Identität – auf der suche nach sich selbst

In unserem Vitamin C Gottesdienst im November hat die Band „reboot“ wieder kräftig Fahrt aufgenommen. Mit viel Beat ging es durch den Gottesdienst, der sich diesmal rund um das spannende Thema Identität drehte.

Viktor Ambrusits zitierte am Anfang seiner Predigt aus dem Duden. Identität bedeutet: Echtheit einer Person oder Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird.

Gedanklich ging er anschließend der Frage nach, ob man wirklich immer in Übereinstimmung mit sich selber ist. Gibt es ein wahres ICH oder ist man immer auf der Suche nach sich selbst? Die Suche nach dem eigenen wahren Kern? Ändert sich die eigene Identität? Zeiten ändern sich, Umgebungen ändern sich, Erfahrungen verändern.

Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg gehängt. Das Gedicht „Wer bin ich“ zeigt einen zutiefst glaubenden Menschen, der, von Gott getragen, eine Ausstrahlung hat. Trotz inneren Konflikts und äußeren Umständen verkrampft er sich nicht, irgendetwas sein zu wollen. Er hat unbeantwortete Fragen, er hat unerfüllte Wünsche, er hat Ängste. Was aber nicht offenbleibt und nicht in Zweifel gezogen wird, ist seine Identitätsgewissheit, die jenseits aller Fragen besteht. Auch wenn man sich nicht mehr erkennt, auch wenn man nicht mehr versteht – Gott kennt, erkennt und liebt mich.

„Wer ich auch bin, dein bin ich, o Gott“

Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinem Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten.

Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer der Siegen gewohnt ist.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott.

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