Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 283 vom 23.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wie sieht das Christkind aus?

Morgen ist der 24.12.2020. Heiliger Abend. Ein Tag, der für einen Pfarrer zu den wichtigsten Tagen zählt. Manche Menschen sagen zu mir: „Ich will sie da gar nicht stören. Sie haben da ja so viel zu tun“. Stimmt. Auf der anderen Seite muss ich nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden. Lieder und Predigtgedanken ähneln sich Jahr für Jahr. Ein wenig gilt wohl für jeden Pfarrer das Motto: „Alle Jahr wieder kommen die Gottesdienste um das Christfest“. Außerdem stehen bei mir spätestens am 23.12. alle Predigten, Abläufe und Gebete.

Heute schreibe ich über eine Erinnerung aus meiner Kindheit. Ich komme aus der evangelischen Gegend um Rothenburg o/T. Die Christvesper war immer um 18.00 Uhr. Vorher mussten wichtige Arbeiten erledigt werden. Getreide schroten – kurzes Mittagessen – im Stall mithelfen – Kirchgang – zu Hause Plätzchen essen. Es war ein eingespielter Vorgang.

Als ich ein kleines Kind mit etwa 5 Jahren war, gab es noch eine besondere Situation. Ein oder zwei Mädchen von ungefähr 10 Jahren gingen von Haus zu Haus im weißen Gewand und mit Flügeln auf dem Rücken. „Das ist das Christkind“ wurde mir gesagt. Sie brachten ganz kleine Geschenke mit. Danach folgte eine Aufforderung, das Vaterunser zu beten. Das war für mich schon als kleines Kind kein Problem. Ich bin jeden Sonntag im Gottesdienst dabei gewesen und habe am Abend dieses Gebet gesprochen. Nach dem „Aufsagen“ des Vaterunsers wurde ich gelobt. Auch bei meinen Geschwistern war das so.

Aber war diese Tradition auch gut? Vielleicht haben mir und anderen Kindern die Knie beim Aufsagen gezittert? Vielleicht kam etwas in mein Leben hinein, das den Glauben an Jesus mit „Lernen“ und „richtigem Aufsagen“ in Verbindung gebracht hat? Da wird Glauben an Jesus schnell bewertet mit „richtig“ oder „falsch“. Dann entwickelt sich vor allem ein „verkopfter“ Glaube. Dabei bin ich gar nicht dagegen, dass Menschen Texte kennen und lernen, die andere Christen geschrieben haben oder in der Bibel stehen. Aber Glaube als Beziehung bedeutet doch noch etwas anderes: sein Herz öffnen und die Liebe Gottes in sich spüren. Denn er selbst, Gott, ist zu uns gekommen ohne jegliche Vorbedingung.

Hanna Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt: „Gott hat sich so klein gemacht, dass wir ihn empfangen können: im Stall, in der Krippe, in Brot und Wein. Unfassbares Geschehen der Entäußerung Gottes“.

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