Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 282 vom 22.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Christus bekennen als „mein Herr und mein Gott“

Am 21.12. feiern evangelische Christen den Thomastag. Ich habe darüber gestern geschrieben. Die Kirche in Altensittenbach ist nach ihm benannt. Wer die Kirche betritt, dem fällt sofort der Altar auf. Er sieht die Szene, wie Thomas seine Hand in die Seite von Jesus legt als Beweis für dessen Auferstehung. Diese Handlung wird in der Bibel selbst nirgends erzählt. Der Apostel hat an Jesus auch ohne diese Tat geglaubt und sich zu ihm bekannt mit den Worten. „Mein Herr und mein Gott“ (Johannes 20, 28).

Ich denke, dass dieses Bekenntnis und die aus der Bibel dahinterstehende Geschichte bis heute den Geist der Kirchengemeinde Altensittenbach gut beschreibt. Seit dem 1. Advent 1970 ist sie ein selbständiges Pfarramt gemeinsam mit der Kirchengemeinde Oberkrumbach. Vorher war Altensittenbach die zweite Pfarrstelle von Hersbruck. Wir wollten das diesjährige 50-jährige Bestehen mit einigen Veranstaltungen feiern. Immerhin klappte der Liederabend mit dem Ehepaar Kropf und der Gottesdienst mit dem Gospelchor aus Hersbruck (genau eine Woche vor dem Lockdowon im Frühjahr).

Ursprünglich war es so, dass Altensittenbach die „Mutterpfarrei“ aller Pfarreien nördlich der Pegnitz war. Sie war eine Eigenkirche des Bistums Eichstätt und wurde zwischen 1062 und 1071 durch Bischof Gundekar geweiht. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Altensittenbacher Kirche älter ist als die von der Äbtissin Wiltrud beim Hersbrucker Klosterhof gegründete Kirche. So war Altensittenbach auch die Mutterpfarrei von Hersbruck. Das wird schon allein dadurch belegt, dass die Hersbrucker in früheren Zeiten ihr Kirchweihfest am 21.12. (dem Thomastag) gefeiert haben. Sie richteten sich also nach dem Namenspatron ihrer Mutterpfarrei, eben Altensittenbach. Erst später erging es Altensittenbach so wie vielen anderen Gemeinden: Die Filialkirche wurde größer und bedeutender als die Mutterkirche und machte diese dann zur abhängigen Filialkirche.

Hersbruck ist heute als frühere Kreisstadt eine Stadt mit etwa 13.500 Einwohner. Altensittenbach dagegen hat etwa 2000 Bürger. Wichtiger ist die andere Beobachtung: Von Altensittenbach aus wurde das Land nördlich der Pegnitz missioniert. Und diese „missionarische“ Grundgesinnung wird bis heute bei vielen Christen hier gelebt. Menschen sollen Jesus als ihren lebendigen Herrn erfahren. Dieses Leitthema bestimmt bis heute alle Aktivitäten in der Thomaskirche so wie das der Apostel Thomas mit seinem Bekenntnis ausgedrückt hat. Und ich hoffe, das bleibt auch in Zukunft so.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 281 vom 21.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ungläubig oder doch nur voller Fragen?

Es ist nicht das erste Mal, dass der Jünger Thomas bei diesen Updates erwähnt wird. Er spielt in Altensittenbach eine große Rolle, weil die Kirche nach ihm benannt wird. Dabei kommt er in der Bibel relativ schlecht weg. Schon Kinder der 4. Klasse sprechen vom „ungläubigen“ Thomas.

Das erinnert an die Geschichte, die „nur“ beim Evangelisten Johannes im 20. Kapitel erzählt wird. Jesus ist seinen Jüngern nach der Auferstehung mehrmals erschienen. Bei der ersten Begegnung war aber der Jünger Thomas nicht unter ihnen. Die anderen erzählten danach natürlich begeistert die Begegnung mit dem Auferstandenen. Jesus hatte ihnen den Friedensgruß zugesprochen. „Friede sei mit euch. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (V. 21 – 23). Thomas staunte ungläubig und konnte diese Geschichte nicht glauben. „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger n die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich es nicht glauben“ (V. 25).

Nach acht Tagen waren die Jünger – diesmal mit Thomas – wieder zusammen und Jesus tritt bei verschlossener Tür mitten unter sie. Nach dem Friedensgruß geht er auf Thomas zu und bittet ihn, seine Hand in die Seite von ihm zu legen. „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (V. 27b) spricht Jesus zu ihm. Diese Aufforderung von Jesus führt zu dieser Bezeichnung vom „ungläubigen“ Thomas.

Interessant ist, dass Thomas sofort bekennt: „Mein Herr und mein Gott“ (V. 28). Nirgends wird in der Bibel erwähnt, dass er dieser Aufforderung von Jesus Folge geleistet und seine Hand in die Wundmale an der Seite gelegt hat. Er hat sein Bekenntnis also allein durch die Gegenwart des Auferstandenen abgelegt. War er ungläubig im herkömmlichen Sinn? Doch wohl nicht!! Er hat es nur genau wissen wollen. Er wollte sich nicht mit „frommen Sprüchen und Erlebnissen“ abspeisen lassen. Er wollte sehen, erleben, hören, fühlen, erkennen.

Finde ich gut! Auch mir ist es wichtig, dass Menschen diesen Auferstandenen selbst konkret erleben in ihrem Leben. Sie sollen nicht nachplappern, was andere sagen. Sie sollen selbst Erfahrungen mit Jesus machen und spüren, dass dieser Jesus als der Lebendige auch noch heute wirkt. Aus diesem Grunde spreche ich lieber vom „fragenden“ Thomas, der die Wahrheit wissen will und konkrete Erfahrungen mit Jesus sucht.

Thomas hat diese innere Begeisterung für Jesus so gelebt, dass er später vermutlich über den Irak und dem Iran bis nach Indien gekommen ist. Dort soll er als Märtyrer gestorben sein und seine Grabstätte liegt in Mylapore in Südindien. Über dem Grab steht die St. Thomas Basilica. Am 21.12. feiern evangelische Christen seinen Gedenktag. Die Kirche in Altensittenbach ist nach ihm benannt. Und das gibt mir den Impuls, darüber morgen zu schreiben.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 280 vom 20.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich seh den Sternenhimmel

Das war wirklich etwas Neues und hat viele Musikvorstellungen in den Schatten gestellt, die sog. „Deutsche Welle“ Ende der 70-er und Anfang der 80- er Jahre. Rückblickend wird bei den Ranglisten vor allem ein Lied zu Recht an erster Stelle genannt: „99 Luftballons“ von Nena. Es ist ein wirklich beeindruckendes „Friedenslied“, das mit viel Kreativität getextet und gesungen wird.

Heute denke ich aus gegebenem Anlass an ein besonderes Lied aus dieser Stilrichtung. Es ist das Lied „Sternenhimmel“ von Hubert Kah. Der Sound ist beeindrucken, der Text allerdings durchaus diskussionswürdig. „Mit dir in der Südsee stehn. In den Abendhimmel sehn. Oh guter Mond am Firmament. Spür wie meine Sehnsucht brennt. Oh komm Czigan spiel für uns allein. Die Melodie brauch ich zum Glücklichsein“. Aber gut, es gab schon Melodien mit weniger Gehalt. Und immer hin drückt Hubert Kah in Bildern seine Liebe aus.

Der Sache nach aber hat er vor allem morgen Abend Recht. Denn wer da in den Himmel sieht, der sieht die sog. „Große Konjunktion“. So wird die enge Begegnung der beiden größten Planeten unseres Sonnensystems genannt. Der Gasriese Jupiter überholt den Ringplaneten Saturn. Beide sehen dann aus wie ein auffallend heller optischer Doppelstern. Etwa alle 20 Jahre findet dieses Schauspiel statt. Morgen Abend um 18:37 Uhr stehen sie am Nächsten beieinander. Ich finde es spannend, dass dies 2020 so nah am Christfest geschieht. Denn Wissenschaftler meinen, dass diese Konjunktion der Auslöser für die Bezeichnung des „Sterns von Bethlehem“ ist.

Damals vor gut 2000 Jahren gab es natürlich noch keine solch genauen Aufzeichnungen wie gegenwärtig. Aber der Jupiter steht in der Sternenlehre von damals für einen „König“. Der Saturn stand für „Juden“. Also haben die gelehrten Astronomen und Astrologen (eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen gab es damals nicht) gedeutet: Im Volk der Juden ist ein neuer König geboren! Und warum sollte Gott nicht solche Himmelerscheinungen benutzen, um auf den König der Welt hinzuweisen.

Ganz ehrlich: Ich würde mir oft genug wieder solch ein weltbewegendes Eingreifen Gottes in diese sichtbare Wellt wünschen. Nicht nur, um den Coronavirus zu besiegen, sondern auch dafür, dass wieder mehr Menschen an Jesus als den Christus glauben. Denn Jesus soll Realität bei den Menschen sein – und nicht nur zur Weihnachtszeit.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 279 vom 19.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Lerne von Maria

Gestern habe ich schon davon geschrieben, dass der 4. Advent ein besonderer Tag für evangelische Christen in ihrem Verhältnis zu Maria, der Mutter von Jesus ist. Wie oft höre ich die Rede: „Das mit der Maria ist nur etwas für Katholiken“. Wer so redet vergisst, dass auch für Martin Luther Maria eine besondere Person war.

Das hängt schon damit zusammen, dass ihre Mutter Anna die Lieblingsheilige des Reformators war. Im Gewitter von Stotternheim am 2. Juli 1505 hatte er solche Angst, dass er genau diese Heilige angerufen hat mit den Worten: „Heilige Anna, hilf mir“.

Luther hat den Lobgesang der Maria ausgelegt und seine Worte gehören auch nach katholischen Meinungen zu den schönsten Predigten, die die Christenheit je hervorgebracht hat. Im Konzil zu Ephesus im Jahr 431 n. Chr. wird Maria als „Gottesgebärerin“ bezeichnet. Diese dogmatische Formel haben auch die evangelischen Theologen übernommen. Auch das Dogma der „Jungfrauenschaft“ von Maria gilt für evangelische Christen als wichtig. Damit wird ausgesagt, dass Jesus von Gott gezeugt ist und nicht nach dem Willen eines irdischen Mannes. Beide Dogmen sind nach meiner Meinung unverhandelbar im Gespräch mit Theologen anderer Meinung.

In Lukas 1, 30 nennt der Engel Maria „Die Begnadete“. Mit diesem Begriff ist ein Weg zur Lehre Luthers vom Leben eines Christen „allein aus Gnade“ vorgezeichnet. Maria ist nach Luther „die Morgenröte“, weil sie Christus, den wahren Tag, das ewige Licht und die Sonne der Gerechtigkeit zur Welt gebracht hat „ohne Manns- und Menschenwerk“ wie es der Reformator ausgedrückt hat. Allerdings grenzt er sich auch klar ab, wenn nur der leiseste Anschein entsteht, Maria habe ihre himmlische Qualität aus guten Werken erlangt. Luther unterscheidet darin, das Maria zwar eine „Fürbitterin“ sei, aber keine „Fürsprecherin“. Maria dient dazu, dass immer auf Jesus hingewiesen wird und das Lob Gottes im Mittelpunkt steht.

Aus all diesen Gründen können auch evangelische Christen Maria als Vorbild im Glauben sehen, auch wenn sie neuere Mariadogmen nicht mitgehen können (siehe mein Update 152 vom 14.08.2020).  Eine sehr schöne Meditation dazu habe ich von Hanna Hümmer (Kommunität Selbitz) gefunden. „Gottes Geheimnisse bedürfen einer Reifezeit in unserem Leben. Lerne von Maria! Gottes Licht fiel auf sie, und sie war bereit, die Strahlen zu erfassen. Sie nahm das Wort des Engels auf und barg es in sich wie eine Blüte, die die Strahlen der Sonne empfangen hat und sich am Abend wieder verschließt. Maria lebte mitten unter den Menschen und trug eine Verheißung in sich“.

Wenn Corona will, steht (überall wieder) fast alles still, update 278 vom 18.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Update 278 in der Coronakrise von Pfr. Gerhard Metzger

Das Evangelium hat Sprengkraft

Übermorgen feiern Christen den 4. Advent. Es ist ein ganz besonderer Sonntag. An diesem letzten Sonntag vor dem Hl. Abend wird als Evangeliumslesung ein Text aus dem Lukasevangelium vorgeschlagen: Lukas 1, 26 – 56. Maria, die Mutter von Jesus rückt in den Mittelpunkt. Ein Engel verkündigt ihr die Schwangerschaft von Jesus. Im weiteren Verlauf wird erzählt, wie Maria ihre Tante Elisabeth trifft, die ebenfalls schwanger mit Johannes ist. Ab Vers 46 steht der sogenannte „Lobgesang der Maria“. Es lohnt sich sehr, diesen Text zu lesen. Er ist hochpolitisch. „Gott übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf…“. Der Text zeigt mir, dass das Evangelium Sprengkraft hat und eine Umkehr von Machtverhältnissen fordert, wenn diese nicht dem Willen Gottes entsprechen.

Ich bin froh und dankbar, dass ich in einer Demokratie lebe und keiner Willkür ausgesetzt bin. Ich bin verunsichert und verärgert, dass leider offenbar auch bei uns, Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Die sog. „Mittelschicht“ fällt weg. Hoffentlich kann diese Coronapandemie vielen Politikern dafür die Augen öffnen. In Gesprächen merke ich, dass nicht viele Christen diese fast revolutionäre Botschaft durch den Lobgesang von Maria kennen und erstaunt sind, wenn sie diesen Text lesen. Für mich ist auch erstaunlich, wie diese politische Botschaft eingebettet ist in einem Lobpreis, ganz am Anfang der Geschichte mit Jesus. Weitere zwei solcher Lobpreislieder am Anfang des Weges mit Jesus folgen unmittelbar darauf. Zacharias singt diesen nach der Geburt seines Sohnes. Er findet sich ebenfalls im Evangelium des Lukas im ersten Kapitel in den Versen 67 – 79 und wird „Lobgesang des Zacharias“ genannt.

Im zweiten Kapitel wird die Geschichte von der sogenannten Darstellung Jesu im Tempel erzählt. Die Geschichte findet sich ab Vers 21. Darunter lese ich den sog. „Lobgesang des Simeon“ in den Versen 29 – 32. Schon ganz am Anfang im Leben von Jesus spielte also das Lob Gottes eine sehr große Rolle. Daran will ich denken mitten in einer Krise, in der mir das Lob Gottes immer schwerer fällt.

Wenn Corona will, steht (überall wieder) fast alles still, Update 277 vom 17.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

„Herr Metzger, feiern die Juden auch Weihnachten?“ Diese Frage habe ich immer wieder einmal gehört. Tatsächlich gibt es das jüdische Fest „Chanukka“, das durchaus an christliche Bräuche von Weihnachten erinnert. Es ist ein achttägiges Lichterfest und während der gesamten Zeit wird immer eine Kerze mehr angezündet. Die Zusammenhänge zu unserer Adventszeit und dem Anzünden der Adventskerzen sind sichtbar. Geschichtlich hat dieses Fest allerdings nichts mit dem Glauben an Jesus zu tun. Es geht zurück auf ein Geschehen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert.

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels im Jahr 164 v. Chr. Die Makkabäer beendeten die Herrschaft des Seleukidenreiches über Judäa und führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein. Vor allem beseitigten sie den Zeus-Altar. Der Glaube sollte wieder ganz auf den Gott Jahwe ausgerichtet sein. Der siebenarmige Leuchter, die Menora, sollte niemals erlöschen. Am Ende des Krieges war nur noch ein Krug geweihtes Öl vorhanden, das gerade mal einen Tag gereicht hätte. Dann aber geschieht ein Wunder: Das Licht brennt acht Tag bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die Lichter des Leuchters Chanukka („Weihung, Einweihung“).

Auch wenn der Tempel in Jerusalem durch die Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. nicht mehr steht, so erinnert dieses achttägige Fest an ein Wunder, das ich mir jetzt in dieser Coronapandemie auch wünschen würde. In diesem Jahr wird es vom 11.12. bis zum 18.12.2020 gefeiert. Wir befinden uns damit am Ende dieses besonderen jüdischen Festes, das – wie Weihnachten – an ein besonderes Handeln Gottes an seinen Menschen erinnert.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 276 vom 16.12.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Silvia Dörr

Als ich diesen Film von unserem Dirigenten des Laienorchesters bekam, war ich tief beeindruckt. Schon alleine der Beginn mit dieser unglaublichen Ruhe und in welcher Besonnenheit mit dem Holz verfahren wird.

Ich wohne im Wittgensteiner Land.

Hier hört man in diesem Jahr ständig die Motorsägen und riesige Fahrzeuge transportieren Unmengen von Holz zu Lagerstellen (Die Landschaft verändert sich , bedingt durch den Borkenkäfer, dramatisch).

Martin Schleske habe ich in einem Vortrag und in einem Seminar in einem Kloster persönlich kennen gelernt.

Über diesen Film lernt man ihn etwas kennen. 

Wenn man sein erstes Buch: „Der Klang“ liest, umso mehr.

Der unglaublichste Moment für mich in diesem Film ist das Öffnen der neuen Geige.

Diese hoch präzise Arbeit diese Geige herzustellen und sie ist fertig, man erwartet den Klang, den man in die Geige infiltriert hat und erkennt: „nicht das was ich mir vorgestellt habe.“ Die Geige wieder zu öffnen!

Wenn die Geige eine Seele hat , wie der Titel des Filmes sagt, hat Martin Schleske in ihre Seele hineingeschaut und diese verändert, um einen perfekten Klang zu bekommen .

Seine Arbeit wird belohnt mit dem Klang der neuen Geige, die viele Seelen berühren wird beim Zuhören.

Ich vermisse in diesem Jahr die Zeiten der Konzerte, die Orchesterproben, die bedingt durch Corona nicht möglich waren.

Es kommt mir der Gedanke, wird beim Hören der Musik die Seele berührt (mal mehr mal weniger) aufgrund der Seele eines Instrumentes?

Lassen wir unsere Seele auch öffnen und verändern?

Es wäre schön, wenn sich viele Leser diesen Film  in Ruhe einmal anschauen würden.

Es lohnt sich.

https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/die-seele-der-geige-film-mit-frank-peter-zimmermann-100.html

Wenn Corona will, steht (in Bayern) fast alles still, Update 275 vom 15.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Glasi

Sehr viel wird jetzt von Sterbenden geschrieben. Das liegt daran, dass die Zahl der Toten durch den Coronavirus auch in Deutschland ziemlich in die Höhe geschnellt ist. Daneben gibt es aber auch Nachrichten über Verstorbene, die sehr alt geworden sind und deren Zeit einfach zu Ende gegangen ist.

Dazu gehört für mich die Meldung vom letzten Dienstag. „Oberkirchenrat i. R. Theodor Glaser ist gestorben„. Diese Mail habe ich vom Pressesprecher der bayrischen Landeskirche erhalten. Dieser Mann spielte in meinem Leben eine besondere Rolle. Während meiner Zeit nach dem ersten Examen (Vikariatszeit) und danach war er der Personalreferent des Landeskirche. Das Besondere daran war, dass er einen Menschen einmal gesehen hat und dann Gesicht und Namen immer zuordnen konnte. So merkte er sich weit über tausend Pfarrer/-innen persönlich. Ein Dekan hat einmal zu mir gesagt (und das hat er humorvoll und wertschätzend gemeint): „Was für die DDR die Stasi, ist für die bayrische Landeskirche der Glasi„.

Glasi“ war der Spitzname diese Mannes für uns Pfarrer/-innen. Wenn er auf mich zugegangen ist, hat er mich sofort mit „Herr Metzger“ angesprochen. Das war eine unglaubliche Leistung. Dabei habe ich ihn keine 10-mal im Leben gesehen. Er war bei all seiner Funktion als Personalreferent und Vertreter des Landesbischofs ein bescheidener Mensch geblieben. Ich erinnere mich noch an eine bestimmte Szene beim zweiten Examen. In der mündlichen Prüfung im Fach „Liturgik“ wurde ich vom Prüfer (ein Dekan aus Nürnberg) nach alternativen Gottesdienstmodellen gefragt. Ich nannte einige und am Schluss sagte ich: „Ich weiß nicht, ob sie das auch gut kennen. Aber ich habe Erfahrungen mit charismatischen Gottesdiensten gemacht„. Dabei muss man wissen, dass diese Gottesdienste damals in den 70-er und 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sehr häufig in Nürnberg gefeiert wurden. Theodor Glaser saß bei der Prüfung hinten auf einen Stuhl und hörte zu. Danach war ich kaum aus der Tür als er auf mich zu kam und meinte: „Herr Metzger, kann ich sie heute Nachmittag sprechen? Ich will mit Ihnen über die Geistliche Gemeindeerneuerung (GGE) reden. Sie kennen sich anscheinend ganz gut aus„.

Ich staunte und hatte durchaus ein „mulmiges“ Gefühl. Das war aber ohne Grund. Er fragte mich nach einzelnen Personen und wollte wissen, was ich von der GGE grundsätzlich halte. Das gipfelte in den Satz: „Meinen Sie, die Landeskirche muss davor Angst haben oder denken Sie, das ist eine gute Sache?“ Ich war verblüfft! Der Personalreferent und Prüfungsvorsitzende fragt einen Vikar danach, wie die Landeskirche mit der GGE umgehen soll!! Ich habe die GGE gelobt und ihre Stärken herausgestellt. Ich habe ihm klar gemacht, dass jegliche Angst völlig unbegründet ist. Es ist eine wichtige geistliche Erneuerungsbewegung. Die Landeskirche könne froh sein, dass dadurch auch innerhalb der Landeskirche Menschen eine Heimat finden, die diese Spiritualität suchen würden. Und wenn diese Gruppe Raum in der Landeskirche erhält, werden vermutlich auch weniger charismatische Christen in Freikirchen wechseln.

Es war für mich ein angenehmes Gespräch auf Augenhöhe. Er hat mich ernst genommen. Heute freue ich mich, dass Lobpreis, hörendes Gebet, Prophetisches Reden und andere Geistesgaben einen Platz in unserer Landeskirche haben. Und vielleicht hat der unscheinbare Vikar im Gespräch mit dem Personalreferenten im Sommer 1984 einen kleinen Teil dazu beigetragen. Gestern ist dieser aufrechte Mann im Alter von 88 Jahren beerdigt worden.

Wenn Corona will, steht (in Bayern) fast alles still, Update 274 vom 14.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Leuchtende

Ich sehe noch die Bilder vor mir. Ich war in der Hauptschule. Im Fernsehen wurden plötzlich Bilder aus Schweden gezeigt von Mädchen, die auf dem Kopf Kerzen trugen. Menschen feiern das Luciafest wurde mir gesagt. Erst später habe ich mich näher damit beschäftigt.

Der gestrige Tag, der 13. Dezember ist der Gedenktag der heiligen Lucia habe ich erfahren. Interessant für mich war auch, dass vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders der 13. Dezember in Schweden der kürzeste Tag des Jahres war. Nirgends wird das Brauchtum zu diesem Fest intensiver gefeiert als in Schweden. Interessant ist die Geschichte dieser Heiligen. Von ihr wird berichtet, dass sie um der freien Hände willen einen Kerzenkranz auf dem Kopf trug, wenn sie andere heimlich mit Lebensmitteln versorgte. Sie wurde zur christlichen Märtyrerin und starb der Überlieferung zufolge 304 n. Chr.an einem Dolchstoß in den Hals. Wie viele andere Christen war sie um 300 n. Chr. (sog. diokletianischen Verfolgung) standhaft in ihrem Glauben an Christus und musste ihr Leben mit etwa 20 Jahren lassen.

Die Bilder vom Brauchtum erinnern mich sehr an unser Weihnachtsfest. Der Name Lucia bedeutet ja auch „Die Leuchtende“. So feiern vor allem die nordeuropäischen Länder gewissermaßen schon neun Tage vor dem Hl. Abend das Weihnachtsfest mit viel Licht. Und das ist genaue das, was vermutlich viele von den Leser/-innen sich jetzt auch wünschen. Denn in diesem Jahr gibt es um das Weihnachtsfest nicht nur viel Licht, sondern leider auch sehr viel Schatten.

Wenn Corona will, steht (in Bayern) fast alles still, Update 273 vom 13.12.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Prädikant Alexander Krause

Aktuell überschlagen sich die Meldungen. Wie wird es weitergehen im Kampf gegen das Corona-Virus? Wie werden wir Weihnachten feiern können? Wird es einen harten Lockdown geben? Und wie lange wird der dauern? Wie finden wir da wieder heraus?

Die Israeliten wurden nach der Eroberung Jerusalems nach Babylon deportiert und aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen. Sie mussten dort, beraubt von Besitz und Titel, komplett neu anfangen. Jedoch konnten sie teilweise richtig Karriere machen und im Beamtenapparat des babylonischen Reiches hoch aufsteigen.
Es ging ihnen aber wohl psychisch und spirituell sehr schlecht; so hatten sie vermutlich Heimweh nach Jerusalem und zweifelten an ihrem Gott. Denn: welcher allmächtige Gott würde sein Volk einfach so in die Hände der Feinde geben? Wäre das nicht ein schwacher Gott?

Im 40. Kapitel des Jesajabuches geht es um den Trost, den Gott für das Volk Israel im babylonischen Exil bereithält; um den Trost des Schöpfers aller Dinge, der alles mit Macht beherrscht und vor sich hertreibt.

Wie ist dieser Trost zu verstehen? Wird Gott alles rückgängig machen, die Israeliten erneut herausführen in ihre Heimat, wie zuvor aus Ägypten?

Ich glaube, dieser Trost ist keine Vertröstung in das Gestern („früher war alles besser“). Es ist der Trost, dass es ein Morgen gibt! Dass es unabhängig von den Umständen immer irgendwie weitergeht, dass es immer einen Lichtblick am Horizont gibt, dass dies alles nicht das Ende ist, sondern dass es gut wird.

So auch hier bei uns. Wenn wir gewissermaßen im Corona-Exil sind, fern von unserem normalen Alltag, weit weg von geliebten Menschen, dann spricht Deuterojesaja zu uns:

Siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Jes 40, 10f.

Amen.

Siehe auch: https://kibotos.de/2020/12/13/zum-3-advent-2020/