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Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, update 75 vom 29.05.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Monika Dorn

Der Herr segnet Sie?

Kennen Sie das? Noch bevor Sie morgens ganz wach sind, ist sie schon da, die Furcht vor dem, was der Tag für Sie bringen wird. Vielleicht, weil eine schwierige Aufgabe vor Ihnen liegt oder weil Sie sich in der Arbeit gemobbt oder unverstanden fühlen. Und gleichzeitig ärgern Sie sich über sich selber, weil Sie dem eben nicht „cool“ und selbstbewußt gegenüber treten können.

Ihre Tage sind gefüllt mit vielen Aufgaben und Dingen, die Sie tun müssen oder wollen oder die von außen auf Sie einströmen. Planen Sie in Ihre Tage Pausen ein, in denen Sie Ihre Arbeit stoppen und bewußt Gott präsent sein lassen? Oder vergessen Sie IHN oft in der Hektik unserer schnellen und vollen Zeit?

Haben Sie etwas Schweres erlebt in letzter Zeit? Haben Sie einen lieben Menschen verloren, den Sie vermissen? Oder machen Sie sich große Sorgen um Ihre Gesundheit oder um Ihren Arbeitsplatz? Wie schwer wird da das Herz. Hat Gott da überhaupt noch Platz?

Können Sie am Ende des Tages alles „gut“ sein lassen und Gott hinlegen und es auch bei Gott lassen, in dem Bewußtsein, dass Jesus ja schon alles getragen hat?

So wie Jesus zu seinen Jüngern im Johannesevangelium 14,1 sagt: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“

In der griechischen Originalsprache bedeutet das Wort „Segen“, „jemandem Gutes zusprechen“. Ist Ihnen bewußt, dass Sie von Gott gesegnet sind? Wissen Sie, dass ER Ihnen Gutes zuspricht, was auch immer grad in Ihrem Leben los ist?

Ruth Rau hat das in ihrem Segensgebet so ausgedrückt:

Gott segne Dich!
Gott segne Dich,
wenn Du des Morgens aufstehst,
noch bevor es Dir gelingt,
Dich über den Tag zu ärgern
Oder dich vor ihm zu fürchten.

Gott segne Dich
mitten im Trubel des Alltags,
wenn Du gar nicht dazu kommst,
an IHN zu denken.

Gott segne Dich,
wenn Dir etwas Schweres widerfährt,
noch bevor es sich in Deinem Herzen
festsetzen kann.

Gott segne Dich am Abend
indem er die Schatten des Tages
von Dir nimmt, noch bevor sie sich
in Deine Träume schleichen.

Gott segne Dich in allem,
was Du tust und lässt!

Ruth Rau

Ob Sie das glauben und annehmen, ist an jedem einzelnen Tag Ihre eigene, persönliche Entscheidung.

So kann aus Allem, was das Leben für Sie bereithält, die Gewissheit erwachsen, dass Sie von Gott gesegnet sind und Gutes zugeprochen bekommen.

Der Herr segnet Sie!!

Wen Corona will steht (noch) vieles still, Update 74 vom 28.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich blicke in meinen Kalender. Für den 28.05.2020 steht: 14.30 Uhr Seniorenkreis. Hier in Altensittenbach wird diese wichtige Gruppe ganz selbständig geführt und geleitet. Ich komme nur wenige male im Jahr dazu. Vor allem im Dezember zur Adventsfeier und in der Passionszeit zum Abendmahl bin ich mindestens dabei.

Was mir in der Passionszeit auffällt? Spätestens beim Abendmahl in dieser Gruppe scheint die Sonne. Irgendwie haben die Mitglieder des Seniorenkreises die erste Frühlingssonne gepachtet. Das nütze ich dann sofort aus. Ich stelle nach der Feier des Hl. Abendmahles und nach dem Kaffeetrinken mein E-Piano auf und wir singen gemeinsam vor allem deutsche Volkslieder. „Was? Sie kennen diese Volkslieder gut!“ So war am Anfang die Reaktion. Tatsächlich gehöre ich zu der Generation, die in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts diese Lieder im Musikunterricht gesungen hat. „Der junge Musikant“ war unser Liederbuch und auch in der christlichen Jugendgruppe standen in der „Mundorgel“ viele Volkslieder.

Ich erinnere mich an ein Erlebnis in der sechsten Klasse der Volksschule. Im Januar und im Juni musste jede/r Schüler/-in alleine vorsingen um die Note für das Zeugnis zu erhalten. Die Lehrerin war eine sehr kluge Pädagogin. Sie sagte vorher: „Nicht jeder kann singen. Deshalb bekommt jeder mindestens eine 4, auch wenn er gar nicht singen kann„. Ich weiß noch, dass ich mir jedes Mal das Lied. „Nun ade du mein liebe Heimatland“ ausgesucht habe. Es lag an der Melodie, nicht am Text. Dieses Lied klingt frisch und fröhlich und hat auch ein gutes Tempo. Ich habe die Note 1- erhalten. Ich habe mich ehrlich gesagt gewundert, warum ich nicht eine glatte 1 erhalten habe. Aber vermutlich war und ist meine Stimme beim Singen nicht so ganz gut. Grundsätzlich war ich aber mit der Note natürlich zufrieden.

Ich habe meine Note in Musik während der Schulzeit dann auch mit den theoretischen Prüfungen gesichert. Akkordeon, Klavier und Orgel habe ich gelernt. So interessierte ich mich sehr für theoretische Zusammenhänge bei der Musik, was den Musiklehrern immer freute. Nicht alle Schüler/-innen interessieren sich in der Schule für dieses Fach. Ich habe auch sehr gerne die Choräle im Gottesdienst mitgesungen und dadurch viele Verse auswendig gelernt. Das kommt mir jetzt in den Gottesdiensten während der Coronazeit zugute, wenn ich mit dem E-Piano selbst spielen und teilweise singen muss. Es hat mir auch den Blick geöffnet für die Beziehung mit Gott. In der Bibel wird viel vom „Singen und Loben“ zu Gott berichtet, nicht zuletzt durch die Leviten im Tempel von Jerusalem. Und den Senioren freut es wohl auch, dass ihr Pfarrer die „alten“ Volkslieder kennt und mitsingt. „Jauchzt Gott mit fröhlichem Schall…Lobsinget, lobsinget Gott, lobsinget, lobsinget unserm König“ (Ps 47, 1b.7).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 73 vom 27.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer kennt sie nicht, die Lieder von Paul Gerhard. Ich nenne nur ein paar Beispiele: „Die güldne Sonne“, „Du meine Seele singe“, Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“, „Ich singe dir mit Herz und Mund“, „Nun danket all und bringet Ehr“. Mit diesen Liedern nenne ich jetzt vor allem die, welche in diesen Frühlings- und Sommermonaten Hochkonjunktur haben. Wenn ich im Gesangbuch blättere und fröhliche Lieder such, die meine innere Stimmung zum Ausdruck bringen sollen, dann lande ich immer wieder bei den oben genannten. Ich bin ein Sommertyp und liebe deshalb vor allem die Monate Mai bis August. Herbst und Winter sind nicht meine Jahreszeiten. Schifahren macht mir keinen Spaß und für mich sind die Tage im Winter zu schnell dunkel.

Interessant für mich ist aber die Zeit, in der Paul Gerhardt seine Lieder vor allem schrieb. Er ist am 22.03.1607 am Vorabend des dreißigjährigen Krieges geboren. Vor drei Jahren hatte unsere Kirchengemeinde im Lutherjahr eine Gemeindefahrt nach Wittenberg und wir haben in Grafenhainichen, dem Geburtsort von Paul Gerhardt kurz gehalten. Sein Geburtshaus ist jetzt ein Gemeindehaus der dortigen evangelischen Kirchengemeinde.

Seine Eltern sind in den Wirren des Krieges schon 1619 (Vater) und 1621 (Mutter) gestorben. Er war also relativ schnell Vollwaise. Dennoch begann er mit dem Studium der Theologie in Wittenberg und verdiente sich Geld als Hauslehrer. Die Kriegszeit hat ihn geprägt. Erst nach dem Krieg erhielt er eine Pfarrstelle am 30.11.1651 in Mittenwalde. Es begann seine wohl schönste Zeit im Leben. Ein Lied nach dem anderen wurde geschrieben. Alle diese schönen und freudigen Choräle, die ich oben genannt habe, entstanden 1653 an diesem Ort. Auch seine Hochzeit fiel in diese Zeit. Dieses „Hochgefühl“ änderte sich später und er musste sehr schwere Zeiten durchleben. Von seinen fünf Kindern sind vier gestorben und es gab auch immer wieder endlose Diskussionen um den reformatorischen Glauben. Soll er in die lutherische Richtung gehen oder eher in die calvinistisch-reformierte? In der heutigen Zeit sind diese theologischen Streitigkeiten kaum zu verstehen. Damals kostete es vielen Pfarrern die Pfarrstelle, wenn sie nicht die Richtung des Landesfürsten vertreten haben.

So erging es auch Paul Gerhardt. Er war „eingefleischter“ Lutheraner. Schließlich wechselte er 1668 nach Lübben und lebte dort als Inhaber der Pfarrstelle bis zu seinem Tod am 27.05.1676. Deshalb steht heute sein Name im evangelischen Namenskalender. Heute vor genau 344 Jahren ist er dort gestorben und nahe dem Altar seiner letzten Wirkungsstätte beigesetzt worden. Die Kirche trägt seit 1930 seinen Namen und vielleicht komme ich auch mal dort hin. Ich erkenne aus seinem Leben, dass eigene Kreativität durchaus damit zu tun hat, wie es mir persönlich im Leben geht. Auch Christen müssen sich nicht verstellen. Sie brauchen ihre Gefühle und „seelische Befindlichkeiten“ nicht verstecken. Auch jetzt nicht in der Coronakrise.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 72 vom 26.05.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Das Nachbardorf von meinem Heimatort Habelsee heißt Ohrenbach. Wie das so zwischen Dörfern ist: Es herrschte ein (gesunder?) Konkurrenzkampf zwischen Ohrenbach und Habelsee. Und das, obwohl Ohrenbach mehr als 3-mal so groß war. Etwas abfällig haben wir deshalb zu unserem Nachbardorf „Löffelhausen“ gesagt. Aber wir wollten unbedingt mindestens auch so gut sein in verschiedenen Dingen. Ich erinnere mich an ein Fußballspiel. Ich war damals 16 Jahre alt und stand im Tor. Wie stolz war ich, dass wir 2 : 1 gewonnen haben und ich ein Teil der Siegermannschaft war. Aber eines hatte dieses Dorf uns voraus. Es gab dort offenbar einen größeren Zusammenhalt. Das hat sich etwa in den verschiedenen Vereinen gezeigt.

Unter anderem gab es dort die sog. „Schwarze Schar“. Sie wurde 1974 gegründet und erinnert an den sog. Bauernkrieg während der Reformationszeit. Durch den Ruf von Martin Luther nach politischer und religiöser Freiheit erwachte bei vielen Bauern die Idee, endlich aus Leibeigenschaft und Knechtschaft von den Adligen herauszukommen. Unter anderem bildete sich unter Führung von Florian Geyer der sog. „Schwarze Haufen“. Die Zwölf Artikel wurden 1525 in Memmingen verfasst und waren so etwas wie die erste Menschenrechtserklärung in Europa. Überall bildeten sich regionale Ortsgruppen wie eben die „Schwarze Schar“ von Ohrenbach.

Wie sollte sich Martin Luther zu dieser Bewegung verhalten? Er war vorsichtig und zurückhaltend. Er hatte Angst um die Sache der Reformation. Er wollte keinen Konflikt mit den Fürsten des Landes. Anders dagegen Thomas Müntzer, der ursprünglich auch ein Anhänger von Luther war, sich aber eindeutig auf die Seite der Bauern stellte. Luther schrieb die Schrift „Wider die mordischen und reuberischen Rotten der Bauern“ und erkannte die bevorstehende Niederlage der Bauern. Müntzer dagegen kämpfte aktiv an vorderster Front. Am 27.05.1525 und damit genau heute vor 495 Jahren wurde er in Mühlhausen hingerichtet.

Luther hat die Grausamkeit der Rache der Adligen verurteilt. Aber in Erinnerung bleiben seine Ablehnung der Bauernforderungen und sein „taktierendes“ Verhalten. Hätte er anders gehandelt, wäre die Sache der Reformation vielleicht zu Ende gewesen. So aber hat Luther 1525 viele Anhänger unter dem einfachen Volk verloren und er wurde von den Adligen mehr und mehr abhängig zumal sein Förderer Friedrich der Weise kurz vorher verstorben ist (05.05.1525). „Der Luther hat auch nicht zu uns Bauern gehalten“. Solche Worte höre ich auch heute noch als Beauftragter für Landwirtschaft in den Gesprächen mit Menschen.

Was ist jetzt richtig? Welche Handlungen und Taten sind konkret umzusetzen? Wie viel politisches Taktieren ist nötig und möglich? Auf dieser Welt ist das die Kernfrage bei allen politischen und geistlichen Entscheidungen. Ich erlebe das jetzt auch wieder. Wie sollen Politiker jetzt mit China umgehen, die offenbar das Coronavirus zuerst verschleiert haben um nicht vor anderen bloßgestellt zu werden. Wie viel Wahrheit ist nötig? Wie können Politiker so ins Gespräch kommen, dass auch wirklich etwas erreicht wird? Fragen über Fragen!! Ein Freund hat neulich zu mir gesagt: „Bin ich froh, dass ich in dieser Zeit keine Entscheidungen treffen muss“. Wie hat Jesus im Matthäusevangelium gesagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch“ (Matthäus 7, 12a).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 71 vom 25.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Seit dem 16.03.2020 steht dieses Land und fast die gesamte Welt still. Das laute und oftmals hektische Leben gehört erst mal der Vergangenheit an. Menschen haben sich mit den verschiedenen Maßnahmen abgefunden. Auf der anderen Seite sind jetzt schon über 9 Wochen vergangen. Menschen hoffen darauf, dass es Zeichen für einen Neuanfang geben wird. Am Schlimmsten ist es, wenn sich nur noch Hoffnungslosigkeit breit macht.

Ich denke an das sog. babylonischen Exil des Volkes Israel. Die politisch Verantwortlichen hatten zum Kampf gegen den Babylonier Nebukadnezar auf militärische Hilfe in Form der Ägypter gesetzt und verloren. Juda wurde zur babylonischen Provinz. Der König von Juda musste sich dem Eroberer unterordnen. 10 Jahre später initiierte er dennoch einen Aufstand. Er wurde niedergeschlagen und die Rache des babylonischen Königs war grausam. So ließ er 587 v. Chr. u.a. den von Salomo erbauten Tempel zerstören. Die Bundeslade mit den 10 Geboten aus der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten ist seitdem verschollen. Das Land Israel ist danach verödet und war nicht mehr fruchtbar. Weitere Mitglieder der Oberschicht von Juda wurden nach Babylon verschleppt und die Menschen daheim hatten wenig zum Überleben.

Wo waren Worte der Hoffnung? Wo gab es Zeichen der Verheißung? Sie sind nötig, damit das Warten nicht zu lange wird und nur noch Hoffnungslosigkeit müde und traurig macht. Mitten in dieser schwierigen Situation fallen Worte der Propheten Jeremia auf fruchtbaren Boden: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ (Jer 29, 11). Mitten in dieser Krise diese aufmunternden und aufbauenden Worte. Gott weiß, dass Menschen auch eine zeitliche Perspektive haben wollen und müssen, wann eine Krise vorbeigehen wird.

Diese wurden bei uns in der gegenwärtigen Krise zum ersten Mal nach Ostern und damit genau vier Wochen nach dem Shutdown eingefordert. Damit soll erreicht werden, dass die Menschen die Gegenwart besser aushalten können. Wer ein Ziel sieht, kann den Weg dorthin leichter gehen. Deshalb spricht der Prophet: „So spricht der HERR: Wenn für Babel 70 Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe…Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“ (Jeremia 29, 10.13-14a).

Die Wartezeit vom 16.03.2020 bis zum Tag, da sich diese Situation ändern wird, sind keine 70 Jahre. Heute sind es jetzt 70 Tage. Die Diskussion um eine gesamte Öffnung der Beschränkungen hat durch die Aussagen von Bodo Ramelow, dem Ministerpräsidenten von Thüringen, neue Nahrung erhalten. Immerhin: So langsam aber sicher, scheint Licht am Horizont zu sein, auch wenn vermutlich noch viele Monate und vielleicht auch viele Jahre diese Zeit uns beschäftigen wird. Beim Propheten Jesaja lese ich. „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer“ (Jesaja 54, 10).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 70 vom 24.05.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Pfr. i.R. Ernst Herbert

Befürchten ja, erwarten erst recht!

Als Mitte März auch bei uns in Bayern immer mehr Menschen mit dem Corona-Virus infiziert worden sind, bestand sofort die Gefahr, dass der Festgottesdienst anlässlich des eigenen Konfirmations-Jubiläums am Sonntag vor Pfingsten abgesagt werden könnte. Was alle mit der Zeit immer mehr befürchtet haben, wurde leider bald zur traurigen Gewissheit. Alle Vor-freude auf das Wiedersehen am 24. Mai beim Festgottesdienst und beim anschließenden Treffen in vertrauter Runde war damit wie weggeblasen. Gottesdienste sind seit dem 10. Mai auch in der Altensittenbacher Thomaskirche wieder erlaubt, aber nur in kleiner Zahl, die in einem Sicherheitskonzept festgelegt werden musste.                                           

Das eigene Konfirmationsjubiläum oder das eines Familienangehörigen in diesem Jahr nicht feiern zu können, ist leider längst nicht alles, was wir befürchtet haben und immer noch befürchten. Gott sei Dank sind wir und unsere Angehörigen nicht infiziert, aber wir könnten es noch werden – und das längst nicht immer aus eigener Schuld. Am meisten fürchten wir, dass es unsere Eltern oder ein eigenes Kind bzw. einen guten Freund treffen könnte. Dass nur eingeschränkt Schulunterricht stattfinden kann macht den Eltern Sorgen wie auch den Eltern, dass die Kitas keinen vollen Betrieb leisten dürfen. Immer mehr Menschen – auch in unserer unmittelbaren Umgebung – fürchten leider nicht zu Unrecht um ihren Arbeitsplatz, was viel schlimmer wäre, als in diesem Sommer keinen Auslands-Urlaub machen zu können. Nicht nur die Organisatoren, sondern auch sehr viele Altensittenbacher befürchten, dass es an Pfingsten nichts mit der seit vielen Jahren so beliebten Hans-Görgl-Kirchweih wird oder ringsum mit den Kirchweihen.                                                                                                                

Wir sollten uns jedoch nicht von unseren Sorgen und Ängsten lähmen lassen, sondern uns für stärkende Erwartungen öffnen, die uns in unserem christlichen Glauben zuwachsen können. Die Jubelkonfirmation findet wie jedes Jahr traditionell am Sonntag Exaudi, dem Sonntag vor Pfingsten statt – der Sonntag, der inhaltlich schon deutlich auf Pfingsten bezogen ist. Die christliche Gemeinde gedenkt durch alle Zeiten hindurch – auch dieser Corona-Zeit nicht nur an die damalige Ausgießung des Heiligen Geistes am ersten Pfingsten in der Jerusalemer Urgemeinde, sondern die weltweite Gemeinde Jesu Christi erwartet auch heute in dieser angstmachenden Corona-Zeit das Wirken des Heiligen Geistes.

Wir erwarten als Christen, dass Gott uns nicht allein lässt in unseren Sorgen. Wir erwarten, dass der Psalmsatz, der unserem heutigen Sonntag den lateinischen Namen Exaudi „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe…“ (Ps. 27,7a) gegeben hat, sich auch in diesem Jahr erfüllt, denn die Bitte „Herr, erhöre meine Stimme, wenn ich rufe“ geht weiter mit den Worten „sei mir gnädig und antworte mir. Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen. Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz… denn du bist meine Hilfe, verlass mich nicht“. Dieser Davids-Psalm endet mit den Worten: „Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!“                                                                                                                                                             

Bei allem, was wir in dieser Corona-Zeit realistisch gesehen, leider befürchten müssen, erwarten wir inmitten all unserer Sorgen, dass Gott sein uns immer wieder neu gegebenes Versprechen aus Ps. 50, 15 hält: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten!“ Ja, wir befürchten viel, aber noch mehr erwarten wir, dass unser Gott stärker ist als all unsere Sorgen und Ängste.                                                                                                                                                                          

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 69 vom 23.05.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Der Spuk namens Geisterspiel“. Das war die große Überschrift in der HZ vom 15.05.2020. Darunter ein großes Bild mit einem Geist, der den Schal von Borussia Dortmund um seinen Hals trägt. Was war geschehen? Die DFL (Deutsche-Fußball-Liga) hat sich durchgesetzt und die Bundesliga konnte mit Spielen der ersten und zweiten Bundesliga einen Tag später starten, allerdings ohne Zuschauer und mit allen notwendigen Sicherheitsregeln. Die Spieler werden ständig getestet und müssen aus einer einwöchigen Quarantäne direkt ins Stadion einreisen.

Im Zeitungsartikel gibt es dazu einen sehr interessanten Hinweis. Am Ende wird nämlich auf die „Mutter aller Geisterspiele“ vom 26.01.2004 hingewiesen. Die Clubfans nicht nur in Hersbruck und Umgebung haben dieses Datum wohl in schlechter Erinnerung. Damals spielte der 1. FC Nürnberg in Aachen bei der Alemannia auf dem dortigen Tivoli. Der Grund war damals aber nicht eine Pandemie, sondern eine Verletzung des Nürnberger Trainers Wolfgang Wolf. Ihm war beim ersten Spiel ein Gegenstand auf den Kopf gefallen. Das zog einen Spielabbruch nach sich und das Spiel wurde ohne Zuschauer wiederholt. Es ging mit 2 : 3 für den Club verloren.

Interessant ist für mich eine kleine Nebenbemerkung des damaligen Rundfunkreporters Günther Koch. Er sprach ins Mikrofon: „Hören Sie diese Stille“. Kann ich eine Stille hören? Günther Koch war in seinem anderen Beruf Religionslehrer. Er hat also durchaus Kenntnis von verschiedenen Stellen aus der Bibel. Ich habe die Vermutung, dass er eine der wichtigsten Geschichte aus dem Alten Testament bei seiner Bemerkung im Kopf hatte. Sie steht im ersten Buch der Könige in den Kapiteln 17 – 19. In Israel hatte der damalige König Ahab Isebel geheiratet. Mit ihr wurde der Baalskult hofiert. Er stand in direkter Konfrontation zum Glauben an den Gott Jahwe, der sich Mose gezeigt, das Volk Israel aus Ägypten geführt und durch die Jahre begleitet hat.

Jahwe oder Baal? Es gab keine Kompromisse. Gott beruft Elia zum Propheten. Er stellt sich gegen das Königshaus um Ahab und Isebel. Es kommt unter anderem zum sog. Gottesurteil auf dem Karmel. Die Macht Gottes erweist sich dort eindeutig. Elia aber muss vor den Nachstellungen von Ahab flüchten. Er kommt zum Berg Horeb, an dem Jahwe seinem Volk nach der Flucht aus Ägypten die Gebote gegeben hatte. Elia ist völlig am Ende, steht in einer Lebenskrise und fragt Gott nach seiner Gegenwart. „Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN“! So lautet dessen Antwort.

Aber worin soll Gott erkannt werden? Es kommen verschiedene Zeichen. Ein starker Wind, ein Erdbeben, ein Feuer. Nirgends war die Gegenwart Jahwes zu greifen. Dann aber: „Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen“ (1. Kön 19,12b). So hat es Luther übersetzt. Wörtlich ist damit eine „hörbare Stille“ gemeint. „Sausen“ trifft es also nicht ganz genau. Wie kann das aber so übersetzt werden, dass wir dem ursprünglichen Wortlaut nahe kommen. Ich nehme Unterricht bei dem jüdischen Philosoph Martin Buber. Er übersetzt mit: „Stimme verschwebenden Schweigens“. Gemeint ist also eine Stimme, in der Gott redet und der Mensch hört. Mitten in seiner Lebenskrise, mitten im Zerbruch wird Elia fähig, das Reden Gottes zu erkennen und sich neu von Gott füllen zu lassen. Wo er nicht mehr kann, holt ihn Gott heraus und schenkt ihm neue Kraft. Das ist eine Anleitung zum neuen Leben mit Gott auch für mich mitten in dieser Coronakrise. Und deshalb hat Günther Koch tatsächlich Recht. Es gibt diese „hörende Stille“, allerdings nicht nur im Fußball bei den sog. Geisterspielen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 68 vom 22.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mitten in der Coronakrise ist diese Diskussion aufgeflammt und hat sich am 15.04.2020 nach der Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten verstärkt. „Warum dürfen sich Christen nicht zu Gottesdiensten treffen? Die Argumentation ist: Wenn Menschen in systemrelevante Geschäfte gehen dürfen, dann kann das doch auch für Kirche gelten! Die Ansteckungsgefahr ist bei einem Gottesdienst nicht höher als in bestimmten Geschäften. Die Kirche beugt sich mit ihrer starren Haltung staatlichen Gesetzen, aber sie ist doch nur Gott verantwortlich“.

Manche Christen haben auf die Situation im sog. dritten Reich hingewiesen oder auf die Verfolgungen in kommunistischen Staaten unter sowjetischer Führerschaft. Bis heute werden Christen verfolgt und Nordkorea liegt an erster Stelle im Verfolgungsindex. Haben sich Christen biblisch verhalten, wenn sie sich den staatlichen Vorgaben untergeordnet haben? Seit einer Woche sind jetzt wieder Gottesdienste möglich, aber nur unter strengen Sicherheitsmaßnahmen.

Ich denke an dieser Stelle an die Situation des Volkes Israel vor ungefähr 2.600 Jahren. In dieser Zeit erstarkten die Babylonier und schickten sich an, das gesamte Gebiet im vorderen asiatischen Kontinent zu erobern und zu beherrschen. Sie klopften an die Tür des Landes Juda. Nebukadnezar eroberte Jerusalem zum ersten Mal 597 v. Chr. Judäa wurde eine babylonische Provinz. Viele Menschen aus der Oberschicht wurden nach Babylon deportiert. Jetzt warteten sie auf ein baldiges Ende dieser Gefangenschaft im fremden Land. Sie wollten ein Wort Gottes durch den Propheten Jeremia hören. Vor allem wollten sie ein klares Wort mit einer Vision auf ein baldiges Ende dieser schlimmen Situation. Sie hatten Fragen: Wie sollten sich diese Oberen des Volkes dort verhalten? Sollten sie auf Opposition gehen, passiven Widerstand leisten oder dort mitarbeiten?

Fragen, die sich so manche in der Kirche jetzt auch gestellt haben und die durchaus verschieden beantwortet werden können. Aber Jeremia ist realistisch und seine Botschaft lautet, dass sich die Juden in der Diaspora in Babylon auf eine lange Zeit der Gefangenschaft einstellen sollen. Der Prophet Jeremia schreibt einen Brief, der im Alten Testament nachzulesen ist und für mich ein Impuls für unsere heutige Situation ist: „So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehret euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn es ihr wohl geht, so geht es auch euch wohl“ (Jeremia 29, 4 – 7).

Diese Zeilen zeigen mir, dass Christen mitten hineingenommen sind in die Gesellschaft. Und gerade in schwierigen Zeiten sind sie vermutlich herausgefordert, umso mehr mit den Menschen um sie herum zu leben und für sie zu beten, die Verantwortung tragen. In dieser Coronakrise wird mir deutlich, dass ich als Christ hier in Deutschland nicht verfolgt werde, sondern Teil dieser Gesellschaft in Deutschland und in der Welt bin. Deshalb gilt für mich uneingeschränkt, nicht zu meckern und für Gottesdienste einen Sonderstatus zu fordern, sondern der Stadt Bestes zu suchen. Das heißt für mich konkret: Ich will das Beste für das Umfeld, in dem ich lebe und für den Staat, der versucht, mit allen Mitteln aus dieser Coronakrise herauszukommen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 67 vom 21.05.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Mittwoch, der 13.05.2020. Ich lese die Hersbrucker Zeitung. Die Schlagzeile auf der ersten Seite lautet: „In den Startlöchern. Am Montag dürfen Gaststätten im Freien wieder öffnen“. Auf S. 3 dann ein ausführlicher Bericht. Der Wirt des Hallerndorfer Brauhauses am Kreuzberg im Landkreis Forchheim wird zitiert. Unter anderem sagt er: „Täglich rufen Leute bei uns an und wollen wissen, welche Band bei uns am Vatertag spielt“.

Ich schmunzle. Der Begriff „Vatertag“ für das Fest Christi Himmelfahrt hat sich eingebürgert. Selbst in diesem Jahr ist das so, in dem dieser Tag nicht so gefeiert werden kann wie gewohnt. Früher habe ich mich darüber geärgert und gedacht: Muss denn auch im Land der Reformation solch ein wichtiger Tag wirtschaftlich und gesellschaftlich so vereinnahmt und umbenannt werden?

Mittlerweile sehe ich das gelassener. Im Gegenteil: Ich finde den Namen sogar ganz gut. „Vatertag“. Ja, das ist er. Der Tag des himmlischen Vaters. Der Tag, an dem deutlich wird, dass unser Gott im Himmel seinen Sohn Jesus Christus wieder in die unsichtbare Welt hinaufgezogen hat. Manche stellen sich das ja so vor, als wäre Jesus wie eine Art Weltraumrakete in das Weltall geflogen. So war es aber eben nicht. „Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“ (Apg 1, 9).

Merkwürdig unscheinbar wird das hier beschrieben. Zuerst wurde er offenbar kurz über die Erde aufgehoben. Und dann war Jesus in einem Augenblick weg. Er war und ist eben nicht wie eine Rakete unterwegs, sondern von einem Augenblick zum anderen ist er in der unsichtbaren Welt. Am Fest Christi Himmelfahrt geht es darum zu erkennen, dass es neben dieser sichtbaren Welt auch die unsichtbare Welt gibt. Sie ist unseren Augen verborgen. Jesu Weg in der sichtbaren Welt geht zu Ende und er regiert mit seinem himmlischen Vater in der unsichtbaren Welt.

Ich bin froh und dankbar, dass ich den Leistungskurs Physik in der Kollegstufe des Gymnasiums hatte. Wir haben uns 1976 ein ganzes Halbjahr mit der speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein beschäftigt. Damals ist mir deutlich geworden, wie nahe dran die Bibel an den Thesen dieses besonderen Wissenschaftlers ist. In den letzten Jahren und damit etwa hundert Jahren nach seinen Veröffentlichungen zum Thema beweisen gegenwärtige Physiker seine Theorien. Und die Rede von „Schwarzen Löchern“ gehört fast schon zum Allgemeingut. Es ist ein Begriff aus der „Allgemeinden Relativitätstheorie“ von Einstein.

Der Begriff „Schwarze Löcher“ ist immer einmal Diskussionsgegenstand im Religionsunterricht in der 4. Klasse der Grundschule. Die Schüler/-innen sind interessiert an diesem Thema und ich kann in der Regel sehr gut über sichtbare und unsichtbare Welt mit ihnen sprechen und auch ein paar wissenschaftliche Erkenntnisse weitergeben soweit ich das als Laie von meinem Physikleistungskurs her kann.

„Das Fest Christi Himmelfahrt“. Es ist der „Vatertag“. Es zeigt uns, dass der himmlische Vater von Jesus Christus auch der Herr des Universums ist. Er ist gleichzeitig im Glauben an Jesus mein himmlischer Vater. Er regiert mit seinem Sohn Jesus Christus. Dieser verheißt bei seinem Abschied die Kraft des Heiligen Geistes für die Jünger. Und diese erfahren das genau 10 Tage später am Pfingstfest. „Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol 1, 17).                         

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 66 vom 20.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Sagt mir doch bitte einmal, welche Teile die Bibel hat“. Diese Frage können die Präparanden in der Regel gut beantworten. „Es sind zwei Teile. Das Alte und das Neue Testament“. Ich lasse dann immer das Ende des Alten Testamentes nach dem Buch Maleachi aufschlagen und sage dann: „Legt jetzt mal eure Hand da hinein und vergleicht die beiden Teile der Bibel“. Oft gibt es dann großes Erstaunen. Das Alte Testament macht fast 80 % der gesamten Bibel aus. Ich denke dann immer wieder an Gespräche mit Menschen zurück. „Mir ist nur das Neue Testament wichtig. Da kommt vor allem Jesus vor. Diese ganzen schlimmen Geschichten aus dem Alten Testament sind mir unwichtig und will ich gar nicht lesen“. Ich erkläre dann den Jugendlichen, dass diese beiden Teile aus verschiedenen Einzelbücher bestehen und lasse diese zählen. 39 sind es im Alten Testament und 27 im Neuen Testament. Das ergibt insgesamt 66.

Wie sollen sich Menschen das merken? Ganz einfach! Ich verweise auf den bekannten Schlage von Udo Jürgens und texte: „Mit 66 Büchern da fängt das Leben an. Mit 66 Büchern da hat man Spaß daran. Mit 66 Büchern, da kommt man erst in Schuss. Mit 66 ist noch lange nicht Schluss“. Ich bin tatsächlich verwundert, dass zumindest eine oder einer Udo Jürgens noch kennt. Er ist am 4. Advent 2014 mit 80 Jahren gestorben. Ich weiß nicht, ob dieses Lied eher eine Karikatur auf das Leben im Alter war. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Mann. Seine Aussage war klar. „Dieses Lied von Udo Jürgens ist die größte Lüge, die er jemals gesagt hat. Das Leben im Alter hat zu viele negative Seiten. Ich kann dieses Lied nicht mitsingen“.

Es gibt also durchaus unterschiedliche Meinungen zu Texten von bekannten Sängern. So wie es unterschiedliche Meinungen in dieser Zeit gibt, auch heute bei diesem 66. Update ist das immer noch so bei Kommentaren zum Coronavius. Und unterschiedliche Meinungen zur Bibel gibt es auch. Die einen halten die Bibel für das Buch des Lebens, die anderen für einen alten historischen Schinken,  der in der Reihe mit anderen Büchern des Altertums steht, vielleicht noch wichtige ethische Aussagen als Inhalt hat, aber sonst eher antiquiert in der Sprache wirkt. Vor allem diese eher negative Einstellung zum Alten Testament rührt vermutlich daher, dass die Juden grundsätzlich negativ von vielen Christen beurteilt wurden und leider auch noch werden. In vielen Gehirnen hat sich die Parole des sog. dritten Reiches festgesetzt, dass das Alte Testament ein „Judenbuch“ ist und nichts für Christen.

Aber die Bibel ist die „Urkunde des Glaubens“. Nur von ihr wissen wir mehr über das Handeln Gottes über die Zeiten hinweg. Von der Bibel wissen wir mehr über Jesus, der das Wort Gottes in Person ist. Und durch die Bibel können wir den Weg von Jesus hin zur Gemeinde miterleben. Aber natürlich spricht Gott auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu Menschen. Er spricht in ihre Lebenswirklichkeit hinein. Ich denke dabei oft an den Anfang des Lukasevangeliums. Der Evangelist beginnt sein Evangeliums mit folgenden Worten an Theophilus: „Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Wortes gewesen sind. So habe auch ich es für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es für dich, hochgeehrter Theophilus, in guter Ordnung aufzuschreiben, damit du sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist“ (Lukas 1, 1 – 4).