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Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 34 vom 18.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

In diesem Jahr fällt die Beichte aus„. Diese Überschrift in den Nürnberger Nachrichten hat vor zwei Wochen mein Interesse geweckt. Was war die Botschaft? Viele katholische Christen haben die Tradition, vor allem in der Karwoche zur sog. Ohrenbeichte zu gehen. Der Priester sitzt im Beichtstuhl und nimmt den Gläubigen die persönliche Beichte ab. Seit dem vierten Laterankonzil von 1215 wurde diese Beichtform unter Papst Innozenz III. für alle zur Pflicht. Manche evangelische Christen sind der Meinung, dass diese Art der Beichte eine rein katholische Sitte ist. Aber weit gefehlt! Auch für Martin Luther war diese Form sehr wichtig und er hat diese nicht nur als Augustinermönch praktiziert. Im Kleinen Katechismus betont er das ausdrücklich. „So kannst du zum Beichtiger sprechen. Ich bitte, meine Beichte zu hören und mir die Vergebung zuzusprechen um Gottes willen„. Luther war ein Anhänger dieser Beichtform. Erst die Zeit des Rationalismus des 18. Jahrhunderts hat es geschafft, dass Evangelische fast nur die sog. Allgemeine Beichte kennen. In etlichen evangelischen Kirchen sind bis heute Beichtstühle zu finden wie z.B. in der Stadtkirche Hersbruck oder auch in Luthers Predigerkirche, der Stadtkirche in Wittenberg. Ich selbst habe als Kind und Jugendlicher in meinem Dorf in Mittelfranken die Tradition erfahren, dass zweimal im Jahr Beichte und Abendmahl gefeiert wurde. Öfters war nicht nötig und öfters wäre auch „komisch“ gewesen. Ich erinnere mich an ein Gespräch als Jugendlicher mit einem Erwachsenen, der mir gesagt hat: „In diesem Jahr war ich nur einmal bei Beichte- und Abendmahl. Ich habe nicht so viel gesündigt“. Diesen Satz habe ich bis heute im Kopf. Beichte als quantitative Zählung? Das war für mich schon damals unbegreiflich. Als Pfarrer kann ich mich an etliche persönliche Beichtgespräch erinnern, bei denen Menschen ihr Herz ausgeschüttet haben. Manche konnten dann loslassen und in Frieden sterben. Ich selbst habe diese Privatbeichte geübt und es hat mir immer gut getan. Dass eine solche Beichtform unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit steht, erleichtert das Gespräch. Nicht einmal vor Gericht darf der „Beichtvater“ darüber Aussagen machen, was ihm durchaus in Gewissensnöte bringen kann.

Warum ich das heute schreibe? Heute ist der Samstag vor der Konfirmation. Dieses Fest findet in diesem Jahr nicht am Sonntag nach Ostern statt. Aber meine Gedanken gehen zum Beicht- und Abendmahlsgottesdienst, der heute um 17.00 Uhr hätte stattfinden sollen. Das Thema selbst wird bei einem Treffen während der Konfirmandenzeit an einem Nachmittag besprochen. Dazu kommt noch eine ganze Einheit zum Thema „Jesus vergibt mir meine Schuld“ (siehe Update Nr. 26 zum Karfreitag) an einem Samstag Vormittag. Aber können das Jugendliche verstehen? Habe ich das mit 14 Jahren verstanden? Ich bin da sehr barmherzig und versuche den Jugendlichen das u.a. mit einer besonderen Schreibweise zu vermitteln. Das Wort Beichte kann nämlich auch so geschrieben werden: Be – ich – te. Da wird schnell ein Aspekt der Beichte deutlich: Ich bete. Im Evang. Gesangbuch unter Nr. 884 ist das sehr schön beschrieben: „Die innere Beichte. Im eigenen Beten setzen sich Christen mit dem Anspruch Gottes auseinander und nehmen die eigene Schuld wahr… Sie machen sich bewusst, dass „vor den Engeln Gottes Freude sein wird über einen Sünder, der Buße tut“ (Lukas 15, 10). In der Erinnerung an Gottes Liebe können die Betenden zu der Gewissheit gelangen, dass Gott sie von ihrer Schuld lossagt„. Also auch hier gilt wie schon zum Osterfest: Die Beichte fällt nicht aus. In dieser Coronakrise können andere Formen neu entdeckt werden. Wichtig ist nur: Gott stellt immer wieder die Beziehung zu mir her, wenn diese gestört ist. Er freut sich, wenn Menschen durch Gebet und Beichte diese Beziehung neu leben. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1, 9).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 33 vom 17.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich habe gestern von Erlebnissen bei meiner eigenen Konfirmation vor 48 Jahren geschrieben. Dabei bin ich auf das „Bündel austragen“ eingegangen. Eine Beobachtung möchte ich Ihnen hiermit mitteilen und zum Nachdenken anregen. Unser Dorf war klein und dennoch zweigeteilt. Es gab das Groß-Habelsee und das Klein-Habelsee. In Groß-Habelsee lebten die großen Bauern mit teilweise über 30 ha Landwirtschaft. Das waren für damalige Verhältnisse eben große Bauern. Sie bestimmten mehr oder weniger auch das gesellschaftliche Leben im Dorf. Sie waren im Gemeinderat und im Kirchenvorstand. In Klein-Habelsee waren die Arbeiter zu Hause. Es waren Pendler, die vor allem nach Rothenburg gingen, kleine Handwerksbetriebe und kleine Bauern mit nur ganz wenigen Hektar Eigentum im Nebenerwerb. Beim Austragen der Bündel ist mir damals aufgefallen, dass ich die leckeren Kuchen in die Häuser von Groß-Habelsee mit einem Korb getragen habe, den Kuchen in die Häuser von Klein-Habelsee dagegen in einer festen Papiertüte. Das Leben in den Dörfern kannte Standesunterschiede und das wurde in solchen kleinen Details deutlich. Ich denke, dass dies gar nicht bewusst getan wurde. Erst recht nicht wollten Menschen andere damit kleiner machen. Es war einfach eine bestimmte Tradition, die niemand hinterfragte. Erst vor wenigen Jahren habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen. Sie konnten sich an dieses kleine, aber doch so eindeutige Detail nicht mehr erinnern und haben zu mir gesagt: „Was Du noch so alles von früher weißt“. Deshalb von meiner Seite auch keine Vorwürfe. Ich habe mich daran in unserer Gegenwart erinnert, als ich in der vergangenen Woche in der Zeitung gelesen habe, dass die Fußballer der ersten und zweiten Bundesliga bei den Tests Privilegien erhalten sollen. Alle drei Tage sollen sie getestet werden, während andere lange warten müssen. Eine Hersbruckerin schreibt im Leserbrief am 08.04.2020: „Wer hatte diese Idee? Es gibt zu wenige Coronatests für Ärzte und Krankenhauspersonal. Darum sind vermehrte Tests für Fußballer moralisch völlig unvertretbar. Es wäre für alle Menschen gesünder, auf Fußballer und Fußballspiele zu verzichten, als auf Mediziner und Pflegende“.

Mich erinnert diese Diskussion an eine bestimmte Geschichte aus der Bibel. Johannes und Jakobus waren Söhne von Zebedäus. Sie bzw. ihre Mutter baten Jesus, dass sie im Reich Gottes neben Jesus sitzen können. Aber Jesus lehnt dieses Ansinnen auf besondere Vorrechte ab und verweist darauf, wie es unter seinen Jüngern sein soll: „…sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“ (Matthäus 20, 26 – 28). Und diese Einstellung ist jetzt besonders bitter nötig.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 32 vom 16.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute ist der Donnerstag vor dem Konfirmationssonntag. Bei mir war dieser Tag der 06.04.1972. Ich erinnere mich noch genau daran. „Heute werden die Bündel ausgetragen“ – hat meine Mutter zu mir gesagt. Es war der Brauch (und in manchen Dörfern ist das heute noch so), dass in jedes Haus bestimmte Kuchen von mir als Konfirmanden hingebracht worden sind. Im Korb lagen ein „Schneeballen“, ein Stück „Hefezopf“, ein „Gollopf“ (Gugelhupf), ein „Streuselkuchen“ und ein paar „Küchle“. Das war auch bei anderen Feiern der Fall. Und ich habe mich immer darauf gefreut, obwohl es diese Art Kuchen bei uns in abgespeckter Form jede Woche immer (meine Predigtfreunde mögen es mir verzeihen, aber hier stimmt das Wort „immer“ tatsächlich) am Freitag gab. An diesem Wochentag gab es nie (noch einmal bitte ich meine Predigtfreunde um Verzeihung, auch hier stimmt dieses „nie“ tatsächlich) etwas anderes zum Mittagessen. Besonders war aber: Bei Festen schmeckte das besser als sonst. Warum nur? Eines Tages habe ich meine Mutter danach gefragt. Sie antwortete: „Bei Festlichkeiten sind mehr Zucker und Eier drin. Deshalb schmeckt es besser“. So ging ich kurz vor der Konfirmation in jedes Haus. Bei einem Dorf mit ca 200 Einwohnern und etwa 40 Haushalten war das kein Problem. Ich vermute, dass der eine oder andere Leser das ähnlich erfahren hat. Ich gab mein Bündel ab und erhielt dafür das Konfirmationsgeschenk. Das war damals natürlich noch nicht sehr kostspielig. Vor allem musste es nützlich sein. Jungs erhielten in erster Linie Gläser, Mädchen bekamen vor allem Tortenplatten als „Aussteuer“. Das Problem war, dass fast alle im selben Geschäft in der nahegelegenen Stadt Rothenburg o.T. eingekauft haben. Outdoor-Läden, Non-Food bei ALDI o.ä. gab es noch nicht. Und auch im Internet konnte noch nicht bestellt werden. Es kam so wie es kommen musste, was mir aber damals nichts ausmachte. Ich war eher ein wenig amüsiert. Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne in der Welt der Statistik zu Hause bin. Das war damals schon so. Ich habe die Gläser also gezählt und sortiert. Ich habe 119 Gläser erhalten. Darunter waren besondere Vorrichtungen für Schnapsgläser. Jeweils immer 12 waren auf einem Gestell dabei. Ich habe 5 erhalten. Dazu noch 30 identische Gläser in irgendeiner Folie umwickelt. Immerhin war ich mit insgesamt 60 Schnapsgläsern gut ausstaffiert für den Rest meines Lebens. Ganz ehrlich: Ich habe mich um diese Geschenke nie wirklich gekümmert. Ich weiß nicht, wo sie hingekommen sind. Schnaps trinke ich auch fast nie und nehme ihn höchstens als Desinfektionsmittel. Da hilft er wirklich nach dem Motto: Wenn es brennt, dann hilft es auch. Ich habe mich daran erinnert, dass meine Schwester ein Jahr vorher mehr als 20 Tortenplatten erhalten hat, bei denen auch einige identisch waren. Hat sie nach vielen Jahren auch nur eine Tortenplatte davon benutzt? Ich weiß es nicht!!

Warum ich das schreibe? Ich erinnere mich, dass jetzt viele Menschen helfen und irgendetwas für andere tun wollen. Sie „schenken“ sich dem anderen. Sie wollen etwas Gutes tun. Das ist wirklich toll und ich finde die Bereitschaft dazu, ganz wichtig. Manchmal kann es aber auch sein, dass der andere eine Hilfe ausschlägt, weil er das auch jetzt gar nicht benötigt. Das Diakonische Werk hat uns Pfarrer informiert, dass es mehr Helfer/-innen gibt als Hilfsbedürftige beim Einkaufen und anderen Hilfen. Macht nichts! Es ist vielleicht ein sehr gutes Zeichen dafür, dass bei uns hier in Hersbruck die Nachbarschaftshilfe noch gut funktioniert. Und ich erkenne wieder einmal: Es kommt auf die Haltung und auf die Motivation an. Und die ist – Gott sei Dank – sehr gut. Und ich hoffe, dass der Präsident unserer Bundesrepublik, Frank-Walter Steinmeier in seiner Osteransprache Recht behält: Dieses Miteinander und gegenseitiges Achthaben sollte auch nach dieser schlimmen Zeit weitergehen. Über das Thema „Geschenke“ gibt es in der Bibel viele Stellen. Alle Facetten zu diesem Thema werden angeschnitten. Ich habe vor vielen Jahren dazu einmal gepredigt und denke dabei vor allem an die Geschenke der drei Weisen aus dem Morgenland, die sie Jesus gegeben haben. Im Buch der Chronik im 16. Kapitel lese ich: „Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringt Geschenke und kommt vor ihn und betet den HERR an in heiligem Schmuck“ (1. Chron. 16,29).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 31 vom 15.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Jetzt haben wir alle dieses komische Osterfest auf eine bestimmte Art und Weise gefeiert. Ich habe von Kollegen/-innen und Freunden viele Mails und WhatsApps erhalten, die mich auf bestimmte digitale Formate und kreative Einfälle hingewiesen haben. Drei Angebote haben mich besonders angesprochen. Zum Einen die beiden Ansprachen am Karsamtag abend von Markus Söder und Frank-Walter Steinmeier. Die beiden Politiker haben sich in ihren Reden klar und deutlich zu ihrem Glauben bekannt. So wichtig ihnen Themen sind wie „Umgang mit anderen angesichts der Coronakrise“, „Solidarität zeigen mit anderen Menschen“, „Dank an alle Menschen, die sich diszipliniert an die Regeln halten“, „Dank an die Helfer/-innen, die besonders gefordert sind wie z.B. Krankenschwester und Krankenpfleger“, „Hoffnung geben für die, die in eine wirtschaftliche Notlage kommen“ usw., so haben beide klar und eindeutig davon gesprochen, warum Ostern überhaupt gefeiert wird und dass sie selbst an diesen Gott glauben, der in Jesus Christus gezeigt hat, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Wir leben in einen religiös neutralen Staat. Es ist wichtig, dass Menschen unterschiedlicher Religionen miteinander gut leben können. Aber das heißt eben nicht, dass Politiker nicht zu ihrem eigenen Glauben stehen können. Im Gegenteil: Nur wer selbst weiß, woran er glaubt und das auch nach außen vertritt, nur der ist fähig, den anderen Menschen in seinem Glauben anzunehmen und wertzuschätzen. Da beide Politiker aus zwei verschiedenen Parteien kommen, kann ich das so in aller Offenheit sagen.

Gertrud und Wolfgang Werthner blasen auf der Obstwiese hinter ihrem Haus Choräle in den beginnenden Ostermorgen

Das zweite Beispiel waren die Bläserinnen und Bläser der Posaunenchöre. Der Posaunenchorverband hat dazu ermutigt, dass die Mitglieder der Chöre sich den Mut nehmen und am Ostersonntag von zu Hause spielen. Das ist in vielen Teilen in Bayern und auch in Altensittenbach und Oberkrumbach geschehen. Ich habe mich darüber sehr gefreut.

Emil Raab bläst auf seinen Balkon.

Es ist ja nicht einfach, so ganz alleine zu musizieren. Im Chor klingt das viel besser. Aber darum geht es nicht. Es war ein Zeichen der Auferstehungskraft von Jesus Christus.

Und zum Dritten habe ich eine Überraschung erlebt. Ich gehe am Ostermorgen aus dem Haus und vor mir ist auf dem Gehsteig eine Schrift zu lesen: „Der Herr ist auferstanden„. Meine Frau hat dann dazu geschrieben: „Er ist wahrhaftig auferstanden„. Ich habe dann im Laufe des Tages erfahren, dass zwei junge Frauen aus unserer Gemeinde ab 5.00 Uhr einen „Osterspaziergang“ gemacht und an mehreren Stellen in Hersbruck dieses Osterevangelium auf die Straße geschrieben haben. Jeder auf seine Art und Weise kann in diesen schwierigen Zeiten auch ohne Gottesdienste und Gesprächskreise seinen Glauben so bekennen, dass es nicht aufdringlich wirkt. Denn schon Jesus hat selbst gesagt: „Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater“ (Matthäus 10, 32).

Wenn Corona wil steht (fast) alles still. Update 30 vom 14.04.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Christl Schäfer-Geiger

Von guten Mächten umgeben

„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar….“
Wer kennt es nicht, das Lied von Dietrich Bonhoeffer, das schon viele Menschen durch die schwierigsten Situationen im Leben hindurch getragen hat. Er hat es im Dezember 1944 aus dem Gestapogefängnis als Weihnachtsgruß an seine Verlobte Maria von Wedemeyergeschickt. Gesehen hat er sie danach nicht wieder. Gerade einmal 39 Jahre alt war er, als man ihn vor 75 Jahren, am 9. April 1945 – so kurz bevor der ganze Spuk des Zweiten Weltkriegs endlich ein Ende hatte – auf grausamste Wiese im KZ Flossenbürg gehenkt hat. Wenn die Nationalsozialisten eines konnten, dann war es Menschen zu quälen, ihnen körperliche und seelische Schmerzen zuzufügen. Mit ihm starben die anderen, noch am Leben gebliebenen „Verschwörer“ des Attentats vom 20 Juli 1944, angeordnet auf obersten Befehl eines größenwahnsinnigen Machthabers. 

Welch zarte Worte schreibt Bonhoeffer seiner Verlobten und wie stark sind sie gleichzeitig. Über allem steht sein unerschrockener Glaube an unseren Gott, obwohl er ahnt, was auf ihn zukommt. Zwischen den Zeilen schwingen alle menschlichen Sehnsüchte und Ängste mit, Hoffnung flammt auf, Dunkelheit macht sich breit. Und in all diesen Emotionen flammt das Licht des ewigen Gottes, der in einer Welt voller Unsicherheit als einziger unseren aufgeschreckten Seelen einen Halt geben kann. 

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Auch heute und morgen und übermorgen und…….

Mein Mann, Thomas Geiger, hat mit seinem Kollegen, Jörg Hertle, das KZ in Flossenbürg besucht. Für den Straßenkreuzer, das Nürnberger Sozialmagazin, haben sie eine Reportage über das KZ gemacht, in dem Pastor Dietrich Bonhoeffer starb. 
Wer die Reportage und die Gedanken Thomas Geigers dazu gerne lesen möchte, findet sie hier:

Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 29 vom 13.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund„. Das sind die Worte am Ende der Liturgie des Hl. Abendmahles direkt vor der Austeilung. Das würde ich mir jetzt auch wünschen: dass Gott nur ein einziges Wort spricht und der ganze Coronaspuk wäre vorbei. Aber so einfach geht es nicht (immer). Ich habe beides schon erlebt. Da dauert etwas sehr sehr lange bis Gott eingreift und dann ist es anders gekommen als ich mir das gewünscht habe. Aber ich habe auch schon erlebt, dass Gott unmittelbar und schnell eingegriffen hat. Dieses Wort aus der Abendmahlsliturgie stammt aus der biblischen Geschichte vom „Hauptmann zu Kapernaum“ (Matthäus 8, 5 – 13). Als römischer Hauptmann war es ihm untersagt, mit einem Juden zu sprechen. Das galt auch umgekehrt. Aber weil sein Knecht so krank war, nimmt er allen Mut zusammen, verstößt gegen alle Konventionen und Vorschriften und bittet Jesus um Hilfe. Jesus erfüllt ihm den Wunsch und der Knecht „wurde gesund zu derselben Stunde“ (Matthäus 8, 13). Das erinnert mich an eine Ostergeschichte, die mein Innerstes in einer besonderen Weise berührt. Sie steht in Johannes 20, 11 – 18. Maria von Magdala steht vor dem Grab von Jesus und weint. Im Grab sieht sie zwei Engel und sie fragt die beiden, wo sie „meinen Herrn weggenommen“ haben. Sie dreht sich um und sieht einen Mann. Der Unbekannte fragt, warum sie weint. Maria meint, es sei der Gärtner und antwortet: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, dann will ich ihn holen„. Und dann spricht dieser Unbekannte ein einziges Wort: „Maria„. Dann werden ihr die Augen geöffnet und sie erkennt, dass es Jesus ist. Dieses einzige Wort war die Nennung ihres Namens. Die Schüler in der Grundschule staunen darüber, dass nur der Name die Augen öffnet und die enge Beziehung von Jesus zu ihr wieder hergestellt wird. Mich erinnert das auch an eine Bibelstelle, die oft von Eltern für die Taufe ihres Kindes und von Jugendlichen zu ihrer Konfirmation ausgewählt wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1b). Die Beziehung zu Jesus wird hergestellt, weil ich höre, wie Jesus meinen Namen ruft. Maria wird mitten in ihrer Trauer angesprochen und sie wird fähig, diesen Jesus als den Auferstandenen zu erkennen. Das führt dazu, dass sie neu das Leben beginnen kann und nicht in der Trauer stecken bleibt.

Meine Frau und ich hatten in den Tagen vor dem Palmsonntag ein Seminar bei der Christusbruderschaft in Selbitz geplant. Es ist wegen der Coronakrise ausgefallen. Die beiden Referentinnen haben uns die Texte zugeschickt, die an den Tagen uns begleiten sollten. Ein Text war eine Hinführung zu dieser Ostergeschichte. Eine Referentin wäre Beate Thiessen gewesen, die der/die ein/e oder andere Leser/-in kennen wird, weil sie bis vor einem Jahr in Hersbruck gelebt hat. Sie nimmt Bezug auf die Schriftmeditation nach Ignatius von Loyola und gibt Impulse. Ich zitiere daraus: „Ich stelle mir die Szene dort vor dem Grab ganz anschaulich vor: die weinende Maria, die Engel im Grab, die Umgebung, den ganzen „Schauplatz“ des Geschehens. Ich tue das mit all meinen Sinnen: Was sehe ich, was höre ich, was rieche ich? Vielleicht finde ich auch selber einen Platz darin? Ich höre und sehe, was geschieht und wie die beiden miteinander im Gespräch sind. Ich bin mit hineingenommen, erlebe mit…Was regt sich dabei in mir? Ich sehe und höre ihrem Gespräch weiter zu. Wieder stelle ich mir die Situation ganz anschaulich vor. Ich schaue zu, erlebe mit und lass das auf mich wirken, was Jesus Maria sagt. Auch versuche ich zu erspüren, welche Wirkung seine Worte auf mich haben“. Beate Thiessen hat mir erlaubt, Teile ihrer Texte hier abzudrucken. Ich danke herzlich dafür und verweise auf ihre Homepage, auf der sich neben vielen anderen Impulsen auch diese Meditation zum Thema findet unter www.beate-thiessen.de. Für mich ist insgesamt interessant, wie bei diesem Text eine Brücke vom Alten Testament (Prophet Jesaja) zum Neuen Testament (Evangelisten Matthäus und Johannes) geschlagen wird. Und wie mitten in den Krisen, Ängsten, Trauer und Hoffnungen dieser verschiedener Menschen die Gegenwart von Gott und Jesus erkannt wird. Denn am Ende dieser Ostergeschichte heißt es: „Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt“ (Jo 20, 18).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 28 vom 12.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden„. Das ist der Ostergruß der Christen seit vielen Jahrhunderten. Ich vermisse in diesem Jahr vor allem die Osternacht. Seit 1983 habe ich sie jedes Jahr gefeiert. Viele verschiedene liturgische Formen habe ich mit Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen verwendet. In jeder Kirchengemeinde meiner Tätigkeit gab es andere Traditionen. Bei zwei Gemeinden wurde dieser besondere Gottesdienst eingeführt. Vor allem vermisse ich den Wechsel von Nacht zum Morgen, von der Dunkelheit zum Licht. Wir drücken das in Altensittenbach neben dem Hereintragen des Osterlichtes vor allem damit aus, dass wir innerhalb der Liturgie den Altar schmücken, die Glocken läuten lassen und ich den schwarzen Talar ausziehe und den weißen Talar anziehe. Langsam steigt dann auch die Sonne auf und der Ostermorgen erwacht. Mir fehlt das heute und mir kommen auch ein paar Tränen beim Schreiben dieser Zeilen. Ich denke dann vor allem an zwei Osterauferstehungsfeiern in meinem Leben zurück. Am 23.03.2008 war diese Feier noch vor der Zeitumstellung, was vorher in meinem Leben nie der Fall war. Nach der Feier des Hl. Abendmahles und dem Segen gingen wir aus der Kirche und es lag Schnee. Dabei hatte es fast den gesamten Winter nicht geschneit und ich hatte erst zwei Tage vorher am Karfreitag die Schneeschippe zum ersten Mal in der Hand gehabt. Der Gang zum Hochziehen der Osterfahne im Schnee. Das bleibt in Erinnerung.

Im Hintergrund sieht man sogar noch die kleinen Schneehaufen vom Räumen. Mein weißer Bart stammt allerdings (leider) nicht vom Schnee!!!

Eine weitere sehr intensive Erfahrung war für mich die Osterauferstehungsfeier als Teilnehmer im Gartengrab in Jerusalem am 26.03.1978. Ich habe in meinen vorherigen Updates mehrmals von Erlebnissen auf dieser 4-wöchigen Reise in Israel geschrieben. Ostern – das Fest der Auferstehungsfeier von Jesus – der Tod hat endgültig seine Macht verloren – das Leben siegt – Christus ist stärker als alle Macht der Finsternis. Und das in Jerusalem, am Ort des Geschehens vor fast 2000 Jahren. Auch wenn dieses Gartengrab erst im 3. oder 4. Jahrhundert so gebaut worden ist, so hilft der Anblick zu verstehen, wie solch ein Grab damals ausgesehen hat. Es ist dem Josef von Arimatäa zu verdanken, dass Jesus nicht in eine Massengrab kam wie andere Schwerverbrecher, die am Kreuz hingerichtet worden sind. Er hat Jesus in sein privates Felsengrab gelegt, das sich nur Reiche leisten konnten. So ist dieser Mann ein Bindeglied der Osterbotschaft geworden. Der Engel verkündigt die Osterbotschaft: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“. (Lukas 24, 5b – 6a). Und am Felsengrab von Jesus ereignet sich vor fast 2000 Jahren eine ganz besondere Ostergeschichte. Für mich die Ostergeschichte von damals, die mich am stärksten berührt. Aber davon dann morgen.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 27 vom 11.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute endet mit dem Karsamstag die Passionszeit. Sie war ganz anders als ich das sonst gewöhnt war. Am Beginn standen noch die Reden zum politischen Aschermittwoch. Aber gleich danach zog der Coronavirus wie ein unsichtbarer Sturm herauf. Der Starkbockanstich wurde schon verschoben. Mir fällt auf, wie diese Zeit auch in meiner Gedankenwelt von politischen und kabarettistischen Veranstaltungen durchzogen ist. Wo bleibt der Gedanke an das Leiden und Sterben von Jesus? Ich gehe noch einmal in die Thomaskirche, bleibe am Altar stehen und schaue nach vorne. Ich sehe das violette Parament (Altartuch).

Violett ist die Farbe der Buße und Erneuerung. Nur noch am Buß- und Bettag (Wer sieht dieses Altartuch noch, nachdem dieser Tag seit 1994 kein gesetzlicher Feiertag mehr ist?) und in der Adventszeit leuchtet diese liturgische Farbe. Mir fällt auf, dass mir der biblische Text auf dem Tuch ins Auge springt. Ist mir noch nie aufgefallen, was ich jetzt lese. Ein Wort von Jesus: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Dieses biblische Wort geht dann weiter mit den Worten: „Ich will euch erquicken„.(Matthäus 11, 28). Ich ärgere mich zuerst, dass ich in all den Jahren hier nie richtig auf dieses Parament geachtet habe. Diesmal ist das anders. Ich denke: Der Text trifft ins Schwarze. Genau so ist es. Das gilt es jetzt zu tun neben all den weltlichen Überlegungen wie es wirtschaftlich und persönlich weitergehen kann. Zu Jesus kommen! Einzugestehen, dass mein Leben nicht immer auf der Sonnenseite sein kann. Ich bin oft genug ein „Mühseliger“ und „Beladener“. Mir fällt ein, wie ich am Karsamstag 1978 in der Grabeskirche in Jerusalem war. Nach dem Eingangstor geht es rechts hoch zur Schädelstätte (Golgata). Dort also wurden die schlimmsten Verbrecher hingerichtet. Und darunter war auch Jesus. Aber was hatte er getan, dass er mit dem grausamsten Tod sterben musste? Am Kreuz! Erstickt sind die so Gehängten am Ende ihres Lebens, weil sie sich nicht mehr hochziehen konnten. Und dann gehen meine Gedanken jetzt wieder zurück an Zeitungsmeldungen, wie Coronakranke nach Luft ringen und beatmet werden müssen. Und wenn das nicht mehr hilft, dann gibt es hoffentlich Schmerzmittel, welche die Sterbenden in die Bewusstlosigkeit bringen und sie in Frieden gehen können. Diese Hilfen hatten die Gekreuzigten damals nicht. Sie haben nach Atem gerungen bis zum bitteren Ende. Kein schöner Text am heutigen Karsamstag für Sie als Leser/-in. Aber ich schreibe, was mir gerade kommt. Und dazu gehört auch, dass dieser Jesus diesen sog. Heilandsruf auch noch heute hinausschreit, vielleicht mehr denn je: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken„.

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 26 vom 10.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Konfirmation bei uns in Altensittenbach sollte am 19.04.2020 stattfinden. Sie ist abgesagt worden. Meine Gedanken gehen zurück an das letzte Samstagtreffen mit der Gruppe. Wie immer kurz vor der Konfirmation stand als Thema auf dem Programm: „Jesus vergibt mir meine Schuld“. In der Regel wählen wir als Einstieg die Überlegung, wo Jugendliche sich sonst nicht so ganz an Recht und Ordnung halten. Also z.B. „Ich schreibe in der Schule ab“, „Ich gehe bei rot über die Ampel“, „Ich fälsche eine Schulnote“ usw. Dann versuchen wir den Übergang zu finden, dass es bei diesem Thema weniger um moralische Schuld geht oder um bestimmte Übertretungen bei weltlichen Gesetzen. Es geht vielmehr darum, dass die Beziehung von Gott zu uns Menschen unterbrochen ist. Es geht darum, dass Jesus durch sein Leben und Sterben am Kreuz diese Beziehung zu Gott wieder in Ordnung bringt und mir vergeben wird. Ich muss nicht mit Schuldgefühlen weiterleben. Vor einigen Jahren haben wir uns dabei als Impuls ausgedacht, dass die Jugendlichen Jesus wie einen Verbrecher suchen sollten ohne dass sie das vorher wissen. Früher war es ja so, dass Steckbriefe ausgehändigt wurden. Ich selbst erinnere mich an die RAF-Zeiten in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. In jedem noch so kleinen Dorf hingen die Plakate mit Bildern und Texten der Gesuchten aus. Gesagt, getan. Wir geben den Konfirmanden solch einen „WANTED-Zettel“ und sie sollten aufgrund eines Textes den Verbrecher malen, so dass das gesamte Blatt ausgehängt werden könnte. Der Text des Verbrechers lautet: „Er ist weder stattlich noch schön. Wir fanden ihn unansehnlich und er gefiel uns nicht. Er wurde von allen verachtet und gemieden. Er war von Krankheit und Schmerzen gezeichnet. Seinen Anblick konnten wir kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen und haben ihn verachtet„. Im Folgenden ein Bild, das ein Konfirmand in diesem Jahr gezeichnet hat.

Sieht doch ganz schön furchterregend aus, oder?

Jede/r aus der Gruppe malt sein Bild, legt es auf den Boden und erklärt es. Wenn das alle getan haben, kommt ein/e Mitarbeiter/-in und legt ein Bild mit Jesus am Kreuz hin und ich sage: „Ihr habt jetzt Jesus gemalt“. Großes Erstaunen – Stille – danach nur ein paar wenige Kommentare. Die innere Vorstellung vom Aussehen des Gesuchten und die Auflösung ist nur schwer zu begreifen. Die Beschreibung des Gesuchten sind Worte aus Jes 53, 2b – 3 nach der „Hoffnung für alle“. Dieses sog. vierte Gottesknechtlied beim Propheten Jesaja hat schon den Christen in der „Urgemeinde“ ermöglicht, das Kreuzigungsgeschehen zu begreifen und in einen Zusammenhang mit der Verheißungsgeschichte Gottes zu bringen. Sie erkannten: Das, was mit unserem Meister (Rabbi) geschehen ist, können wir als Erfüllung der Worte aus dem Alten Testament begreifen. Das hilft auch mir, den heutigen Karfreitag so anzunehmen, wie das im Neuen Testament beschrieben ist. Es hilft mir, den Sinn des Kreuzes zu verstehen. Interessant ist für mich, dass dieses mal etliche Konfirmanden den Gesuchten mit „Teufelshörner“ gemalt haben. Haben Sie das eher aus Spaß gemacht? Oder haben Sie unbewusst etwas davon gespürt, dass dieser Gesuchte also Jesus – etwas mit der Macht der Finsternis zu tun hat und wie er diese durch den Kreuzestod besiegt hat.

Das wollte ich bei unserem letzten Treffen noch fragen. Dazu ist es aber leider durch die Coronakrise nicht mehr gekommen.

„Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt (Jes 53, 4 – 5).

Wenn Corona will, steht (fast) alles still, Update 25 vom 09.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heute feiern Christen den Gründonnerstag. Sie erinnern sich an die Einsetzung des Hl. Abendmahles durch Jesus am Tag bevor er starb. Mit der Taufe gehört diese Feier zu den beiden Sakramenten in der evangelischen Kirche. Während die Taufe ein einmaliges Ereignis ist, das die Neugeburt in Jesus Christus symbolisiert, sollen und dürfen Christen das Hl. Abendmahl immer wieder feiern. Jesus sagt selbst zu seinen Jüngern: „Das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22, 19b). Für mich interessant: Der Verräter Judas war auch mit dabei. Er war nicht davon ausgeschlossen. „Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch (Lukas 22, 21). Bei der Feier des Hl. Abendmahles will ich deshalb ein weites Herz haben und nicht engführend sein. Ein Freund und Kollege von mir war am letzten „Gottesdienstsonntag“, den 15.03.2020 in Oberkrumbach im Gottesdienst und hat die Kanzelabkündigung des Landesbischofes gehört. Das hat ihn dazu veranlasst, grundsätzliche Aussagen zum Thema auf Facebook zu schreiben. Dort heißt es u.a.: „Im Heiligen Mahl, in der Eucharistie, feiert die Gemeinde Christus in ihrer Mitte. Er kommt zu den Seinen. Er gibt ihnen sein Leben. Das Heilige Mahl ist ein Lebensmahl. Es ist Ausdruck der Lebensfreude. Wenn wir Christus essen und trinken, dann haben wir Anteil an seinem Leben. Sein Leib wird zu unserem Leib. Das ist die Wandlung!…Heilmittel der Unsterblichkeit. So wird in der Tradition das Heilige Mahl auch bezeichnet. Denn es gibt uns Anteil an Christus. Sen Leben ist unser Leben. Es weist über die Grenzen des biologischen Lebens hinaus„. In den weiteren Ausführung weist er darauf hin, dass der Coronavirus in sich die Chance trägt, neue Formen des Gottesdienstes zu finden. Er nennt die „Hausgottesdienste, wie sie in der frühen Kirche üblich waren„, die z.B. auch „die Gestalt des Haus- bzw. Familienabendmahles haben“ können. Das erinnert mich daran, dass mein Frau und ich in schwierigen Zeiten das oft praktiziert haben und jetzt auch wieder täglich feiern. Da muss es keine ausgefeilte Liturgie geben. Jeder von Ihnen als Leser/-in kann das in der eigenen Familie praktizieren. Auf den Tisch steht ein kleines Gefäß mit Wein, daneben ein kleiner Teller mit Brot. Es kann auch eine Kerze angezündet oder ein Kreuz hingestellt werden. Einer oder alle sprechen die Einsetzungsworte. Sie finden sich im Gesangbuch unter EG 905, 5 (Hauptstück 5 im Kleinen Katechismus). Danach geben Sie sich gegenseitig Brot und Wein weiter mit den sog. Spendeformeln („Für dich gegeben“, „Für dich vergossen“). Danach kann ein Gebet gesprochen werden so wie sich das z.B. im EG unter Nr. 677 findet. Danach das Vaterunser und einen gemeinsamen Segen, der ganz einfach lauten kann: „Es segne und behüte uns der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist“. Grundsätzlich finde ich alle Texte auf EG 677 sehr gut. Aber Gott schaut da nicht auf eine genaue Form, sondern er schaut auf das Herz des Einzelnen, der das Heilige Abendmahl feiert. Manche verbinden das auch mit einem Abendessen und feiern dann das sog. Agapemahl. In Altensittenbach habe wir gelegentlich das bei den sog. „Sonntagsbegrüßungsfeiern“ praktiziert. Solch eine häusliche Form trägt nicht nur in Coronazeiten.

Der Link für die Ausführungen meines Kollegen: