Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 325 vom 03.02.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die schreckliche Diagnose

Heute ist der 03.02.2021. Heute vor genau sieben Jahren, am 03.02.2014 lautet die Losung der Herrnhuter Losungen: „Gott, der Herr spricht: ich will noch mehr zu der Zahl derer, die versammelt sind, sammeln“ (Jesaja 65, 8).

Es ist ein Montag. Ich fahre mit dem Auto in Richtung Bamberg zur Klinik. Meine Frau ist über das Wochenende bei Simon geblieben. Während der Fahrt denke ich daran, wie wir damals 1996 von seiner Krankheit erfahren haben. Wir waren im Mai in der Uniklinik in Tübingen. Etwa eine Stunde haben wir mit zwei Ärztinnen geredet. Sie haben uns gesagt, dass Simon für knapp eine Woche zur Untersuchung kommen muss um eine genaue Diagnose stellen zu können.

Im Juni fahren wir wieder hin. Meine Frau bleibt bei ihm und ich fahre wieder nach Alerheim zurück, etwa 190 km. Nach einer knappen Woche hole ich beide ab. Wir sollten auf das Ergebnis warten, das uns in etwa vier Wochen mitgeteilt werden sollte. Nach dieser Zeit kommt der Anruf und mir wurde mitgeteilt, dass das Untersuchungsergebnis nur persönlich mitgeteilt werden wird. Es sollte an einem Donnerstag sein. Ich melde mich von der Schule ab und wir fahren nach Tübingen. Dort kommt die niederschmetternde Diagnose: Simon wird keine lange Lebenserwartung haben. Seine Fähigkeiten werden abnehmen usw. usw. Wir sind wie erstarrt und können es nicht glauben. Zufällig kannten die Ärzte ein anderes Kind aus Tübingen mit der Krankheit MPS. Wir erhalten die Adresse und fahren dort hin. Die Mutter wurde einige Tage vorher informiert und war damit einverstanden. Es gibt ein langes Gespräch, das uns auf der einen Seite Hoffnung macht, auf der anderen Seite auch niederdrückt.

Danach fahren wir die 190 km zurück und sind nicht fähig, auch nur ein Wort miteinander im Auto zu reden. Für mich kam es darauf an, jetzt gut nach Hause zu kommen und irgendwie diesen Tag zu überstehen. Ich hatte noch ein Traugespräch vor mir. Ich überlege kurz, entschließe mich dann aber, diesen Termin nicht abzusagen. Das Gespräch fällt sehr viel kürzer als sonst aus. Das Ehepaar hat mir hinterher erzählt, dass sie schon gespürt haben, dass „ich anders war als sonst“. Dann bin ich nach Hause gegangen und wir haben die ganze Nacht über geweint und gebetet, Anrufe getätigt. Irgendwie haben wir auch diesen Tag und diese Nacht überstanden.

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