz unscheinbare Kirche und die wird auch nur einmal im Jahr benutzt“. Keiner konnte seine Frage beantworten. Die Lösung: Es gibt die Kirche St. Wolfgang in der Klingentorbastei. Es war die Kirche der Bruderschaft der Schäfer. Und dann wurde mir klar: In dieser Kirche wird der Gottesdienst am Sonntag zum Guten Hirten gefeiert. Es ist keine Orgel zu finden, weil die Schäfer mit ihren Flöten die Musik erklingen lassen. Im liturgischen Kalender steht heute „Misericordias Domini“ auf dt. „Die Barmherzigkeit des Herrn“. An diesem Sonntag findet in der Kirchengemeinde Oberkrumbach seit vielen Jahren immer die Jubelkonfirmation statt, wenn sie nicht wie in diesem Jahr aus besonderen Gründen ausfallen muss.

Nicht nur ganz treue Leser/-innen kennen den zweiten Sonntag nach Ostern unter dem Namen „Hirtensonntag“. Das hat einen einfachen Grund: Alle Texte zu diesem Sonntag sprechen dieses besondere Thema an: Gott ist mein Hirte, Jesus ist mein guter Hirte, Verantwortliche in den Gemeinden sollen als gute Hirten handeln (z.B. Psalm 23, Hesekiel 34, Johannes 10, 1. Petrusbrief 5). Ich finde es sehr interessant, dass nicht nur Gott selbst, sondern auch Jesus und verantwortliche Menschen als Hirten bezeichnet werden. Teilweise gibt es eine klare Gegenüberstellung von „guten“ und „schlechten“ Hirten. Das ist z. B. im Buch des Propheten Hesekiel nachzulesen. Pfarrer/-innen werden mit den Hirten verglichen und in verschiedenen Landeskirchen und Freikirchen werden sie deshalb auch „Pastoren“ genannt. Das ist die dt. Übersetzung des lat. Begriffes „Pastores“ für Hirten. Für mich war und ist das der Leitfaden schlechthin für meinen Dienst als Hirte in den beiden Kirchengemeinden, wie es von Gott selbst ausgedrückt und bei Hesekiel nachzulesen ist: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist“ (1. Petr. 34, 16). Und morgen dann auch inhaltlich etwas mehr durch ein Gemeindemitglied aus Altensittenbach.

Wenn Corona will, steht fast alles still, Update 40 vom 24.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wie lange dauert die Passionszeit?“ Das ist eine von mir oft gestellt Frage in der Präparandengruppe. Bei der Frage nach der Ordnung des sog. liturgischen Kalenders tritt sie auf. Kurzes Überlegen. Der eine oder andere fängt zum Raten an. Mancher nennt auch die richtige Zahl: 40. Ich frage zurück: „Von wann bis wann geht die Passionszeit„? Die richtige Antwort lautet: Von Aschermittwoch bis zum Karsamstag. Dann wird gezählt. Die Lösung lautet 46. Warum dauert die Passionszeit 40 Tage, wenn es in Wirklichkeit 46 Tage sind? Ich bin jedes Jahr überrascht, dass mindestens ein Mitglied der Präparandengruppe die richtige Lösung nennen kann: Die Sonntage werden nicht mitgezählt. Auch in der Passionszeit sind die Sonntage Erinnerungen an den Auferstehungstag von Jesus.

Wisst ihr noch mehr über die Zahl 40 in der Bibel?“ Und dann beginnt das Gespräch. Es zeigt, dass diese Zahl etwas Besonderes in der Bibel ist. Heute stelle ich das 40. Update seit Beginn der Coronakrise auf die Homepage. 40 Tage und Nächte hat es geregnet während Noah mit seiner Familie und den Tieren in der Arche auf das Eingreifen Gottes wartete. 40 Jahre hat es gedauert bis das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten in das Land Kanaan gekommen ist. Während dieser Wüstenwanderung war Mose 40 Tage auf dem Berg Sinai um mit Gott zu reden. Er hatte eine intensive Begegnung mit Gott und erhielt die 10 Gebote, damit das Volk die Weisung des HERRN bekam. 40 Tage war Jesus gleich nach seiner Taufe in der Wüste. Er hat diese lange Zeit gefastet um in seine Berufung hineinzukommen und sich zu bewähren. Die Zahl 40 steht also für Bewährung, intensive Begegnung mit Gott, Wüstenzeit als Zeit intensives Reden mit Gott, Vorbereitung auf den von Gott bestimmten Dienst, geduldiges Warten auf das Eingreifen Gottes in einer Krisenzeit. 40 Tage spürbare Folgen der Coronakrise. Christen können diese Zeit als Zeit der Bewährung für ihre Beziehung mit Gott sehen. Denn die Zusage an Mose gilt auch heute noch: „Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein (2. Mose 19, 4 – 6a)

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 39 vom 23.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich bin das, wie ich heiße“. An diesen Satz meines Vaters erinnere ich mich noch ganz deutlich. Ich war zwar erst Grundschüler, aber meine Neugier war geweckt. „Ich heiße Georg und das bedeutet ‚Bauer‚“. Mein Vater war und ist ein Bauer nach Leib und Seele. Er ist 1933 geboren und hat als selbständiger Landwirt den Bauernhof seit 1957 immer im Vollerwerb geführt. Er hat in das Dorf und in den Hof eingeheiratet. Sein eigenes Heimatdorf war allerdings nur 2 km entfernt, so dass das Einleben relativ leicht von statten ging. „Georg“ – so wurde er nie genannt. Auch nicht „Gerch“ – wie ich das bei anderen Georgs im Dorf und in den umliegenden Dörfern gehört habe. Zu ihm wird bis heute „Schorsch“ gesagt.

Hier in Ostmittelfranken gibt es ja einige „Gerchtreffen“. Die Mitglieder müssen alle diesen Vornamen und ihre Ableitungen haben. Sonst können Sie nicht Mitglied dieses Vereins werden, auch wenn diese Treffen in diesem Jahr nicht stattfinden können. „Schorsch“ ist die Ableitung der englischen Aussprache. Und dort hat dieser Vorname eine besondere Tradition.

Der Vater von Königin Elisabeth II. hat 1936 den Königsnamen Georg VI. nach seiner Ernennung zum König von England  angenommen. Ursprünglich hieß er Albert. Sein Bruder Edward musste wegen nicht standesgemäßer Heirat abdanken. Die ganze Geschichte ist sehr schön im Film „The Kings Speach“ erzählt und dieser hat zu Recht Oscarauszeichnungen erhalten. Der älteste Sohn von William und Kate wurde wieder George genannt und wird vermutlich irgendwann mal als King George VII. Großbritannien repräsentieren. Aber warum erzähle ich das?

Heute am 23.04. ist der Namenstag von „Georg“. Alles geht zurück auf die wunderbare Geschichte vom Hl. Georg, der unter Kaiser Diokletian (284 – 305) zum christlichen Märtyrer wurde. Fast 1000 Jahre später wurde zum ersten Mal die Legende erzählt, wie dieser Märtyrer gegen das Böse gekämpft hat. Er hat einen Drachen getötet und so die Königstochter aus den Klauen des bösen Drachen befreit. Der Hl. Georg wurde so zum Schutzpatron der Ritter und wurde u.a. von Richard Löwenherz und vom Kaiser Maximilian (dem letzten deutschen Ritter – gest. 1519) besonders verehrt.

Das Land Georgien ist nach ihm benannt und der dortige Namenstag am 23.11. ist ein gesetzlicher Feiertag. Warum mir das jetzt so wichtig ist? Einen Kämpfer, der das Böse besiegt!! Wo finden wir ihn jetzt im Kampf gegen das Coronavirus? Die Politiker und Wissenschaftler setzten bei dieser Suche nach dem Drachentöter auf einen Impfstoff, den es noch nicht gibt, aber sehr bald gefunden werden soll. Gestern habe ich gelesen, dass Wissenschaftler meinen, dass auch 2021 nur dann  größere Veranstaltungen stattfinden können, wenn dieser Impfstoff bis dorthin Sicherheit verschafft. Keiner sollte denken, dass diese schwierige Zeit so einfach bald beendet sein wird.

Aber vielleicht findet die Wissenschaft ja in Kürze solch einen Hl. Georg-Impfstoff. Interessant für mich ist, wie viele Menschen in Gesprächen jetzt von „dem Bösen“ oder von „das Böse“ im Zusammenhang von Corona reden. Ich will keine Debatte darüber hier beginnen, woher das Böse kommt. Da stehe ich gerne ausführlich an anderer Stelle zur Verfügung. Aber dass das Böse auch von außen kommt und nicht nur von mir innen drinnen wie Psychologen behaupten, ist jetzt deutlich zu sehen. Von daher halte ich mich daran, dass das folgende biblische Wort zum Kommen Jesu in diese Welt gilt: „Um uns zu befreien, sandte Gott seinen Sohn zu uns. Er kam in menschlicher Gestalt wie wir, aber ohne Sünde. Gott zerstörte die Herrschaft des Bösen und der Sünde über uns, indem er seinen Sohn stellvertretend für unsere Schuld verurteilte.“ (Römerbrief 8, 3)