Gott tut heute noch Wunder

Heute noch Wunder?

Unseren Vitamin C – Teeniegottesdienst im November konnte trotz Corona stattfinden. Natürlich mussten wir wieder in die Kirche gehen, um die  Hygieneregeln einhalten zu können. Mittlerweile sind wir daran aber gewöhnt und finden es auch in der Kirche ganz gemütlich.

Zwischen den schönen Liedern von der Jugendband hat uns die Frage „Hast du schonmal ein Wunder erlebt?“ beschäftigt und warum es oft so schwer fällt, auf diese Frage mit „Ja“ zu antworten. So viele Wunder passieren ja auch einfach nicht.

Aber was zählt eigentlich als ein Wunder? Und wer entscheidet das? Oder sind Wunder einfach glückliche Zufälle?

Von Wundern erzählen, die ich erlebt habe, braucht Mut. Denn ich muss dann auch von meiner Schwäche und Dunkelheit erzählen, in der ich ein Wunder nötig hatte.

Nicht nur in der Bibel lassen sich Wunder finden. Wie wir in einem Lied dann auch gesungen haben: „Denn der Herr tut heute noch Wunder“.  Haltet die Augen offen und erzählt weiter!

Annika Maul

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 263 vom 03.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Null muss stehen

Die wichtigste Zahl in der Mathematik ist die Null“. Wie oft hat uns das der Mathe-Lehrer im Gymnasium gesagt! Wir – das waren alle die Schüler-/innen, die im Mathematik-Leistungskurs waren. Das Reichsstadtgymnasium Rothenburg erprobte von 1970 – 1977 die sog. „Kollegstufe“. Die Schüler/-innen konnten zwei Fächer als Leistungskurs wählen, die sie dann jeweils mit sechs Wochenstunden belegt haben. Ab Herbst 1977 wurde dann diese Kollegstufe für alle Gymnasien in Bayern eingeführt. Vor ein paar Jahren wurde sie wieder abgeschafft. Mein Abitur habe ich im Sommer 1977 gemacht und so kam ich in den „Genuss“ von sechs Stunden Mathematik und sechs Stunden Physik in der Woche. Der Mathematik-Leistungskurs bestand nur aus 13 Schüler/-innen. Er war also nicht sehr begehrt. Aber immerhin war die Zeit des Lernens dadurch sehr intensiv. Heute haben einige Mitschüler von damals vor ihren Namen den „Dr.“ stehen.

Und für uns alle galt diese Prämisse: Auf die Null kommt es an. Wo steht sie? Vor dem Komma oder nach dem Komma? Und wenn ja, wo genau? Der Mathematiklehrer hat Recht. Die Null entscheidet vieles. „Die Null muss stehen“ – so ist das Prinzip der Fußballtrainer, die das Verteidigungsspiel lieben. „Im Sturm gewinnt man ein Spiel, in der Verteidigung eine Meisterschaft“. So lautet das dazugehörige Motto. „Du bist eine Null“ – ich habe diesen Satz noch nie zu jemanden gesprochen. Es ist eine schlimme Bemerkung. Und genau betrachtet, stimmt sie so eben nicht. Immerhin wird digital nur mit der 1 und mit der 0 gerechnet. Die Null darf also tatsächlich hervorgehoben werden.

Und was hat dies alles mit Corona und mit der gegenwärtigen Situation zu tun? Am 20.07.2020 kam es in den Nachrichten, dass die Untersuchungen bestätigen, was schon mehrmals erahnt worden ist. Wer hinter seiner Blutgruppe die Zahl 0 sieht, der hat größere Chancen, eine Coviderkrankung gut zu überstehen oder sie nicht zu bemerken. Ich zitiere: „Nach Auswertung der Daten sind Menschen mit der Blutgruppe A empfänglicher für eine Infektion mit SARS-CoV-2 – verglichen mit Personen, die eine andere Blutgruppe aufweisen. Personen mit der Blutgruppe 0 haben im Vergleich mit den Blutgruppen A, B oder AB das geringste Erkrankungsrisiko“.

Also ein Hoch auf die Null. Und das nicht nur zu Coronazeiten.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 262 vom 02.12.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit von Pfr. Gerhard Metzger

So Gott will und wir leben

Dieser 02.12.1990 war für mich der eindrücklichste erste Advent in meinem Leben und heute vor genau 30 Jahre geschah es. Ich komme aus Rudelstetten und fahre nach dem ersten Gottesdienst nach Alerheim. An diesem Tag wird das Hl. Abendmahl gefeiert und ich bin da immer ein wenig spät dran gewesen. Ich gehe in die Sakristei, in der die Mesnerin schon auf mich gewartet hat. Ich ziehe meinen Talar an. Es gibt letzte Absprachen, ein Gebet und dann gehe ich in den Innenraum der Stephanuskirche. Ich grüße die Bläserinnen und Bläser des Posaunenchores. Die Glocken läuten noch. Ich setze mich an meinen Platz.

Plötzlich ein Rumpeln und ein Aufschrei. Unter der Empore ist ein 80-jähriger Mann zusammengebrochen, der erst vier Tage vorher seinen runden Geburtstag gefeiert hatte. Natürlich gibt es Unruhe in der Kirche. Einige Gottesdienstbesucher und auch ich gehen zu ihm hin. Er rührt sich nicht mehr. Wir befürchten das Schlimmste. Ich lasse die Glocken weiterläuten. Vier Männer tragen den Mann in das Pfarrhaus. Was sollen wir jetzt machen? „Wir feiern jetzt dennoch den Beginn des Kirchenjahres mit dem Gottesdienst“ – waren meine Gedanken. Der Posaunenchor beginnt mit seinem Vorspiel. Ein Gottesdienstbesucher macht sich auf den Weg zur Frau des Verunglückten.

Meine Gedanken gehen zu ihr und ich denke an ihre Worte ein paar Tage vorher. „Herr Pfarrer, den runden Geburtstag feiern wir ganz klein. Aber im Januar haben wir unsere Goldene Hochzeit. Das wird ein großes Fest und Sie sind mit ihrer Familie dazu auch eingeladen“. Dann höre ich die Klänge des Posaunenchores. Mir fällt auf, dass das Liedstück ziemlich traurig klingt und nicht fröhlich, wie dem Anlass des ersten Advents angemessen. Ich denke mir noch: „Die haben jetzt wohl spontan ein anderes Musikstück ohne Üben ausgesucht“ (Mein Gedanken haben sich später als richtig erwiesen).

Beim Introitus, mitten in der Liturgie, hören wir alle das Martinshorn. Ich schrecke auf und denke: Was wird sein? Nach dem Gottesdienst hat sich leider die traurige Befürchtung bewahrheitet. Der Mann hatte einen Herzinfarkt und war auf der Stelle tot. In der Zeitungsanzeige stand: „Er ist unter dem Glockengeläut der Stephanuskirche von Gott heimgerufen worden“.

Es war für mich eine sehr dramatische und einprägsame Erfahrung. Wie oft hat die Frau des Verstorbenen danach zu mir diese Worte gesagt: Gott kann die Planungen plötzlich über den Haufen werfen. Und für mich ist dieser sog. „Jakobinischer Vorbehalt“: „So Gott will und wir leben“ noch eindringlicher geworden. Er wird so genannt, weil er im Buch des Jakobus im Neuen Testament steht: „Was ist euer Leben? Dunst seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet. Dagegen sollt ihr sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun“ (Jakobus 4, 14 – 15).

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 261 vom 01.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Es kommt auf das Vorzeichen an!

Es kommt immer auf das Vorzeichen an. Deshalb schaut genau hin“. Diese Weisheit aus der Mathematik lernen die Schüler/-innen spätestens ab der siebten Klasse. Denn irgendwann nimmt das Rechnen mit dem Minuszeichen Gestalt an.

Manchmal wirkt es komisch, wie Pädagogen dieses Rechnen im Minusbereich erklären. Bei mir war das so: „Stell Euch mal vor, es kommt ein Bus. Drinnen sitzen fünf Leute. Dann steigen sieben Leute aus, also fehlen zwei“. Klaro!! Ich weiß es nicht so genau. Ich hatte damit keine Probleme. Aber ich weiß von anderen, dass dieses Beispiel ihnen nicht geholfen hat.

Manche versuchen es mit dem Beispiel von den Äpfeln. „Auf einen Teller liegen drei Äpfel. Wenn Du davon fünf isst, dann fehlen Dir zwei“. Naja!! Auch nicht ganz einfach ist das Beispiel, dass zwei Minuszeichen zum Plus werden. 13 – – 3 = 16. Ist das verständlich? – 3 – – 5 = 2!! Kein Wunder, dass manche in Mathematik Schwierigkeiten haben. Dann wird gezeichnet. Die Zahlenpfeile nach rechts und nach links gestaltet. Wird es dann wirklich einfacher? Wer hat nur das Minuszeichen erfunden? Wäre es ohne auch gegangen? Irgendwie verdirbt mir das Minuszeichen die gute Laune. Kein Wunder, dass auch Stimmungen und negative Kontobewegungen mit dem Minuszeichen gekennzeichnet werden.

Vor 30 Jahren gab es ein Büchlein von Reinhard Bonnke mit dem Titel „Vom Minus zum Plus“. Mit diesem Büchlein sollten Menschen erkennen, dass sie mit Jesus immer im guten Bereich sind, also im Plus. Der Untertitel hieß: „Die erstaunlich einfache Lösung für die Probleme der Menschheit“. Ist das aber wirklich der Fall!! Ich lebe mit Jesus und dann „geht alles wie von selbst“! Ich bin da eher skeptisch. Das Leben mit Jesus hilft mir, einzelne Situationen gut zu bewältigen. Seine Worte trösten mich und geben mir Hoffnung auf das ewige Leben. Aber es ist kein schnelles Allheilmittel für meine Probleme.

Immerhin: Die Testergebnisse bei den Coronaverdachtsfälle werden auch mit „positiv“ oder „negativ“ bezeichnet. Und da ist das Minuszeichen, also „negativ“ eine verheißungsvolle Nachricht. So ist es auch mir jetzt ergangen. Ich war seit Donnerstag, den 19.11.2020 in Quarantäne und muss noch bis zum 1.12.2020 geduldig diese Zeit abwarten. Aber das Minuszeichen ist für mich eine gute Nachricht. Es kommt eben auf das Vorzeichen an. Das hat schon Jesus im Zusammenhang seiner Wiederkunft gesagt. „Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24, 3). Es kommt eben auf das Vorzeichen an, nicht nur bei der Testung zu Corona. Und dieser Virus hat noch mehr mit Mathematik zu tun. Davon mehr in zwei Tagen.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 260 vom 30.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Stopp! Gut aufpassen!

Fast jeden Tag hatte ich komische Gedanken, wenn der Zug über diese Straßenquerung fuhr. Und ich bin immerhin sieben Jahre lang mit dem „Bummelzug“ von Steinach b. Rothenburg nach Rothenburg o/T gefahren. Dreimal hat er gehalten und beim Fahren konnten wir den Fahrleiter beobachten. Aber zwischen Hartershofen und Schweinsdorf kam diese entscheidende Stelle. Der Zug hupte und pfiff rechtzeitig vorher, aber die Autofahrer mussten dennoch sehr gut aufpassen und nach einem Zug Ausschau halten.

Als ich Kind war stand es einmal groß in der Zeitung, dass ein Auto in den Zug gekommen ist und die ganze Familie (Ehepaar mit zwei Kindern) getötet wurde. Der Vater hatte das Auto gefahren und einen Moment nicht aufgepasst. Die Straße war leicht abschüssig und der Fahrer vielleicht abgelenkt.

Der Unfall hat lange nachgewirkt. Wie oft hat mein Vater uns das erklärt, bei Bahnübergängen gut aufzupassen. „Schaut genau hin, rechts und links stehen doch jeweils ein Andreaskreuz“. Das waren seine Worte. Natürlich gab es von mir die Nachfrage, warum diese Kreuze in X-Form so genannt wurden. „Andreas war der Bruder von Petrus und musste auf solch einem Kreuz in X-Form als Märtyrer sterben“. Tatsächlich wissen auch heute noch die Schüler/-innen den Namen des Kreuzes und mancher kennt auch die Geschichte dieses Mannes. Mit seinem Bruder Petrus war er Fischer am See Genezareth. Vermutlich war er zuerst ein Jünger von Johannes dem Täufer. Er kam zu Jesus und hat Petrus auf Jesus aufmerksam gemacht. Deshalb hat er den Beinamen „Der Erstberufene“ erhalten. Er war sozusagen der „erste“ Jünger von Jesus.

Er soll zur Zeit Neros an einem Kreuz mit den schrägen Balken gekreuzigt worden sein. Er gilt als Apostel Kleinasiens, der Russen und der Rumänen. Er ist der Nationalheilige u. a. von Schottland, deren Nationalflagge ein weißes Andreaskreuz auf blauem Grund zeigt. Er wird vor allem in der orthodoxen Kirche von Rumänien und Russland verehrt. Er gilt als der Begründer der Erzbischöfe von Konstantinopel und ist deshalb vergleichbar mit Petrus als Begründer des Papsttums in der römisch-katholischen Kirche.

Der heutige Tag, der 30.11. gilt als sein Todestag und deshalb ist das auch sein Gedenktag. Mit ihm verbunden ist die wechselvolle und an Krisen reiche Zeit von Konstantinopel, dem heutigen Byzanz. Aber vielleicht wird ja Schottland irgendwann doch einmal unabhängig von Großbritannien. Dann wird sein Kreuz auf der schottischen Fahne noch einprägsamer. Und noch wichtiger ist seine Aussage gegenüber seinem Bruder Petrus: „Wir haben den Messias gefunden“ (Johannes 1, 41). Das wünsche ich auch allen Leserinnen und Lesern.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 259 vom 29.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der König kommt

Es war im Mai 1978. Ich war Vorsitzender der Evangelischen Landjugend Steinach-Habelsee. Wir hatten beschlossen, das 10-jährige Jubiläum groß zu feiern. In unserem Dorf gab es eine große Halle für Lastautos. Der Besitzer hat uns diese zur Verfügung gestellt. Das hatte für ihn auch den Vorteil, dass die Wände neu weiß gestrichen worden sind.

Dann war es endlich so weit. Am Samstag abend sollte der Festabend sein. Ich hatte den bayrischen Justizminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten, Karl Hillermeier, aus dem nahegelegenen Uffenheim als Schirmherrn gewinnen können. Eine gute halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung fuhren plötzlich vier Polizeiautos auf das Gelände. Mehrere bewaffnete Beamte sind ausgestiegen und haben nach mir gefragt. Ich war total verunsichert. Was ist los? Habe ich etwas gestohlen? Habe ich eine kriminelle Tat hinter mir? Es war die Zeit der RAF (Rote Armee Fraktion) und erst ein knappes Jahr war nach den Geschehnissen in Mogadishu mit der Entführung der „Landshut“ vergangen. Viele Menschen waren ähnlich wie heute innerlich aufgewühlt und in „Alarmbereitschaft“. Ich meldete mich und wurde angesprochen. „Wir sind die Sicherheitsleute vom Staatsminister und sichern jetzt alles ab“. Ich beruhigte mich langsam und sah diese Aktionen durchaus ein. Dann kam Dr. Karl Hillermeier und entpuppte sich als ein freundlicher und umgänglicher Staatsmann. Ich dachte bei mir noch: So ist das also, wenn ein hoher Politiker kommt.

Dr. Kalr Hillermeier ist der Mann ganz vorne. Er war damals der einzige Evangelische im Kabinett. Kein Mensch konnte damals erahnen, dass git 40 Jahre später der bayrische Ministerpräsident ein evangelischer Politiker aus Mittelfranken sein könnte.

Heute ist der 1. Advent. Der Wochenspruch aus Sacharja 9 spricht auch von einem hohen Menschen, der zu Besuch kommt. „Siehe, dein König kommt zu Dir, ein Gerechter und ein Helfer“. Im Neuen Testament wird damit Jesus verglichen, wie er in Jerusalem einzieht. Aber sein Einzug ist fast wie eine Karikatur der Vorstellungen, wie ein König einzieht. Auf einen Esel – mit Jüngern statt Soldaten – keine Waffen – keine Sicherheitsbeamten – ohne Machtposition – keine gepanzerte Limousine – ein König, der Recht und Gerechtigkeit weitergeben will. So ganz anders als wie gewohnt kommt Jesus daher. Wer auf Szenen wie z.B. bei der Königin Elisabeth II. von England wartet, steht am falschen Platz.

Jesus ist der Friedenskönig und dennoch scheiden sich an ihm die Geister. Schnell kommt es vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn“. Kein Wunder, dass Christen diese Verheißung aus dem Buch des Propheten Sacharja auf Jesus gedeutet haben. Da passt einfach so viel zusammen. „Du, Tochter Zion, freue dich sehr und du, Tochter Jerusalem, jauchze. Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin“ (Sacharja 9, 9).

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 258 vom 28.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ohne Furcht und Tadel

Das Jahr 2020 geht langsam aber sicher zu Ende. Es war und ist ein bewegtes Jahr. Keiner hätte vor knapp 12 Monate gedacht, dass es so brisant und aufregend wird. Keiner hätte sich träumen lassen können, dass solch eine große Krise wegen eines Nanogroßen Virus die ganze Welt bewegen würde.

Vor genau 500 Jahren war Martin Luther auf dem Höhepunkt seines Schaffens. 1520 schreibt er seine drei großen Schriften, die fundamental die katholische Kirche und die Regenten in Europa in Erschütterung brachten. „An den christlichen Adel deutscher Nation“, von der „Babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und vor allem „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ haben die Menschen bewegt. Die Druckereien sind kaum nachgekommen um die Nachfrage nach dem Gedruckten stillen zu können. Die römische Kirche hat mit Härte geantwortet.

Dabei stechen zwei besondere Ereignisse ins Auge. Eines davon geschah genau heute vor 500 Jahren, am 28.11.1520. Rom hatte inzwischen eine Bannandrohungsbulle nach Vorschlag des katholischen Theologen, Dr. Eck formuliert. Er lässt diese an insgesamt 14 Orten als eine Kampfschrift gegen Luther anschlagen. Da kommt Aleander, ein Gesandter von Rom und versucht zu helfen. Er lässt Scheiterhaufen errichten um Schriften von Luther zu verbrennen. An diesem heutigen Novembertag vor 500 Jahren verbrennt Aleander in Mainz lutherische Bücher. Dann geschieht folgendes: Der Henker, der die Verbrennung tätigen soll, steht in seiner feuerroten Tracht auf der Tribüne. Das Volk drängt sich ringsum auf den Platz. Aleander flüstert dem Henker zu, er solle mit seinem Werk beginnen. Der Henker betrachtet ihn lange, dann fragt er mit lauter Stimme: „Ist denn dieser Luther rechtmäßig verdammt?“ „Nein,“ schreit das Volk geschlossen „er ist nicht rechtmäßig verdammt“. „Dann,“ sagt der Henker, „habe ich hier nichts verloren. Denn ich vernichte nichts, wenn es nicht den Gesetzen gemäß und ordnungsgemäß verdammt ist“. So sagt er und springt schmunzelnd von der Tribüne. Die Menge lacht, schreit und tanzt herum. Sie nennt Aleander einen Verräter, Windbeutel und alles, was ihr in den Sinn kommt. Dieser flieht mit seinen Begleitern in eine Gasse.

Danach dringt er bis zum Kardinal nach Mainz vor und erklärt ihm, dass er nach Rom und dem Papst Bericht geben müsse. Der Kardinal ordnet an, dass dennoch einige Bücher von Luther verbrannt werden sollen. Das geschieht und verbreitet tatsächlich Angst und Schrecken bei vielen Menschen. Aber Luther lässt sich davon nicht beirren. Er will sich diesem Angriff entgegenstellen und das zeigt schon 12 Tage später Wirkung. Und das erhoffe ich mir auch in unserer jetzigen Krise. Die Angst und der Schrecken dürfen nicht siegen.

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 257 vom 27.11.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Pfarrerin Monika Muck (Bitte lesen Sie dazu das gestrige Update 256

Auf den Knien beten

Liebe Missionsfreunde, mitten hinein in alle Lockdowns und Stürme dieser Welt grüßen wir Euch mit dem Liedvers „Vertraut auf den HERRN.  Jesus Christus für immer, denn ER ist der ewige, unwandelbare Fels“. Auf diesen Felsen zu gründen ist Auftrag und Ziel unserer Arbeit, an der wir Euch ein wenig teilhaben lassen wollen.

Theologische Hochschule Kidugala: Als ich Mitte Juli nach dem ersten Corona -Lockdown aus Deutschland zurückkam, war der Unterricht schon wieder einige Wochen voll am Laufen und ging auch ohne Semesterferien weiter. Da im August Kollegen – auch aus der Leitung – versetzt wurden und zwei neue Kollegen erst Mitte Oktober hier ankamen, habe ich wirklich bis zur Erschöpfung unterrichtet. Mitte September kam noch der Evangelistenfrauenkurs dazu. Die Freude, Gottes Wort weitergeben zu können und der Hunger der Studenten danach, hielt mich aufrecht. Am 24. Oktober hatten wir die Absolvierungsfeier. Bischof Fihawango sprach von nötiger Reformation in unserer Kirche und erzählte das Beispiel von einer Studentengruppe, die die Wohn- und Wirkungstätten John Weslys besuchte. An der Stelle, wo Wesley am Bett gekniet und für Erweckung in England gebetet hatte, war eine Vertiefung im Boden durch seine Kniee zu sehen.  Bei der Abfahrt wurde ein Student aus der Gruppe vermisst. Man fand ihn schließlich an der selben Stelle kniend beten: „Lord, do it again! „Herr, tue es wieder!“ Der Student hieß Billy Graham.  Das ist auch unser Gebet. Wir beten um eine Neuausrichtung der Leitung und gute Lehrer. 

Alphonce, der junge Evangelistenstudent aus Lupa ist vor eingigen Tagen im zweiten Anlauf nach Dar es Salaam gefahren, um sich wegen seine Knochenmarksinfektion am Arm operieren  zu lassen. Beim ersten Mal im Frühjahr wurde das durch den Coronalockdown verhindert. Er kann bei einem Pfarrersstudent wohnen., wurde aber gestern im Kleinbus das Behandlungsgeld beklaut.; zur Zeit ist Christoph vom Bodenseehof da, um dieses Bibelcamp mit vorzubereiten.

Wir haben geplant im Dezember nach Deutschland zu kommen. Mal sehen ob das mit dem erneuten Lockdown bei Euch dann möglich und sinnvoll ist. Hier ist Corona kaum noch ein Thema. Das Leben läuft ganz normal ohne irgendwelche Einschränkungen. Wir versuchen unser Immunsystem zu stärken durch Artimisia annua, Moringa, Ingwer, Knoblauch, Honig und andere Heilkräuter und  unterrichten auch unsere Studenten dementsprechend. Es gibt kaum Coronakranke in den Krankenhäusern.  Für die Wahlen wurde hier viel  um Frieden gebetet und Präsident Maghufuli wurde, wie zu erwarten war, wieder gewählt.  Für alle Verbundenheit und Unterstützung herzlichen Dank.

Monika Muck, Kidugala Lutheran Seminary, Tansania

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 256 vom 26.11.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Pfarrerin Monika Muck (beachten Sie dass diese Zeilen über Tansania im Frühling 2020 geschrieben worden sind. Morgen dann Zeilen über die Situation heute).

Wie gehen wir mit Angst um?

Wie leicht lassen wir uns von der Angst bestimmen, oft ohne dass wir es merken. Angst ist notwendig, um uns auf Gefahren aufmerksam zu machen. Aber wenn es zum bestimmenden Faktor – ja zum Motor – unseres Lebens wird, dann leben wir am Leben vorbei. Der tansanianische Präsident hat wegen der Angst machenden Gerüchte und Zahlen einen bewußt anderen Weg zur Bewältigung der Coronakrise gewählt als viele Länder in Europa. Er wußte, wie schnell seine Staatsbürger in der Konfrontation mit Tod überemotional regieren. Wahrscheinlich deshalb, weil nach traditionellen Denken, der Tod immer von anderen verursacht wird, die den anderen Böses wünschen, fluchen, etwas neiden und deshalb einen Zauber aussprechen, um selbst einen Vorteil zu gewinnen. Deshalb hat er seit sechs Wochen keine Zahlen über Covid-19 Infizierte veröffentlichen lassen. Es werden auch nur die Menschen getestet, die mit entsprechenden Symptomen in den Krankenhäusern erscheinen. Der tansanianische Präsident rief seine Staatsbürger zum Gebet und Gottesdiensten auf unter Berücksichtung der Sicherheitsmaßnahmen. Er verhängte keine Kontaktsperre in Städten, sondern ermutigt zur Erwerbsarbeit, damit die Menschen nicht verhungern.

In Deutschland versucht man durch Veröffentlichung von Infizierten und Sterbefällen die Menschen zu möglichst großer Vorsicht und Vermeidung von unnötigen Kontakten zu motivieren. Inwieweit ist unser Leben von der Angst motiviert?

Paulus schrieb an seinen ängstlichen jungen Mitarbeiter Timotheus in Ephesusin 2.Timotheus 1:7: Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht,

sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Er ermutigt ihn auch angesichts seiner bevorstehenden Verurteilung zum Tod unter den christenfeindlichen Kaiser Nero und angesichts von Anfeindungen um der Botschaft von Christus, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen. Angst kommt dann auf, wenn wir uns in Enge getrieben, hilflos und ohnmächtig fühlen. Unser Denken bestimmt immer unser Fühlen. Deshalb sagt Paulus dem Timotheus und uns: Denk daran, du bist nicht allein in deiner Krise, in deiner Lage, in deinem Auftrag, in deiner Not. Gott hat dich mit dem heiligen Geist beschenkt. Durch ihn ist der auferstandene Herr Jesus Christus in dir gegenwärtig, der alle Macht hat, ja ,der selbst dem Tod die Macht genommen hat (2.Tim.1:10). Angst lähmt. Aber wenn wir mit unserer Angst zu Jesus Christus gehen und beten: Herr, ich kann nicht, aber du kannst alles in und durch mich wirken, was für meine Lebenssituation nötig ist, dann wird die Angst weichen. Dann ist nicht mehr unsere Gesundheit, unsere Familie, unsere Arbeitssituation und unser Besitz unser Lebensmittelpunkt und unser Gott. Wenn wir unser Leben an vergängliche Dinge hängen, dann werden wir immer Angst haben sie zu verlieren. Aber wenn Jesus Christus unser Lebensmittelpunkt ist, dann schenkt er uns unvergängliche Gemeinschaft mit dem ewigen Gott, die ewig bleibt. Das macht uns frei von dem Kreisen um uns selbst und unsere Bedürfnisse. Es machte Petrus, der einst ängstlich seinen Herrn verleugnete, frei von Menschenfurcht und Angst vor Leid. Durch den heiligen Geist konnte er seinen auferstandenen Herrn bezeugen, auch wenn es ihn Diffamierung, Schläge, Gefängnis und am Schluss auch den Tod brachte. Warum wurde er frei von Angst?  Weil er sein Leben an seinen lebendigen Herrn Jesus Christus auslieferte und ihn durch sich wirken ließ.

Der Heilige Geist befreit uns zur selbstlosen Liebe, die sich nicht mehr selbst schützen will vor Nachteilen oder verletzenden Worten, die nicht mehr nur für das eigene Wohlergehen lebt. Er macht frei die Bestimmung zu leben, zu der uns Gott geschaffen hat: seine selbstlose Liebe andern erfahrbar zu machen. Nöte und Probleme, die uns dazu bringen mit unsere Ohnmacht zu Jesus Christus zu gehen, geben Gottes Geist die Gelegenheit Jesu Kraft und Wesen in dir frei zusetzen. Im Ausliefern an Christus wächst uns ungeahnte Kraft, Liebe und Besonnenheit zu, die nicht mehr von den Umständen und Nöten bestimmt ist, in denen wir leben. Unser Wohlergehen ist dann ganz von der Gegenwart Christi abhängig. Das möchte Gott allen Menschen in ihren Herausforderungen durch seinen heiligen Geist schenken – in Tansania und Deutschland und weltweit.                                              

Monika Muck , Kidugala Lutheran Seminary, Tansania

Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 255 vom 25.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kathrein stellt den Tanz ein

Kathrein stellt den Tanz ein“. Dieser Spruch stammt vor allem aus den deutschsprachigen Alpenländern und aus dem fränkischen Raum. Ich habe ihn als Jugendlicher öfters gehört. Hintergrund war, dass der Samstag vor dem 25. November der Abschluss der Tanzsaison war. Denn heute am 25.11. ist der Gedenktag der Heiligen Katharina von Alexandrien. Kurz vor der Adventszeit sollte noch einmal Gelegenheit zum Tanzen sein. Denn die vorweihnachtliche Adventszeit gilt als Fastenzeit, das noch heute in den Gottesdiensten mit der Farbe Lila für Altarparament und Kanzelbehang ausgedrückt wird.

Von diesem „Fasten“ ist fast nichts mehr zu spüren. Unter Nicht-Coronazeiten ist diese Adventszeit zur Hauptverkaufszeit geworden. Ich habe gelesen, dass manche Geschäfte bis zu 80 % ihres Umsatzes in diesen vier Wochen machen. Wie oft habe ich folgenden Spruch von offiziellen Amtsträgern gehört: „Ich hetze in dieser  ruhigen Zeit von einem Termin zum anderen“. Das ist lustig gemeint. Ich habe mir dabei aber immer gedacht: „Wer zwingt Dich dazu?“ Meine eigene Konsequenz bestand darin, dass in dieser Zeit möglichst wenige Gemeindeveranstaltungen angesetzt werden. Der Tag dieser Heiligen erinnert mich daran, nur die unbedingt notwendigen Aktivitäten in der Adventszeit zu tun. Ein Spruch zu diesem Tag lautet: „Bass und Geigen bleiben eingesperrt vom Kathreintag bis zur Erscheinung des Herrn (06.01.)“.

Interessant ist die Geschichte dieser Heiligen. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und gilt als Helferin bei Leiden der Zunge und bei Sprachschwierigkeiten. Deshalb ist sie Schutzpatronin der Schulen, der philosophischen Fakultäten, der Näherinnen und der Schneiderinnen. Sie lebte vermutlich um 300 n. chr. und soll durch das sog. „Rad“ ermordet worden sein. Dabei handelt es sich um vier „mit eisernen Sägen und spitzen Nägeln“ gesäumte Räder, die diese Frau zerrissen haben sollen. Die Legende erzählt, dass ein Engel kam und das Folterinstrument zerstört hat. Katharina wurde deshalb enthauptet und aus ihren Wunden floss Milch und Blut. Engel brachten ihre sterblichen Überreste zum Berg Sinai. Dort wurden 500 Jahre später ihre Reliquien gefunden und der Heiligen zu Ehren wurde das berühmte Katharinenkloster an der Fundstelle gebaut.

Und dieses Kloster ist bis heute der Ausgangspunkt für die Wanderung zum Berg hoch bei vielen Pilgern, die zum Sinai kommen. Und damit Sie als Leser/-in auch Stimmen aus der weltweiten Mission hören, werde ich in den nächsten zwei Tagen Berichte einer deutschen Pfarrerin in Tansania weitergeben.