Archiv für das Jahr: 2020

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 150 vom 12.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gott ist Herr über das Universum

Ich war in großer Erwartung. Und ich konnte es mir auch nicht wirklich vorstellen. Am Samstag vorher bin ich auf dem Dorffest bei meiner Andacht darauf eingegangen. Es war tagelang Gesprächsthema Nr. 1. Vor allem sollte es sich erst wieder am 11.08.1999 zog sich mit dem Kernschatten durch das Ries und ich war mitten drin. Ein überwältigender Augenblick. Unbeschreiblich und unfassbar. Dass der Mond genauso vor der Sonne steht, dass dieser kleine Körper den riesengroßen Stern total verdeckt.

Meine Familie hat den Kernschatten an drei verschiedenen Orten erlebt. Unsere ältere Tochter in Cornwall, unsere jüngere Tochter in Rumänien und wir im schwäbischen Ries. Ich habe gelesen, dass Wissenschaftler mal an einer totalen Sonnenfinsternis bei Ureinwohnern in Australien waren. Sie hatten den Eingeborenen dieses Ereignis genau auf die Sekunde vorausgesagt. Diese staunten darüber und haben die Forscher wie Götter verehrt. So eine Vorstellung von der Sonne haben das übrigens auch die Juden in der babylonischen Gefangenschaft erlebt. Die Babylonier waren in der Astronomie schon sehr weit und kannten im achten Jahrhundert vor Christus das heliozentrische Weltbild. Sie wussten, dass die Erde sich um die Sonne dreht und dass es Planeten gibt. Sie haben das Jahr mit den 12 Monaten eingeführt und kannten die Gesetze der Jahreszeiten. Weil die Sonne so im Mittelpunkt stand, meinten sie, die Sonne wäre ein Gott.

Dagegen haben sich dann aber die Juden gewehrt. Für sie war ihr Gott Jahwe, der alles in der Hand hat und diese Welt regiert. Und das wurde schon im Schöpfungsbericht ganz am Anfang der Bibel zum Ausdruck gebracht: „Und Gott machte zwei große Lichter. Ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne“ (1. Mose 1, 16). Im hebr. Urtext steht für „Lichter“  das deutsche Wort „Lampe“. Es trifft den Kern. So wichtig Sonne und Mond auch sind. Sie sind Lampen, die von Gott gesetzt sind. Er hat alles im Griff. Und das gilt auch für die gegenwärtige Coronapandemie.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, update 149 vom 11.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Bratwurst macht den konfessionellen Unterschied

Es war eine meiner interessantesten Erfahrungen beim Dorffest Altensittenbach. Der Unterschied zwischen Katholisch und Evangelisch liegt in der Bratwurst. Wer hätte das gedacht? Ich zitiere dazu aus meiner Predigt zum Dorffest am 07.08.2004: „In den Nürnberger Nachrichten vom 05.07.2004 erschien ein Artikel unter der Überschrift. „Die besten Bratwürste sind evangelisch“. Der Buchautor Heinrich Höller fand beim wohligen Nachsinnen über die kulinarischen Freuden heraus, dass er sich alle Bratwürste, die ihm geschmeckt hatten, in evangelischen Regionen Frankens einverleibt hatte. Er forschte weiter und entdeckte den Grund. In katholischen Gegenden ist der Brätanteil sehr hoch. Hoch dosiertes Brät enthalten z.B. jene Bratlinge, die unter dem Namen „Schweinswürstl“ südlich der Donau serviert werden. Die ideale Protestantenwurst enthält überhaupt kein Brät, sondern kommt aus dem Fleischwolf und ist freigiebig mit Majoran gewürzt. Es soll sogar einen Metzgerladen geben, in dem könne man heute noch evangelische oder katholische Bratwürste verlangen, ohne dass die Verkäuferin mit der Wimper zuckt. Die Größte im Lande ist die Kleinste: die Nürnberger Rostbratwurst. Natürlich ist sie zu finden in der ehemaligen freien Reichsstadt, die als einer der ersten zu Beginn der Reformation evangelisch wurde (1525).

Ach, endlich wissen wir es! Der Unterschied in den Konfessionen liegt an der Bratwurst. Wenn wir sonst keine Sorgen haben!! Wir hätten uns fast 500 Jahre Trennung in Katholisch und Evangelisch ersparen könne, wenn wir gegenseitig die andere Bratwurst ohne Vorurteile gegessen hätten. Der ganze Streit um theologische Unterschiedlichkeiten löst sich in der Bratwurst auf: mit oder ohne Brät – wie hätten Sie es gerne? Wie viel Streit könnten wir uns ersparen, wie viele lieblose Worte müssten nicht fallen, wie viel sinnloses Aufbegehren könnte entfallen. Wir essen miteinander Bratwurst – egal ob es ein evangelisches oder ein katholisches Exemplar ist – und vertragen uns…so gesehen gilt: Sie sind als Besucher hier am Dorffest am richtigen Platz. Alt und Jung, Katholisch und Evangelische und Menschen, die sonst noch in irgendeine Schublade gesteckt werden, kommen zusammen. Sie feiern und reden miteinander. Sie lassen sich Kuchen und Bratwürste schmecken. Wohl dem, der das genießen kann und keine anderen Sorgen hat als die, dass der konfessionelle Unterschied zwischen Katholisch und Evangelisch in den Bratwürsten liegt.

Ich jedenfalls verspeise jetzt gleich eine Bratwurst. Eine Evangelische? Natürlich, nicht weil ich evangelischer Pfarrer bin, sondern weil ich hier in Franken lebe. Aber wenn diese Bratwurst katholisch wäre, würde ich sie auch mit dem gleichen Appetit essen. Sogar als evangelischer Pfarrer, oder vielleicht gerade deshalb.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 148 vom 10.08.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Emil Raab

Aufeinander zugehen, nicht aufeinander losgehen

Das erste Dorffest fand in Altensittenbach am 8. August 1992 statt. Es beteiligten sich 12 Verein bzw. Gruppen. Im Dorffestkomitee (bestehend aus den Vorständen der Vereine) gab es – wie sollte es auch anders sein – ab und an verschiedene Meinungen über die Verwendung der „Spende“.

Deshalb genehmigte sich das Komitee am 31. Juli 1995 eine Satzung. In dieser findet sich ein Zitat von Altbürgermeister Endres: „Aufeinander zugehen, nicht aufeinander losgehen“. Im Lauf der Jahre änderten sich die Personen und die Meinungen im Komitee. Neue Vorstände rückten in den Vereinen nach. Es wurde immer schwieriger, die notwendigen Mitarbeiter/-innen zu begeistern und zu bekommen. In den Jahren 2005 und 2006 musste das Dorffest wegen schlechten Wetters abgesagt werden. Eine Weiterführung des Dorffestes war nicht mehr möglich und so beschloss das Komitee in der Sitzung am 30.08.2008 einstimmig die Auflösung der Dorffestgemeinschaft.

Ich denke an die Zeit nach Corona und mir fällt eine Kindheitserinnerung ein. An langen Wintertagen spielte mein Vater mit seiner Geige Kirchenlieder und meine Mutter sang dazu. In guter Erinnerung habe ich das Lied EG 596:

Harre, meine Seele, harre des Herrn; alles ihm befehle, hilft er doch so gern! Sei unverzagt, bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach. In allen Stürmen, in aller Not wird er dich beschirmen, der treue Gott!

Harre, meine Seele, harre des Herrn; alles ihm befehle, hilft er doch so gern! Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht; größer als der Helfer ist die Not ja nicht! Ewige Treue, Retter in Not, rett auch unsre Seele, du treuer Gott!“

Bleiben Sie gesund!

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 147 vom 09.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Miteinander feiern

Heute haben wir das zweite Wochenende im August. Bis vor gut 15 Jahren war das für die Altensittenbacher eine besondere Zeit. Sie feierten das Dorffest. Als ich 1996 im Herbst hierhergekommen bin, wurde mir das schon bei den Grußworten nach dem Einführungsgottesdienst vorangekündigt. Ich wartete also fast 10 Monaten auf diesen großen Tag. Dann war es so weit. Die insgesamt 12 damaligen Vereine des Dorfes bereiteten alles vor und es herrschte eine angenehme Atmosphäre. Ich erinnere mich an viele Gespräche am Biertisch. Am Abend gab es Livemusik und das gesamte Dorf präsentierte sich als Einheit. Neben dem Grußwort des Bürgermeisters konnte ich als Pfarrer eine kleine Andacht halten. Ein Drittel des Gesamterlöses des Festes wurde einem guten Zweck gespendet wie z.B. auch der Diakonie. Einmal wurde mit der Spende in unserer Kirchengemeinde ein neuer Kelch angeschafft, weil ein sehr alter nicht mehr benutzt werden konnte. Diese Spende des Dorffestes hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass der neue Kelch finanziert werden konnte. Noch heute bin ich allen Verantwortlichen dafür dankbar.

Nach etwa 5 bis 7 Jahren habe ich aber gemerkt, dass die Begeisterung nachließ. Fast jeder Verein hatte mittlerweile sein eigenes „kleines“ Fest. Der Hersbrucker Ortsteil „Altensittenbach“ fällt auch flächenmäßig auseinander und ist kein Dorf mehr im klassischen Sinn. Das große Neubaugebiet im Hirtenbühl Richtung Reichenschwand zeigt das deutlich. Mittlerweile wurde und wird dieser Ortsteil noch zweimal erweitert. Der Zusammenhalt eines Dorfes ist kaum mehr zu erkennen. Die einzelnen Vereine kämpfen teilweise ums Überleben. Das gilt vor allem für die Vereine, die schon weit über 100 Jahre alt sind. Neue Vereine kennen diese Tradition des „Dorffestes“ nicht mehr bzw. wollen dies auch nicht mehr beleben. Auf der einen Seite ist dies zu bedauern, auf der anderen Seite ist das auch hinzunehmen. Dinge und Situationen verändern sich. Alle Zeiten haben ihre eigenen Gesetze und Formen. Gute alte Traditionen gehen zu Ende. Auf der anderen Seite ist das klaglos hinzunehmen. In Nostalgie zu verfallen, wäre schlimm. Es ist eben so wie es ist und es gilt, das Beste daraus zu machen.

Das gilt auch für die Kirchengemeinde Altensittenbach. Und es fällt mir nicht immer leicht, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen zusammenzubringen. Letztlich steht das alles auch in Gottes Hand. Aber immerhin eines habe ich bei der Vorbereitung für eine Andacht auf dem Dorffest gelernt: Der Unterschied zwischen Katholisch und Evangelisch liegt in der Bratwurst. Aber davon dann übermorgen mehr.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 146 vom 08.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was macht ein Landpfarrer denn so?

Es ist irgendwann im März 1995. Das Telefon im Pfarramt Alerheim klingelt. Ich gehe ran und melde mich. Am anderen Ende meldet sich der bayrische Rundfunk. Eine ruhige Frauenstimme erzählt mir, dass sie Rundfunkjournalistin ist. Sie möchte mit mir gerne eine Reportage zum „Augsburger Friedensfest“ machen. Jedes Jahr wird an diesem Tag eine einstündige Reportage über eine Person gesendet. Diesmal soll es über mich gehen. Ich bin überrascht und stolz zugleich. Ich frage nach, wie der bayr. Rundfunk denn zu mir gekommen ist. Die Reporterin erzählt, dass sie aus dem nahegelegenen Marktflecken Harburg stammt. Es sollte eine Reportage über einen „Landpfarrer“ geben und sie hat den dortigen Bürgermeister gefragt. Dieser meinte: „Gehen sie nach Alerheim und befragen sie Pfr. Metzger“. Hintergrund war, dass ich einmal etwa sieben Monate lang als Vakanzvertreter in dieser evangelischen Gemeinde ausgeholfen habe. Die Beziehungen, die ich geknüpft hatte, waren sehr gut und die Zusammenarbeit mit der Kommune war ausgezeichnet. „Was erwartet mich denn?“ Bei dieser Rückfrage war die Reporterin eher ein wenig zugeknöpft. „Warten sie mal ab. Ich melde mich wieder und dann bleibe ich einen ganzen Tag in Alerheim“.

Dann legte sie auf. Es hat lange gedauert bis der nächste Anruf von ihr kam. Ich hatte diese Einladung schon fast vergessen. „Ich will schon nächste Woche kommen. Geht das?“ Plötzlich erinnerte sie mich wieder an den Anruf. Ich stimmte zu und so stand sie an einem Donnerstag morgen vor meiner Tür. Ich nahm sie den ganzen Tag zu verschiedenen Tätigkeiten eines Pfarrers mit. Besuche im Krankenhaus, Geburtstagsbesuche, Schulunterricht, Krankenbesuch und am Abend war ich bei einem Landwirt. Dieser erzählte dann auch ausführlich von seinen Sorgen und Mühen. Am Nachmittag spielte ich mit meinem dreijährigen Sohn im Pfarrhausgarten ein wenig Fußball und sie machte in dieser Zeit das Interview mit mir. Für mich eine besondere Erinnerung, weil mein unheilbar kranker Sohn damals noch sehr gut laufen konnte und begeisterter Fußballer war. Von seiner Krankheit wussten meine Frau und ich damals noch nichts.

Was ich aber nicht wusste war, dass die Reporterin nach jedem Gespräch mich aus dem Raum geschickt hat und mit den Gesprächspartner alleine über mich geredet hat. Sie wollte ehrliche Meinungen von Menschen über ihren Pfarrer senden und kein „zur Schau stellen“. Die Antworten wurden mir nicht mitgeteilt. So war ich am 08.08.1995 selbst auf die Antworten der Gemeindemitglieder gespannt. Wie fallen diese aus? Was sagen sie von mir, wenn ich nicht dabei bin? Ich war zufrieden!! Meine Familie saß an diesem Friedensfest 1995 gerade im Auto auf dem Weg in die Fränkische Schweiz nach Plech. Wenige Tage später sind wir zum ersten Mal durch Altensittenbach gefahren und ich hätte damals nie gedacht, nur ein Jahr später in diesem Ortsteil von Hersbruck mittlerweile seit 24 Jahren Pfarrer zu sein.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 145 vom 07.08.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Wo werden die meisten gesetzliche Feiertage gefeiert?

Die Quizfrage lautet: In welchem Bundesland gibt es die meisten gesetzlichen Feiertage? Ich denke, neun von zehn Gefragten kennen die richtige Antwort: In Bayern. In Berlin dagegen gibt es so viel weniger Feiertage, dass der Senat in diesem Jahr beschlossen hat: Wir brauchen noch einen Feiertag, damit unsere Arbeiter nicht so viel mehr als die in Bayern arbeiten müssen. Es gab ein langes Ringen. Ein kirchlicher Feiertag durfte es nicht sein, weil in Berlin zu wenig Christen wohnen – so war zumindest die Meinung der dortigen Regierung. Ich habe mir bei den Diskussionen gedacht: Wie wäre es z.B. im Iran. Würden die Verantwortlichen auch einen zusätzlichen Feiertag aussuchen, der nicht nach islamischer Tradition auf der Hand liegt. Denn im Grundgesetz der Bundesrepublik steht ganz am Anfang in der Präambel: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“. Für mich interessant, dass zuerst Gott genannt wird und dann die Menschen.

Sei es drum. Der Berliner Senat hat den 08.03. als neuen Feiertag festgelegt. Es ist der Weltfrauentag. Es ist für unser Land beschämend, dass Frauen in der Öffentlichkeit und im Beruf immer noch benachteiligt sind. Wenn dieser Feiertag in der Hauptstadt hilft, dass Frauen mehr und besser wahrgenommen werden, dann kann solch eine Entscheidung eine gute Sache sein.

Aber zurück zur Eingangsfrage. In Bayern gibt es die meisten Feiertage. Das ist nicht verkehrt, trifft aber auch nicht ganz die Wahrheit. Manche antworten: Die meisten Feiertage gibt es in katholischen Gebiete. Sie erwähnen den 15.08.2020. Es ist das „Fest Mariä Himmelfahrt“. Es ist nur in den Kommunen gesetzlicher Feiertag, in denen die Katholiken gegenüber den Evangelischen in der Mehrheit sind. Aber auch diese Antwort alleine stimmt noch nicht ganz.

Die meisten gesetzlichen Feiertage gibt es in einer bayrischen Stadt, weil nur dort morgen wie jedes Jahr ein Feiertag festgesetzt ist. In Augsburg wird das sog. „Hohe Friedensfest“ gefeiert und Arbeitnehmer müssen an diesen Tag nicht arbeiten bzw. können sich das als Feiertag anrechnen lassen. In diesem Jahr allerdings nicht. Denn sowohl der 08.08.2020 als auch der 15.08.2020 sind Samstage. Der Grund dieses Festes in Augsburg liegt in einer Krise. Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanden damit das 1648 durch den sog. Westfälischen Frieden eingeleitete Ende ihrer Unterdrückung während des 30-jährigen Krieges. Am 08.08.1629 wurde den Augsburger Protestanden die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Dieses Datum, der 08.08., wurde deshalb hergenommen, um an diesen konfessionellen Streit zu erinnern. Das Friedensfest sollte ein Ausdruck des Dankes der Protestanten sein für die Erhaltung ihres Glaubens in dieser Stadt.

Und deshalb freuen sich alle Einwohner für den 1950 eingeführten zusätzlichen gesetzlichen Feiertag. Ein Beispiel dafür, wie aus einer Krise etwas Gutes entstehen kann. Persönlich habe ich zu diesem Fest eine ganz besondere Geschichte. Aber davon dann morgen mehr.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 144 vom 06.08.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

Little Boy

Nur ein Schatten blieb von ihm in Hiroshima. Als das Feuer schwieg. Doch den keiner kennt in Hiroshima. Wurde Stein, der schrie. Und er schrie: Erinnert euch gut, sonst holt euch die Glut wie hier. Fliege, mein Lied, nach Hiroshima. Flieg zum Schattenstein. Und versprich dem Mann in Hiroshima. Das wird nie mehr sein. Denn die Welt erinnert sich gut. Sonst holt sie die Glut wie Hiroshima. Fliege, mein Lied, nach Hiroshima. Flieg zum Schattenstein. Und versprich dem Mann in Hiroshima. Das wird nie mehr sein. Denn die Welt erinnert sich gut. Sonst holt sie die Glut wie Hiroshima. Hiroshima. Hiroshima. Hiroshima„.

Ich weiß noch, wie ich dieses Lied zum ersten Mal gehört habe in englischer Sprache. Es ist mir durch und durch gegangen. Meine Gedanken: Gott sei Dank war ich nicht dort dabei. Gott sei Dank habe ich das nicht miterleben müssen.

„Little Boy“ war der Codename für diese Atombombe. Der Name ist eine Verballhornung für das, was sie ausgelöst hat. Fast 100.000 Menschen sind unmittelbar gestorben und die Stadt war zu 80 % zerstört. An den Folgen der Strahlenbelastung leiden bis heute viele Menschen in der Region. Es sollte den zweiten Weltkrieg auch in Japan beenden.

Heute vor genau 75 Jahren, am 06.08.1945 wurde diese Atombombe gezündet und es werden vermutlich überall auf der Welt wieder Treueschwüre für den Frieden gesprochen. Tatsächlich: der japanische Kaiser beendet mit einer Rede am 15. August und nach dem zweiten Atombombenabwurf in Nagasaki am 09. August den Krieg. Japan kapituliert endgültig am 2. September.

Manchmal denke ich. Wenn die Menschheit dieselbe Kreativität beim Überleben der Menschheit entwickeln würde wie bei den Zerstörungswaffen, dann könnten wir in einer friedlichen Welt leben. Aber wie sagt schon die Bibel: „Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf (1. Mose 8, 21).

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 143 vom 05.08.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Dr. Mathias Kropf

Das Klopfen meines Herzens

Die Idee zur heutigen Kurzandacht „Das Klopfen meines Herzens“ kam mir beim Lesen der stets ermutigenden Zeilen von Phil Bosmans (1922 – 2012). Bosmans war ein bekannter belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller. Er wurde auch gern „der moderne Franziskus“ genannt im Hinblick auf seine Einstellung zur Schöpfung, die der von Franz von Assisi (1182 – 1226) sehr ähnlich war. Eines seiner wichtigsten Themen war es deshalb auch, das wir sehr behutsam und sorgfältig mit der uns von Gott anvertrauten Schöpfung umgehen sollten. Aber nun zu den Gedanken von Phil Bosmans zum Geheimnis der Liebe Gottes in der Natur:

In die Natur ist ein Geheimnis der Liebe eingebaut. Ich finde es phantastisch. Das Klopfen meines Herzens, über hunderttausend Mal am Tag, gratis! Es ist nicht zu glauben! Ich atme jeden Tag zwanzigtausend Mal, und für die hundertsiebenund-dreißig Kubikmeter Luft, die ich dazu nötig habe, wird mir keine Rechnung ausgestellt.

Bleiben wir bei dem Klopfen unseres Herzens, das täglich Enormes leistet. Unser Herzschlag versorgt jeden Teil unseres Körpers mit Blut und damit mit Leben. Faszinierend fand ich, dass die Israeliten im Alten Testament – die Hebräer – weit mehr mit ihren Herzen dachten als wir dies heute tun! Wirklich gute Gedanken aus unseren Herzen können nur durch Gottes sanftes Wirken entstehen.

In den Sprüchen finden wir dazu folgende heilsame Aufforderung: „Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden! Lass sie nie von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innersten deines Herzens! Denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und heilsam ihrem ganzen Leib. Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.“ (Spr 4,20-23)

Hier finden wir eine wunderbare Einheit von Leben, Herz und sogar (innerer) Heilung! Diese einzigartige Herzensverbindung kann uns durch das Bewahren göttlicher Worte und Impulse in unserem Herzen täglich neu geschenkt werden. Für unsere heutige Zeit ist es besonders wichtig, dieses sanfte und leise Werben Gottes in unseren Herzen wirken zu lassen! Wenn wir dagegen innerlich „dicht machen“, die Bibel nennt dies „verhärten“, dann schließen wir uns von der heilenden Kraft göttlich inspirierter Worte aus. Deshalb: Nehmen wir uns die Zeit, zum Hören und Empfangen! Das ist für alle nicht einfach, und oft ein Kampf, diese Zeit sich wirklich zu nehmen. Am Ende solcher Zeiten merken wir oft, dass sie uns zu einer Quelle der Ermutigung geworden sind! Und diese Stärkung unserer Seele brauchen wir gerade in dieser Zeit mehr als zuvor! 

Wie wichtig es ist, dass wir lernen, mit dem Herzen zu „hören“, beschreiben viele Dichter, Denker und Poeten. Ein schöner Ausspruch von Saint Exupery fällt mir dazu ein. Im „Kleinen Prinzen“ schreibt er treffend: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Ein anderer bekannter französischer Schriftsteller, Joseph Joubert (1754 – 1824), beschrieb es einmal so: „Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber nur das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.“ Und so ist das Herz über alle Zeiten hinweg ein Ort für unser tiefstes Inneres geblieben.

Zum Ende meiner Gedanken lasse ich nochmals Phil Bosmans sprechen. Eine seiner Gaben war es, mit einfachen Worten komplizierte Zusammenhänge zu  beschreiben:  

„Mehr als mit dem Verstand denkst du mit dem Herzen! Du siehst die Menschen und die Dinge mit dem Herzen! Dein Verhältnis zu deiner Umgebung: es liegt an deinem Herzen. Deshalb fange den Tag von heute nicht mit den Scherben von gestern an!

Was dein Herz mag, dafür wirst du dich einsetzen mit ganzem Kopf und aller Kraft. Ideen, Weltanschauung, Politik: Dein Herz wählt, wofür du kämpfst. Das Herz macht den Verstand hell, oder es macht ihn finster. Das richtige Maß des Herzens heißt: Liebe! Und denke immer daran: Ein Mensch kann nicht auf Erden leben, wenn er nicht in Kopf und Herz ein Stückchen Himmel hat.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 142 vom 04.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wenn du noch eine Mutter hast

„Wenn du noch eine Mutter hast,

dann danke Gott dafür.

Den allerschönsten Blumenstrauß,

bring ihn noch heut zu ihr.

Sie trug für dich wohl manches Jahr

des Lebens Müh und Last.

Schenk du ihr diesen einen Tag,

so lang du sie noch hast, so lang du sie noch hast.

Wie viel Nächte hast sie schon bei dir durchwacht,

Wie viel Tage hast du nicht an sie gedacht?

Es ist eines der berühmtesten Lieder von Heintje, der in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Charts in noch ganz jungen Jahren stürmte. „Sehr schmalzig“ – so kommentieren viele das Lied.

Aber mich berührt dieses Lied heute ganz besonders. Denn heute am 4. August, ist der Namenstag der Lydia. Sie war die erste Christin in Europa, die durch die zweite Missionsreise von Paulus Jesus als den Christus gefunden hat. Sie war Purpurkrämerin in Philippi und gehörte deshalb zu den reichsten Leuten in dieser Hafenstadt. 10.000 Purpurschnecken waren nötig, damit 1 gr rote Purpurfarbe hergestellt werden konnte. Sie „öffnete ihr Herz für Jesus“ steht in der Bibel in der Apostelgeschichte 16. Hier zeigt Gott wirklich Humor und Strategie. Ausgerechnet diese reiche Frau mit sicherlich sehr viel Einfluss auf Menschen kommt zum Glauben. Es entwickelt sich dort eine Gemeinde Jesu, die auch von Paulus selbst hervorgehoben wird. Der Philipperbrief ist der einzige Brief des Apostels, bei dem nicht ein einziges kritisches Wort fällt. Paulus freut sich über diese Christen, die auch in Notzeiten an ihn denken und ihn z.B. im Gefängnis versorgen.

Und was hat das mit dem Lied von Heintje zu tun? Meine Mutter hieß Lydia. Und ich habe sie als eine Mutter in Erinnerung, wie sie Heintje beschrieben hat. In diesem Jahr ist sie mitten in der Coronakrise gestorben. Nicht wegen Corona und nicht mit Corona. Mit 85 Jahren war ihr Leben zu Ende. Am Karsamstag haben wir sie  unter den damaligen strengen Coronabedingungen beerdigt. Gott sei Dank konnte ich einen Tag vor ihrem Tod mit ihr noch einmal ein tiefes Gespräch führen. Das folgende Osterfest war der passende Termin für meine Trauer. „Jesus lebt, mit ihm auch ich. Tod, wo sind nun deine Schrecken?“.

Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 141 vom 03.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Alerheimer Schlacht

Schau Dir mal dieses Dorf an. Breite Straßen, viel Platz beim Fahren, diesen Anger. Und da oben steht die Burg“. Meine Frau und ich waren wirklich sehr überrascht und angetan als wir zum ersten Mal in unserem Leben im Frühjahr 1988 nach Alerheim fuhren. Wir kamen von Großelfingen her und fuhren eine Seitenstraße, die wir später fast nie mehr gefahren sind. Aber so hatte es die Landkarte uns damals angezeigt. Aber warum ist Alerheim so gebaut? Was hat das für Gründe? Wir haben es bald erfahren.

In Alerheim war die letzte große Schlacht des sog. 30-jährigen Krieges. Sie fand zwischen den vor allem französischen und den bayrisch-kaiserlichen Truppen statt. Sie haben richtig gelesen und sich vielleicht gewundert. Denn auch die französischen Truppen waren katholisch geprägt. Aber schon vorher wurde klar, dass dieser Krieg nicht wirklich ein sog. „Glaubenskrieg“ war. Es ging einzig und allein um die Vorherrschaft in Mitteleuropa. Die „Konfession“ wurde lediglich als Vehikel benutzt, um die Menschen zu fanatisieren und zu emotionalisieren. Das erleben wir gegenwärtig ja auch wieder besonders im Bereich des Islams. Anders wäre das Erstarken des sog. IS (Islamischer Staat) nicht zu erklären und auch nicht die Wiedereröffnung der Hagia Sophia als Moschee. Hier werden religiöse Grundbefindlichkeiten hergenommen, um eigene Machtinteressen zu stärken und auszubauen. Von daher ist an dem Ausdruck von Karl Marx, dass Religion „Opium für das Volk“ ist sehr viel Wahres dran.

Bei der Schlacht von Nördlingen im September 1634 wurden die „evangelischen“ Truppen von den bayrischen „katholischen“ Truppen geschlagen. Um die Machtbalance einigermaßen zu erhalten, trat das „katholische“ Frankreich in den Krieg gegen die „katholischen“ Truppen. Der 30-jährige Krieg wurde so um weitere 14 Jahre verlängert, aber es hat auch dazu geführt, dass evangelische Gebiete erhalten geblieben sind. Und so kam es 11 Jahre später zur „Alerheimer Schlacht“, die auch die „zweite Nördlinger Schlacht“ genannt wird. Das Dorf Alerheim liegt etwa 10 km von dieser Stadt entfernt. Auf beiden Seiten sind etwa jeweils 20.000 Soldaten angetreten. Am Anfang sah es so aus, dass das katholische Heer siegen würde. Aber durch strategische Fehlentscheidungen gab es letztlich keinen Sieger.

Zu meiner Zeit als Pfarrer von Alerheim fiel 1995 das Jubiläum dieser Schlacht (350 Jahre Alerheimer Schlacht). Es gab eine denkwürdige Veranstaltung mit vielen Reden und Appellen zu Frieden und Versöhnung. Ich habe mir damals schon gedacht, dass auch heute noch Glaubende in der Gefahr stehen, diesen Glauben als Machtmissbrauch herzunehmen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass dies so schnell und so stark der Fall sein würde.

Heute am 03.08.2020 sind es genau 375 Jahre her, dass diese Schlacht geschlagen wurde. Immerhin: Weil es keinen wirklichen Sieger gab, war vor allem dieser Tag der Grund, dass der sog. Westfälische Frieden“ ausgearbeitet und der Krieg drei Jahre später beendet wurde. Noch heute sind die Spuren davon in Alerheim durch den Bau der Straßen und der Namen einzelner Straßen zu erkennen.