Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 26 vom 10.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Konfirmation bei uns in Altensittenbach sollte am 19.04.2020 stattfinden. Sie ist abgesagt worden. Meine Gedanken gehen zurück an das letzte Samstagtreffen mit der Gruppe. Wie immer kurz vor der Konfirmation stand als Thema auf dem Programm: „Jesus vergibt mir meine Schuld“. In der Regel wählen wir als Einstieg die Überlegung, wo Jugendliche sich sonst nicht so ganz an Recht und Ordnung halten. Also z.B. „Ich schreibe in der Schule ab“, „Ich gehe bei rot über die Ampel“, „Ich fälsche eine Schulnote“ usw. Dann versuchen wir den Übergang zu finden, dass es bei diesem Thema weniger um moralische Schuld geht oder um bestimmte Übertretungen bei weltlichen Gesetzen. Es geht vielmehr darum, dass die Beziehung von Gott zu uns Menschen unterbrochen ist. Es geht darum, dass Jesus durch sein Leben und Sterben am Kreuz diese Beziehung zu Gott wieder in Ordnung bringt und mir vergeben wird. Ich muss nicht mit Schuldgefühlen weiterleben. Vor einigen Jahren haben wir uns dabei als Impuls ausgedacht, dass die Jugendlichen Jesus wie einen Verbrecher suchen sollten ohne dass sie das vorher wissen. Früher war es ja so, dass Steckbriefe ausgehändigt wurden. Ich selbst erinnere mich an die RAF-Zeiten in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In jedem noch so kleinen Dorf hingen die Plakate mit Bildern und Texten der Gesuchten aus. Gesagt, getan. Wir geben den Konfirmanden solch einen „WANTED-Zettel“ und sie sollten aufgrund eines Textes den Verbrecher malen, so dass das gesamte Blatt ausgehängt werden könnte. Der Text des Verbrechers lautet: „Er ist weder stattlich noch schön. Wir fanden ihn unansehnlich und er gefiel uns nicht. Er wurde von allen verachtet und gemieden. Er war von Krankheit und Schmerzen gezeichnet. Seinen Anblick konnten wir kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen und haben ihn verachtet„. Im Folgenden ein Bild, das ein Konfirmand in diesem Jahr gezeichnet hat.

Sieht doch ganz schön furchterregend aus, oder?

Jede/r aus der Gruppe malt sein Bild, legt es auf den Boden und erklärt es. Wenn das alle getan haben, kommt ein/e Mitarbeiter/-in und legt ein Bild mit Jesus am Kreuz hin und ich sage: „Ihr habt jetzt Jesus gemalt“. Großes Erstaunen – Stille – danach nur ein paar wenige Kommentare. Die innere Vorstellung vom Aussehen des Gesuchten und die Auflösung ist nur schwer zu begreifen. Die Beschreibung des Gesuchten sind Worte aus Jes 53, 2b – 3 nach der „Hoffnung für alle“. Dieses sog. vierte Gottesknechtlied beim Propheten Jesaja hat schon den Christen in der „Urgemeinde“ ermöglicht, das Kreuzigungsgeschehen zu begreifen und in einen Zusammenhang mit der Verheißungsgeschichte Gottes zu bringen. Sie erkannten: Das, was mit unserem Meister (Rabbi) geschehen ist, können wir als Erfüllung der Worte aus dem Alten Testament begreifen. Das hilft auch mir, den heutigen Karfreitag so anzunehmen, wie das im Neuen Testament beschrieben ist. Es hilft mir, den Sinn des Kreuzes zu verstehen. Interessant ist für mich, dass dieses mal etliche Konfirmanden den Gesuchten mit „Teufelshörner“ gemalt haben. Haben Sie das eher aus Spaß gemacht? Oder haben Sie unbewusst etwas davon gespürt, dass dieser Gesuchte also Jesus – etwas mit der Macht der Finsternis zu tun hat und wie er diese durch den Kreuzestod besiegt hat.

Das wollte ich bei unserem letzten Treffen noch fragen. Dazu ist es aber leider durch die Coronakrise nicht mehr gekommen.

„Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt (Jes 53, 4 – 5).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 25 vom 09.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute feiern Christen den Gründonnerstag. Sie erinnern sich an die Einsetzung des Hl. Abendmahles durch Jesus am Tag bevor er starb. Mit der Taufe gehört diese Feier zu den beiden Sakramenten in der evangelischen Kirche. Während die Taufe ein einmaliges Ereignis ist, das die Neugeburt in Jesus Christus symbolisiert, sollen und dürfen Christen das Hl. Abendmahl immer wieder feiern. Jesus sagt selbst zu seinen Jüngern: „Das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22, 19b). Für mich interessant: Der Verräter Judas war auch mit dabei. Er war nicht davon ausgeschlossen. „Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch (Lukas 22, 21). Bei der Feier des Hl. Abendmahles will ich deshalb ein weites Herz haben und nicht engführend sein. Ein Freund und Kollege von mir war am letzten „Gottesdienstsonntag“, den 15.03.2020 in Oberkrumbach im Gottesdienst und hat die Kanzelabkündigung des Landesbischofes gehört. Das hat ihn dazu veranlasst, grundsätzliche Aussagen zum Thema auf Facebook zu schreiben. Dort heißt es u.a.: „Im Heiligen Mahl, in der Eucharistie, feiert die Gemeinde Christus in ihrer Mitte. Er kommt zu den Seinen. Er gibt ihnen sein Leben. Das Heilige Mahl ist ein Lebensmahl. Es ist Ausdruck der Lebensfreude. Wenn wir Christus essen und trinken, dann haben wir Anteil an seinem Leben. Sein Leib wird zu unserem Leib. Das ist die Wandlung!…Heilmittel der Unsterblichkeit. So wird in der Tradition das Heilige Mahl auch bezeichnet. Denn es gibt uns Anteil an Christus. Sen Leben ist unser Leben. Es weist über die Grenzen des biologischen Lebens hinaus„. In den weiteren Ausführung weist er darauf hin, dass der Coronavirus in sich die Chance trägt, neue Formen des Gottesdienstes zu finden. Er nennt die „Hausgottesdienste, wie sie in der frühen Kirche üblich waren„, die z.B. auch „die Gestalt des Haus- bzw. Familienabendmahles haben“ können. Das erinnert mich daran, dass mein Frau und ich in schwierigen Zeiten das oft praktiziert haben und jetzt auch wieder täglich feiern. Da muss es keine ausgefeilte Liturgie geben. Jeder von Ihnen als Leser/-in kann das in der eigenen Familie praktizieren. Auf den Tisch steht ein kleines Gefäß mit Wein, daneben ein kleiner Teller mit Brot. Es kann auch eine Kerze angezündet oder ein Kreuz hingestellt werden. Einer oder alle sprechen die Einsetzungsworte. Sie finden sich im Gesangbuch unter EG 905, 5 (Hauptstück 5 im Kleinen Katechismus). Danach geben Sie sich gegenseitig Brot und Wein weiter mit den sog. Spendeformeln („Für dich gegeben“, „Für dich vergossen“). Danach kann ein Gebet gesprochen werden so wie sich das z.B. im EG unter Nr. 677 findet. Danach das Vaterunser und einen gemeinsamen Segen, der ganz einfach lauten kann: „Es segne und behüte uns der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist“. Grundsätzlich finde ich alle Texte auf EG 677 sehr gut. Aber Gott schaut da nicht auf eine genaue Form, sondern er schaut auf das Herz des Einzelnen, der das Heilige Abendmahl feiert. Manche verbinden das auch mit einem Abendessen und feiern dann das sog. Agapemahl. In Altensittenbach habe wir gelegentlich das bei den sog. „Sonntagsbegrüßungsfeiern“ praktiziert. Solch eine häusliche Form trägt nicht nur in Coronazeiten.

Der Link für die Ausführungen meines Kollegen:

https://www.facebook.com/notes/dr-siegfried-schwemmer/gottesdienst-in-zeiten-des-virus/2905233869499175/

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 24 vom 08.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist ein besonderer Tag. Nicht nur, weil heute Abend von 17.00 – 18.30 Uhr das vermutlich größte Gebetstreffen stattfindet, das je es in Deutschland gegeben hat. Heute ist ein besonderer Tag, weil die jüdische Gemeinde das Passahfest feiert. Sie gedenkt in einer besonderen Art und Weise der Rettung von der Knechtschaft aus Ägypten. Zum ersten Mal ist dieses besondere Fest in der Bibel direkt nach der Ankündigung der zehnten Plage in Ägypten erwähnt. Zwischen Ankündigung und Vollzug dieser letzten Plage sind die Worte der Einsetzung des Passahfestes in 2. Mose 12 zu lesen. Die Bibel ist also so gestaltet, dass diese Worte wie eine Art Verheißung für das noch ausstehende Wunder gesprochen werden. Noch ist die Rettung nicht sichtbar, aber das Volk sollte schon vorher den Sieg über die Knechtschaft und die nachfolgende Befreiung aus der Gefangenschaft feiern. Und zwar so, dass die Menschen erkennen, dass Gott, der HERR (Jahwe) am Werk ist und zu seinen Verheißungen steht. Das Passahfest wurde so zum Zeichen der Hoffnung auf ein zukünftiges Eingreifen Gottes. Gott, der HERR hatte viele Jahre vorher zu Mose am brennenden Dornbusch gesagt: „Geh hin und versammele die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: der HERR, der Gott, eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist und habe gesagt: Ich will euch aus dem Elend Ägypten führen in das Land, darin Milch und Honig fließt“ (2. Mo 3, 16-17a). Es war ein langer Weg für Mose bis diese Verheißung in Erfüllung gegangen ist. Er musste viele Widerstände durchleben. Nicht nur gegenüber dem Pharao von Ägypten, sondern auch gegenüber den eigenen Leuten. Ihnen ging die Befreiung aus der Knechtschaft nicht schnell genug (Gehen Ihnen die Forderungen nach Lockerung der Ausgangssperre auch nicht schnell genug?). Die Israeliten hatten alle Hoffnungen auf Mose gesetzt. Aber nach den ersten Plagen wurde es nur noch schlimmer und aus Ärger hatte der Pharao die Maßnahmen gegenüber den Israeliten verschärft und Mose war in einer ganz schwierigen Situation. Sowohl vom Pharao als auch von seinen eigenen Leuten wurde er unter Druck gesetzt. Da half auch wenig, dass ab der vierten Plage nur noch die Leute von Ägypten betroffen waren. Das Volk Israel wollte möglichst schnell die Wende und damit die Freiheit aus der Knechtschaft. Aber Mose blieb ruhig und hat darauf vertraut, dass Gott handeln wird nach seiner Verheißung. Nach der zehnten Plage sollte es endlich so weit sein. Aber vorher versammeln sich die Israeliten und geben Gott mit diesem Passafest (= Fest der Verschonung) die Ehre. Und jedes Jahr gedenkt das Volk der Juden dieses Ereignisses. Ein Hinweis für uns in dieser schwierigen Situation: Auf Gott zu vertrauen mitten in der Krise. Verheißungen Gottes im eigenen Leben entdecken und sie in Erinnerung rufen. So bleibt Gott gegenwärtig im Hier und Jetzt.

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Bitte nicht vergessen: Heute wird zum Gebet für Deutschland eingeladen. Unterstützt wird die Veranstaltung neben vielen kirchlichen Würdeträgern u.a. auch von dem Sänger Peter Maffay und vom Fußballtrainer Heiko Herrlich. Die Schirmherrschaft hat der bayrische Ministerpräsident, Markus Söder.
Von 17.00 – 18.30 Uhr können Sie mitbeten unter www.deutschlandbetetgemeinsam.de oder im BibelTV.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 23 vom 07.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was kann und soll ich beten in diesen Tagen? Viele Gebetsaufrufe erreichen mich! Viele Sündenbekenntnisse wurden von vielen Organisationen formuliert. Oftmals hatte ich ein komisches Gefühl in der Magengrube. Manche Gebete wurden missbraucht, um eigene Theologien zu rechtfertigen. Manche waren so formuliert, dass die Gesellschaft insgesamt angeprangert wurde. Manche haben einfach nur ein schlechtes Gewissen gemacht und mich hinuntergezogen. Bei Formulierungen wie „Wir haben nicht…“ habe ich mich nicht immer angesprochen gefühlt, weil ich da bei mir kein Defizit und keine Schuld gesehen habe. Wieder andere Bußgebete waren streng moralisch ausgerichtet und ich würde gerne mit den Verantwortlichen darüber reden. Wenn ich die Reden Jesu richtig verstehe, hat Buße vor allem mit der Freude des nachfolgenden Zuspruchs der Vergebung zu tun. Jesus hat dazu aufgerufen, dass dann ein Fest gefeiert wird wie im „Gleichnis vom verlorenen Sohn“. Ich habe mich an das „Mea culpa“ von Papst Johannes Paul II. erinnert, das er am 12.03.2000 gesprochen hat. Was mir daran besonders gefallen hat: Er hat konkret Ereignisse genannt, bei denen die katholische Kirche schuldig geworden ist. Er hat sie vor Gott gebracht und um Vergebung gebeten. Das Gebet für Deutschland für den morgigen Abend von 17.00 – 18.30 Uhr hat mich zum ersten Mal überzeugt. Deshalb soll der gesamte Text hier stehen zum Nachlesen und Nachsinnen in der Hoffnung, dass viele Leser/-innen dieser Zeilen sich im Internet einklicken werden unter www.deutschlandbetetgemeinsam.de oder es im BibelTV anschauen. Es wird die größte Gebetsversammlung sein, die Deutschland je gesehen hat. Der bayrische Ministerpräsident, Markus Söder ist Schirmherr und wird sich selbst daran beteiligen. Der gesamte Gebetstext ist darauf ausgerichtet, auf Gott zu schauen, ihn um Hilfe zu bitten und eine neue geistliche Ausrichtung in unserem Land zu finden. Deshalb stelle ich jetzt diesen Text in das heutige Update:

In Solidarität mit den vielen Leidenden und jenen, die für unsere Gesellschaft unersetzbare Dienste leisten stehen wir als gläubige Menschen vor Dir, dem Gott des Lebens. Wir bekennen: wir brauchen Deine Hilfe. Nur im Vertrauen auf Dich liegt in der gegenwärtigen Krise die Chance für einen nachhaltigen Neuanfang. Jesus Christus spricht: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“. Wir beten für unser Land und sprechen:

Wir beugen uns vor dir, dem Dreieinigen Gott und bekennen unsere Schuld. Wir haben dir nicht gedankt für deine tägliche Güte und große Treue. Wir haben in unserem Alltag nicht nach deinem Willen gefragt. Wir haben deine Gebote missachtet, deine Ordnungen verkehrt und das Elend von Menschen ignoriert. Das tut uns von Herzen leid.

Wir hören dein Wort: „Wenn mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chr 7, 14). Wir glauben Dir, dass Du Pläne des Heils und der Hoffnung für uns hast.

Wir bitten dich: Um Jesu Christi willen, Herr, vergib uns unsere Schuld. Wir suchen dich und kehren um von unseren verkehrten Wegen. Heile und erneuere diese Welt, deine Kirche, unser Leben und unser Miteinander. Komm, Heiliger Geist, und erneure das Angesicht der Erde. Mach uns offen für dich und dein Reden. Erfülle uns, damit wir ein Leben führen, das dich ehrt, den Menschen hilft und uns selbst froh macht. Mach diese Krise zu einer Chance, durch die viele Menschen neu zu Dir finden, der Quelle des Lebens.

Wir beten besonders:

  • für die Kranken um Heilung, milde Verläufe und Trost
  • für die Trauernden und Verängstigten um Hoffnung und Zuversicht
  • für alle, die in der Gesellschaft unersetzliche Dienste leisten um Kraft und Schutz
  • für alle, die in Politik, Medizin und Forschung tätig sind: um Weisheit
  • für alle, die durch existenzielle Krisen gehen um Beistand und inneren Halt

Vater unser…

Amen

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 22 vom 06.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das wird diesmal ein etwas anderes Fasten„. So hat zu mir ein Gemeindemitglied am 16.03.2020 und damit ganz am Anfang der Zeit mit Versammlungsverbot gesagt. Einen Tag vorher hatte ich in unseren beiden Kirchengemeinden die letzten Gottesdienste gefeiert. Die geplante Feier mit Hl. Abendmahl wurde schon weggelassen. Wer hätte das am Anfang der diesjährigen Passionszeit gedacht, dass diesmal die Art des „Fastens“ praktisch vorgegeben wird. In den letzten Jahren hörte ich vermehrt: „Was fastest Du denn diesmal?“ Manchmal hörte sich das fast ein wenig verzweifelnd an. So als muss jeder seinen Beitrag dazu leisten. Tatsächlich fiel mir das immer schwerer, mitzumachen. Alkohol trinke ich fast gar nicht, Süßigkeiten gibt es bei mir seit acht Jahren nicht mehr, Fleisch vielleicht einmal in der Woche, nach große Feierlichkeiten steht mir auch nicht immer der Sinn. Digitales Fasten! Ganz ehrlich: Ich benutze dieses Medium nur zu Arbeitszwecken und für wenige Kontakte und Gruppen. Kein Facebook, kein Instagram, kein Twitter. Wenn ich hier mit Fasten prahlen würde, dann wäre ich nicht ehrlich. Denn da gäbe es keinen Unterschied zu den übrigen 46 Wochen.

Was kann ich also fasten? In diesem Jahr hat mir jemand gesagt: „Ich faste vom Fasten. Also ich tue jetzt alles, was mir Spaß macht“. Ich dachte mir: Wenn Du meinst. Warum nicht? Auch eine Möglichkeit. Ob das aber der Sinn vom Fasten ist? Dann kenne ich Leute, die sagen: „Ich esse 6 Wochen lang keine Schokolade und dann haue ich mir am Ostersonntag gleich zwei Schokoladetafeln rein“. Gut, dann spürt derjenige, dass selbst Schokolade wirklich ein Genuss ist, die er nicht unbewusst essen sollte. Ist das mit Fasten gemeint? Es gibt ja unzählig viele Bücher zum Thema. Sie bringen gute Gedanken. Ich dagegen schaue (wie könnte es auch anders sein) wieder einmal in die Bibel und entdecke ein für mich wichtige Stelle auf dem Buch des Propheten Jesaja: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an?…Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein…Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe…wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat? Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jes 58, 3a,4a,6-7). Wenn ich diese biblischen Worte recht verstehe, ist ein Fasten nach dem Willen Gottes nicht auf mich und meine Wünschen und Eigenarten gerichtet. Dieses Fasten, von dem der Prophet spricht, ist auf den Nächsten gerichtet. Es hat damit zu tun, dass ich in Gemeinschaft mit anderen Menschen lebe. Es kommt also beim Fasten auf das Motiv an. Dann spielt es keine Rolle, ob ich während der Fastenzeit Alkohol trinke oder auf Schokolade verzichte oder auf eine andere Vorliebe. Das Verhältnis zu meinem Mitmenschen ist entscheidend, ob ich nach dem Willen Gottes faste oder nicht. Vor allem auch: Loslassen können von dem, womit ich andere bedrücke. „Das habe ich Dir doch schon so oft gesagt“, „Willst Du das nicht verstehen oder kannst Du das nicht“, „Du begreifst das einfach nicht“, „Hör gefälligst auf das, was ich Dir sage“, „Ich entscheide hier und Du hast mir nicht hineinzureden“, „Siehste, da habe ich doch wieder einmal Recht gehabt“. usw. Das sind nur ein paar Beispiele, an denen ich sehen kann, wo ich andere binde anstatt loszulassen. Solche Sätze zu vermeiden und damit den anderen loszulassen und ihm eigene Wege zugestehen – das wäre ein Fasten nach biblischem Vorbild aus dem Jesajabuch. Das wäre wirklich ein „anderes Fasten“. Und das nicht nur zu Coronazeiten.

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Am kommenden Mittwoch, den 8. April, wird zum Gebet für Deutschland eingeladen. Unterstützt wird die Veranstaltung u.a. von der evangelischen Regionalbischöfin von Bayreuth, Dorothea Greiner, dem katholischen Bischof vom Bistum Eichstätt, Gregor Maria Hanke OSB, von Volker Kauder, MDB und ehemaliger Fraktionsvorsitzender von CDU/CSU im Dt. Bundestag, von Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft sowie dem Sieger einer Ausgabe von „The voice of Germany“, Samuel Rösch
Von 17.00 – 18.30 Uhr können Sie mitbeten unter www.deutschlandbetetgemeinsam.de

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 20 vom 04.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

„Wen möchten Sie Danke sagen in dieser Zeit? Bitte rufen Sie uns an, schreiben Sie uns eine Mail oder senden Sie uns eine Sprachnachricht“ – so ähnlich lautet der Aufruf des bayrischen Rundfunks seit zwei Tagen. Es stimmt. Es gilt Danke zu sagen all diejenigen, die an vorderster Front in diesen Zeiten stehen. ich denke vor allem an die Ärzte, Krankenpfleger/-innen, Sanitäter, Mitarbeiter/-innen in den Krankenhäusern, in den Altenwohnheimen und Pflegestationen usw. Meine Aufzählung ist nicht vollständig. Aber eine besondere Berufsgruppe kommt so gut wie nie vor: die Landwirte. Deshalb habe ich mich sehr über das Bild gefreut, das mir zugesandt worden ist.

Ich denke jetzt nicht so sehr an das Problem der fehlenden Erntehelfer für die Spargelernte und für das Obst. Dieses Problem muss auch politisch gelöst werden. Ich denke eher grundsätzlich: Die Landwirte sind es, die unsere Nahrungsmittel erzeugen. In den letzten Jahren ist das oft vergessen worden. Ideologische Streitigkeiten über konventionellen und ökologischen Anbau haben überlagert, um was es geht: Ihnen verdanken wir die Lebensmittel um leben zu können. Als Beauftragter für Landwirtschaft im Dekanat Hersbruck bin ich immer traurig, wenn ich Diskussionen und Leserbriefe wahrnehme, welche Art von Landwirtschaft besser ist. Studien zeigen, dass die Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft nicht schlechter sind, als die aus ökologischer Landwirtschaft sind. Gleichzeitig gilt auch: Verbraucher wollen Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft. Mein Traum ist, dass Menschen die Lebensmittel erhalten, die sie essen wollen. Und dabei respektieren sie den anderen, der eine andere Ansicht hat und sich anders ernährt. Studien zeigen, dass dies möglich ist. Ich wünsche mir, dass diese Coronakrise dazu führt, dass Erzeuger und Verbraucher die Grabenkämpfe beenden und sich gegenseitig anerkennen. Die Viehhaltung als Hauptverursacher von zu hohem Kohlendioxid in der Luft zu brandmarken, während gleichzeitig Tausende von Flugzeugen durch den Himmel fliegen ist genau so absurd wie die Haltung, dass Ökobauern keine Ahnung hätten von Landwirtschaft. Beide Meinungen habe ich mir schon anhören müssen. Auf beiden Seiten gibt es gute Landwirte und schlechte Landwirte. Auf beiden Seiten gibt es „schwarze Schafe“. Und ein konventioneller Landwirt, der nicht das Wohl seiner Tiere im Blick hat, wird keinen Erfolg haben. Vielleicht lernen viele Menschen durch die Coronakrise wieder mehr, dass Lebensmittel nicht nur billig zu haben sind und gute Lebensmittel ihren Preis haben. Ich hoffe, das ist kein frommer Wunsch von mir. Für mich als Pfarrer gilt es an dieser Stelle darauf hinzuweisen, von wem wir alle abhängig sind und wem wir letztlich alles zu verdanken haben. Es ist wunderschön ausgedrückt im Ps 145: „Aller Augen warten auf dich HERR, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen“ (Ps 145, 15 – 16).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 19 vom 03.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

„Ich erzähle Euch heute eine Kriminalgeschichte, die ich selbst erlebt habe“. Mit diesen Worten stand ich vor der 4. Klasse. „Vermutlich kommt da wohl Jesus vor?“ „Entscheidet selbst nach der Geschichte“ – war meine Antwort. Es war wie heute ein Freitag vor dem Palmsonntag. Und damals war ich tatsächlich in einer lebenskritischen Situation, auch wenn ich das erst im Rückblick gemerkt habe. Aber in diesen Zeiten der Coronakrise fällt sie mir ein. Es war am 17.03.1978. Ich war in Jerusalem (siehe mein Update 14 vom 29.03.2020). Wir Studenten von der Augustana-Hochschule Neuendettelsau hatten eine ganze Woche frei und konnten selbständig entscheiden, wie wir den Tag verbringen würden. Ich hatte mich für den Herzl-Berg entschieden. Das Grab von Theodor Herzl, dem Gründer der Zionistischen Bewegung und der biblische Zoo – dafür wollte ich mir viel Zeit nehmen. Zu viel, wie sie später herausstellen sollte. Am frühen Abend war ich mit der Besuchstour fertig und stellte mich an die nahe Bushaltestelle. Da kam der Bus – und er fuhr an mir vorüber. Naja, kann mal vorkommen. Beim nächsten Bus stellte ich mich weiter heraus – aber der Bus fuhr auch vorüber. Ich war verwundert. Beim dritten Bus winkte ich mit den Armen – er fuhr vorüber und ich stand etwas „betröppelt“ da. Plötzlich hatte ich die Erklärung: Heute Abend beginnt bei Sonnenuntergang der Sabbat. Und bei Beginn müssen alle Busse im Bahnhof sein. Sabbat ist der absolute Ruhetag und keine öffentlichen Verkehrsmittel dürfen fahren. Deshalb hat kein Bus angehalten. Also musste ich den Weg zum Gästehaus mit dem Fuß gehen. Wegen der Sonne hatte ich mir einen Kufir gekauft und trug ihn in diesen Tagen. „Gerhard, Du siehst wie ein richtiger Araber aus“ – so hatten mich meine Mitstudenten noch verspottet. Ich hatte damals noch schwarze Haare und einen sehr langen schwarzen Bart. Ich dachte mir noch: „Wo bekomme ich noch etwas zum Essen?“ Irgend ein Mitstudent hatte mir von einer arabischen Pizzeria in der Altstadt von Jerusalem erzählt. Ich wollte den Weg wissen und sehe in der Ferne drei israelische Soldaten stehen. Ich gehe auf sie zu und sie zielen plötzlich mit Ihren Maschinegewehre auf mich. Sie hielten mich evtl. für einen arabischen Terroristen. Denn ich stand genau vor dem Tor des Verteidigungsministeriums. Aber es ging noch einmal gut und sie erklärten mir den Weg. Ich gehe in die Altstadt und diese war menschenleer. Wo könnte nur die Pizzeria sein? Plötzlich entdecke ich etwa 100 m hinter mir einen jungen Mann laufen. Er hielt immer diesen Abstand. Mir wurde es mulmig. Ich bleib einfach stehen. „Entweder er läuft vorbei oder er will mich überfallen“. So waren meine Gedanken. Ich wartete – er kam näher und näher und näher – er lief an mir vorbei. Jetzt hatte ich genug von der dunklen Altstadt von Jerusalem. Ich kehrte um und ging zu unserem Gästehaus von der Aktion Sühnezeichen, das etwa 4 km entfernt war. Beim Ankommen war es schon nach 20.00 Uhr und alle hatten sich Sorgen gemacht. Aber es war noch einmal gut gegangen. Es hätte Böse enden können und mein Leben wäre schnell vorbei gewesen. Bei der Erzählung dieser Geschichte waren die Kinder aus der Grundschule muksmäuschenstill. „Und hat dieser persönlicher Krimi etwas mit Jesus zu tun“ ? – fragte ich sie. Eine interessante Frage wohl nicht nur für Kinder von 10 Jahren! Jedenfalls ist sie mir heute am Freitag vor dem Palmsonntag in dieser schweren Zeit der Corona-Krise eingefallen. Und was mir noch eingefallen ist, das steht in Ps 91, 11 und kann ein Rettungsanker sein für jeden von uns: „Denn er hat seinen Egeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen„.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 18 vom 02.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Große Entschuldigung heute früh von meiner Seite an die Redaktion der Hersbrucker Zeitung. Gestern hatte ich geschrieben, dass ich einen Aprilscherz in Zeiten von Corona nicht für angebracht finde. Als ich gestern aber den Lokalteil aufgeschlagen habe, war ich positiv überrascht. Groß stand als Überschrift zu lesen: „Senioren greifen zur Selbsthilfe„. Dann ein ausführlicher Beitrag darüber, dass Bewohner vom Sigmund-Faber-Haus sich anbieten, für die älteren Bewohner einzukaufen. Zwei Bewohner mit Elektrostuhl und einem Kofferanhänger stellen sich zur Verfügung, für andere Bewohner notwendige Fahrten durchzuführen. Daneben ein wunderbares Bild.

Ein toller Einfall in Zeiten der Coronakrise. Und vielleicht hat ja der ein oder andere Leser diesen Artikel für Ernst genommen und sich über die Tatkraft der „motorisierten“ Bewohner gefreut, gewundert oder war überrascht. Vielleicht war der ein oder andere gar empört über diese seltsame Auslegung der Ausgangsbeschränkung. Ich war begeistert. Warum? Der Artikel verrät etwas über die Grundeinstellung der Bewohner in diesem Haus. Sie gehören auf Grund des Alters und der Vorerkrankungen selbst zu den sog. „gefährdeten“ Menschen. Die Pfleger, Schwestern und das Verwaltungspersonal sind bei aller Vorsichtsmaßnahmen selbst höchst gefährdet. Und dennoch verlieren alle nicht den nötigen Humor. Und dennoch stehen sie zusammen und wissen, nur im Miteinander können sie diese Krise bewältigen so gut es eben geht. Und dennoch fallen sie nicht in ein Jammern oder Klagen. Und dennoch versuchen sie, Freude in dieser Krisensituation zu verbreiten. Sie sind dadurch ein Vorbild für uns alle, nicht nur auf uns zu schauen. Vor einem Geschäft habe ich am Montag gelesen: „Bitte kaufen Sie nur die Menge an Waren, die Sie selbst brauchen. Dann erhält auch ihr Mitbürger genügend von dem, was er braucht“. Dieser Satz war eine Anspielung auf die sog. „Hamsterkäufe“. Und diese habe durchaus damit zu tun, dass ich in der Versuchung stehe, erst einmal an mich zu denken und den anderen zu übersehen. Das Hemd ist mir eben näher als die Hose. Der Aprilscherz der Bewohner vom Sigmund-Faber-Haus ist für mich ein Art „Aufrütteln“ und „Hinschauen“, dass es nur im Miteinander gehen wird. Der Apostel Paulus sagt ja selbst: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6, 2). Von daher ein großes Lob an die Verantwortlichen des Aprilscherzes vom gestrigen Tag.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 17 vom 01.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich habe es hier in Ost-Mittelfranken noch nicht sehr oft erlebt. Aber meine Erinnerung an dieses Geschehen als ich so ungefähr 5 Jahre alt war, sind jedes Jahr an diesem Tag immer wieder sehr präsent. „In den April geschickt“ werden. In den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging es den Bauern relativ gut. Jedes Jahr wurde investiert. Mein Vater hat praktisch jährlich eine Baustelle gehabt. An solch einem 1. April gaben mir zwei Bauarbeiter einen Sack in die Hand. „Da ist ein ganz wichtiges Gerät drin. Gerhard, bring das doch zu unserer zweiten Baustelle“ so sagten sie. Diese zweite Baustelle lag etwa 200 m entfernt. Als „gehorsames“ Kind nahm ich den Sack über die Schulter und staunte: Das war richtig schwer. Also musste ein ganz wichtiges Gerät dorthin gebracht werden. Ich ging los. Der Sack drückte auf meinen Körper. Ich spüre die Last heute noch an jedem 1. April des Jahres. An der anderen Baustelle angekommen überreichte ich den Sack mit dem „wichtigen Gerät“ den Bauarbeitern. Ich wartete auf einen Dank. Stattdessen gab es ein großes Lachen. „Da bist du aber so richtig in den April geschickt worden“. Da hatte ich es. Meine Naivität und Gutmütigkeit war ausgenutzt worden. Noch heute kann ich nicht wirklich einen Spaß beim „in den April schicken“ finden. Aber Halt! Nach meiner Ordination 1984 war es zweimal der Fall, dass der 1. April an einem Karfreitag gefeiert wurde: 1988 und 1994. Und da hatte ich den Einfall, dieses Kreuzigungsgeschehen mit einem „Aprilscherz“ zu vergleichen. Allein der Gedanke ist doch absurd: Der Sohn Gottes stirbt am Kreuz! Der Sohn des Höchsten wird gequält! Die Mächtigen dieser Zeit haben vor dem Jesus von Nazareth solche Angst, dass sie ihn ans Kreuz schlagen. Der Sieger über die Macht des Todes muss sich scheinbar selbst dem Tod beugen. Wer soll das schon begreifen? Eben keiner! Mit dem Verstand ist das nicht zu fassen. Da braucht es lebendige Erfahrung und Vertrauen in Gott, der mich in eine Beziehung ruft. Deshalb bleibe ich in der Regel ganz ruhig bei Diskussionen mit anderen Menschen, die das Kreuz als reines Marterinstrument hinstellen und eine Bedeutung des Todes von Jesus Christus für uns Menschen strikt ablehnen – es also eher als einen „Aprilscherz“ bezeichnen. Aber das hat der Apostel Paulus schon sehr einprägsam mit folgenden Worten ausgedrückt: „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft. Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sie die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?…Wir aber predigen den gekreuzigten Christus…wir predigen Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1. Korinther 1, 18.20.23a.24b). Ich hoffe dennoch darauf, dass es in diesem Jahr in der Hersbrucker Zeitung keinen Aprilscherz geben wird. Wäre nach meiner Meinung in diesen schweren Zeiten diesmal nicht angebracht.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still – Update 16 am 31.03.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Nada te turbe, nada te espante. Quien a Dios tiene, nada le falta. Nada te turbe, nada te espante: Solo Dios basta“

„Hör Dir doch mal diesen Text an. Der passt doch genau in unsere Situation“. Das waren die Worte meiner Frau am Frühstückstisch. Und dann las sie einen Text von Teresa von Avila. „Das ist doch der Text von dem berühmten Lied aus Taizé“ – war meine Antwort. Und schon haben wir beide angefangen, das Lied zu singen. 1984 wurde das Lied von dem berühmten Musiker Jacques Berthier komponiert, von dem auch viele andere Taizélieder stammen. Ich war im selben Jahr zum zweiten mal dort und erlebte diese besondere Atmosphäre, mit insgesamt fast 10 000 meist jungen Menschen eine Woche zu leben. Das Lied gehört zu den Klassikern von Taizé-Liedern. Und der Impuls meiner Frau hat mich dazu angeleitet, dieses Lied als mein Meditationslied am vergangenen Freitag beim Walken zu nehmen. Hintergrund für diese Zeilen ist aber, dass er eben von der großen Mystikerin Teresa stammt. Sie war eine Zeitgenossin von Katharina von Bora, von der ich gestern ein wenig geschrieben habe. Vor 5 Jahren wurde ihr 500. Geburtstag gefeiert und erst da wurde ich auf ihr wirklich aufmerksam. Sie hatte ein sehr bewegtes Leben. Unter anderem hatte sie 1536 eine 3-tägige Todesstarre. Sie wurde für tot gehalten und das Grab war schon ausgeschaufelt. Sie kam zum Leben zurück und nicht wenige behaupten, dass dies eine Totenauferweckung war. Katharina von Bora – Teresa von Avila. Diese zwei Frauen lebten zur selben Zeit mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen. Aber jede an ihrem von Gott gestellten Platz. Jede nahm ihre Verantwortung war auf die eigene Art und Weise. Und von all den vielen Texten von Teresa ist dieser eine Text nicht nur der vielleicht Bekannteste. Er ist auch wie ein Art Hoffnungszeichen für mich in dieser schweren Zeit. Die dt. Übersetzung lautet nämlich: „Nichts soll dich ängstigen – Nichts dich erschrecken. Alles vergeht. Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott allein genügt„. Diese Hoffnung wünsche ich allen in diesen unsicheren Zeiten.