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Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, update 115 vom 08.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wie die Träumenden

Ende Mai laufe ich durch Hersbruck. Da springt mir ein Plakat ins Auge. Darauf waren zwei Menschen an einem Strand im Pazifik zu sehen. Als große Überschrift lese ich: „Wie die Träumenden“. Ein paar Tage vorher war berichtet worden, dass vielleicht doch ein Südsee-Urlaub im Sommer auch für Deutsche möglich ist. Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hatte im März und April gesagt, dass sich die Menschen hier lieber darauf einstellen sollten, in Bayern – höchstens in Deutschland – den Urlaub 2020 zu verbringen. Hintergedanke war neben dem Infektionsrisiko die Überlegung, die einheimische Urlaubswirtschaft wieder in Gang zu bringen.

Wie die Träumenden“ – so wird für diese besondere Zeit des Urlaubs geworben. Ich denke daran, wie ich Urlaub als Kind auf dem Bauernhof erlebt habe. Bis Anfang der 70-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Möglichkeit eines Urlaubs für Bauern völlig ausgeschlossen. Auch für meine Eltern galt dieses Prinzip. Es hat höchstens zu einer Tagesfahrt mit anderen Landwirten gereicht. Wenn im Fernsehen Heimatfilme gezeigt wurden, dann hat meine Mutter oft gesagt: „Da hin möchte ich wenigstens einmal“. Das hat sich bei mir nachhaltig eingeprägt und ich habe schon als Kind darauf sehnsüchtig gewartet, wann dieser Wunsch meiner Mutter endlich erfüllt werden konnte.

Es hat bis 1972 oder 1973 gedauert. Dann war es endlich so weit. Für fünf Tage wurden Reisepläne geschmiedet. Es sollte in die Berge nach Farchant gehen. Auf dem Bauernhof musste natürlich alles vorher organisiert werden. Alles wurde genau besprochen. Wichtig war in diesen Tagen vor allem die Stallarbeit. Alle vier Kinder halfen mit und der Nachbar war in den Vorbereitungen mit einbezogen. Denn es war genauso, wie das auf einem Bauernhof sein kann. Die Tiere halten sich nicht an die Reiseplänen der Menschen. Genau in diesen fünf Tagen sollte eine Kuh ein Kalb zur Welt bringen. Meine Eltern fuhren schon früh um fünf Uhr fort um dann am fünften Tag rechtzeitig vor der Stallarbeit wieder da zu sein. Die Kuh hielt sich genau an den Geburtsplan und am dritten Reisetag brachte sie ihr Kälblein auf die Welt. Zwei Nachbarn wurden sogar geholt. Aber alles klappte hervorragend und meine Eltern waren mit der Arbeit bei ihrer Abwesenheit zufrieden.

Und so organisierten sie einen jährlichen Urlaub in dieser Länge und kamen immer wieder zufrieden zurück. „Ich habe die Berge gesehen“. Oft habe ich diesen Ausspruch von meiner Mutter gehört und sie war glücklich, eben wie eine Träumende. Und die Heimatfilme hat sie noch intensiver angeschaut im Wissen, dort war sie jetzt mehrmals zum Kurzurlaub.

Heute fahre ich mit meiner Frau vom diesjährigen Urlaub nach Hause. Wegen der Coronakrise waren wir diesmal nicht im Trentiner Land am Cavediner See. Wir haben zumindest teilweise den Wunsch unseres Ministerpräsidenten entsprochen und sind in Deutschland geblieben. Die Tage auf Usedom waren ausgefüllt mit vielen Erlebnissen. In mir fühle ich eine Freiheit, mir für diese 14 Tage frei nehmen und auch 2020 fortfahren zu können. Tatsächlich: Urlaub mit langen Flügen in weit entfernt liegenden Gegenden dieser Welt muss nicht sein. Berge und Wasser bei uns in unserem Land schenken auch Erholung. Und wir konnten auch auf Usedom ein wenig „wie die Träumenden“ sein. Aber diese biblische Metapher eignet sich für ein eigenes Update am morgigen Tag.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 114 vom 07.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Es ist Juli 1983. Vor mir liegt der Brief vom Landeskirchenamt. Im Brief liegt die Nachricht über den Predigttext anlässlich meines zweiten Examens. Lukas 17, 11 – 19 wird mir als Predigttext zur Aufgabe gestellt. Ich sollte meinen Examensgottesdienst im Mai 1984 halten. Es ist nie ganz einfach, schon fast ein Jahr vorher sich konkrete Gedanken zu einem Predigttext zu machen. Er soll ja auch aktuell sein. Damals war es noch so, dass der Gottesdienst dazu nicht in der Vikariatsgemeinde stattfinden durfte. Jetzt ist das anders. Aber diese Vorgehensweise beschert mir einen besonderen Gottesdienstraum. Es ist die Kirche auf dem Johannesfriedhof in Nürnberg. Nur dieses eine Mal habe ich dort gepredigt. Und nur noch ein weiteres Mal, im Mai 2003, war ich dort in der Kirche bei der Beerdigung von John Mac Farlane, der auch in Altensittenbach insgesamt sechs Mal Vorträge gehalten hat.

Lukas 17, 11 – 18: „Die zehn Aussätzigen“ lese ich. Mir fallen sofort Worte meines Heimatpfarrers aus dem Religionsunterricht der Grundschule ein. „Nur einer ist umgekehrt und hat dem Jesus gedankt“. So hat er die Geschichte zusammengefasst und so habe ich sie immer verstanden. Geschichten mit solch einer klaren und eindeutigen Botschaft reizen mich, besonders genau hinzusehen und zu ergründen, ob nicht auch andere Botschaften in den Worten Jesu stecken. Geht es wirklich nur um ein „Dankbar sein“ im allgemeinen Sinn? So hatte ich dazu schon Predigten gehört. Aber dann würde diese Erzählung doch besser zum Erntedankfest passen – so mein erster Eindruck.

Dieser Text an Kantate. Also muss sie irgendetwas mit dem Singen zu tun haben. Es hilft nichts. Ich musste mich sehr intensiv und genau mit dem Text auseinandersetzen. Die Arbeit wird auch von genau drei Korrektoren (ein Oberkirchenrat, ein Dekan, ein Pfarrer) gelesen, dann muss sie schon auch sehr intensiv bearbeitet sein. Und tatsächlich! Ich werde überrascht! Es geht bei diesem Wunder vor allem und genau darum, was ich vor zwei Tagen beschrieben habe: Das Ziel ist, in Jesus den Christus zu erkennen. Es geht weniger um das allgemeine Thema „Dankbarkeit“ (auch wenn das durchaus sehr wichtig ist).

Es ist nämlich so, dass alle zehn Aussätzigen sich aufmachen und zum Tempel gehen. Dort sitzen die Priester und nur sie entscheiden, ob jemand noch aussätzig ist oder nicht. Neun von ihnen gehen zum Tempel nach Jerusalem. Dort angekommen stellt der Priester fest, dass sie nicht mehr aussätzig sind. Sie zeigen ihren Dank gegenüber Gott mit einer vorgeschriebenen Liturgie, die im 3. Mose 14 genau beschrieben ist. Also nicht nur der eine Samariter war dankbar, auch die anderen neun waren es.

Was war dann bei diesem einen Samariter anders? Warum hat ihn Jesus so herausgestellt? Dieser Eine ging nicht zum Tempel nach Jerusalem, sondern zum Tempel der Samariter nach Garizim. Auf dem Weg dorthin wurde er wie die anderen gesund. Aber er ging – im Gegensatz zu den anderen neun – nicht weiter, sondern kehrt um und fällt vor Jesus mit seinem ganzen Körper auf die Erde. Der Fachausdruck hierfür ist „Proskynese“. Mit seinem ganzen Körper mit dem Gesicht nach unten vor jemanden fallen bedeutet: „Du bist mein Herr. Dir habe ich alles zu verdanken. Ich ehre Dich und lobe Dich für das, was Du an mir getan hast und auch weiterhin tust. Ich gebe dir mein Leben im Vertrauen, dass Du es gut mit mir meinst“.

Wer genau den Text liest, stellt fest, dass Jesus nicht sagt: „Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott dankbar zu sein…“. Nein. Jesus sagt: „Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde“? Bei diesem Wunder der Heilung der Aussätzigen geht es darum, dass durch das Wunder Gott die Ehre gegeben und Jesus als Herr anerkannt wird. Wir erleben hier Wunder in seiner ursprünglichen Bedeutung: es ist Zeichen des Beginns des Anbruches des Reich Gottes durch Jesus Christus. Der eine Samariter hat das erkannt, die anderen neun Geheilten leider nicht. Für sie blieb Jesus eine Episode in ihrem Leben. Für den Samariter war seine Lebenskrise der Krankheit und die Heilung davon der Beginn eines neuen Lebens mit Gott. Wer wird diesen Weg durch die Coronakrise mitgehen?

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 113 vom 06.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schaut euch doch mal diesen Vornamen an: Jan. Wer kennt jemand, der so heißt?“ Tatsächlich ist dieser Vorname in Deutschland gar nicht so selten. Die Schüler/-innen der vierten Klasse überlegen. Sie nennen einige andere Kinder mit diesem Namen. „Dieser Name ist die tschechische Form und damit eine kurze Form eines anderen Vornamens. Überlegt mal, welche deutsche Bezeichnung ich meine!“ Nach kurzer Überlegung und auch mal mit Raten kommen die Kinder dann schon darauf. „Johann“ oder „Hans“ ist damit gemeint. Dann gibt es ein kurzes Gespräch über die Herleitung aus dem Hebräischen. „Channan“ oder auch die bekanntere weibliche Form „Hannah“, mit der auch viele Mädchen in unserem Land bezeichnet werden. Ich weise noch auf Ableitungen wie z.B. „Jannis“ oder auch „Johannes“ hin. Wir reden noch kurz über die Bedeutung des Namens. „Gott ist gnädig“. Wirklich eine sehr schöne Bedeutung.

Jetzt schaut euch den Nachnamen der gesuchten Person an: Hus„. Den kennen die Schüler/-innen in der Regel nicht. Ich erkläre ihnen die Bedeutung: „Gans“. Der Name „Jan Hus“ bedeutet auf Deutsch also: „Hans Gans“. Wir alle in der Klasse haben ein kleines Lächeln auf dem Gesicht bei der Übersetzung des Namens.

Dieses Lächeln verschwindet dann aber sehr schnell, wenn ich im Rahmen der Reihe über das Leben von Martin Luther auf den wohl berühmtesten böhmischen Reformator eingehe. Genau 100 Jahre vor Martin Luther hat er gelebt. Er war von 1409 – 1410 Rektor an der Prager Universität. Er lehrte Theologie und Philosophie. Aber er war vom englischen Philosophen und Theologen John Wyclif (gest. 31.12.1384) beeinflusst, der eine Reformation der Kirche forderte. Dazu gehörte die Predigt in Landesssprache und das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Er kämpfte für eine Reform der verweltlichten Kirche und trat für die Gewissensfreiheit ein. Die Bibel war für ihn die einzige Autorität in Glaubensfragen.

Nicht nur Kenner der Kirchengeschichte bemerken spätestens jetzt die Ähnlichkeit mit der Lehre von Martin Luther. Deshalb gilt er nicht nur als Vorreformator, sondern als der grundlegende Vorbereiter von Martin Luther. Aber er hatte noch nicht den Buchdruck zur Hand und konnte so seine Lehren noch nicht unter das breite Volk mischen. Aber wie 100 Jahre später sollte eine große Versammlung die theologischen Fragen klären. Er erhielt freies Geleit zum Konzil nach Konstanz. Gut drei Wochen, nachdem er dort angekommen war, kam er in das Gefängnis und wurde teilweise gefoltert. Nach etwa einen halben Jahr wurde Jan Hus am 06.07.1415 und damit genau heute vor 605 Jahren zum Feuertod verurteilt und am Scheiterhaufen getötet.

Er soll gesagt haben: „Jetzt verbrennt ihr eine Gans. Einmal wird ein Schwan kommen, den werdet ihr nicht verbrennen können“. Das Familienwappen von Martin Luther war der Schwan.  Und so wird dieses Wort als prophetisches Wort auf Luther gedeutet. Ob diese Geschichte nur eine Legende ist, kann ich nicht beurteilen. Aber es drückt aus, was die Kirchengeschichte gelehrt hat.

Martin Luther wurde von seinen Freunde vor der Fahrt zum Reichsparteitag nach Worms im April 1521 davor gewarnt, dass er dasselbe Schicksal wie Hus erleiden würde, weil man sich nicht auf das freie Geleit des Kaisers verlassen kann. Aber Luther widerstand diesem Rat und fuhr hin. Er hatte eben mehr Möglichkeiten im öffentlichen Raum als Jan Hus. Und so wurde aus der brennenden Gans tatsächlich der siegende Schwan.

Seit 1925 ist der Todestag von Jan Hus, der 6. Juli, in der damaligen Tschechoslowakei und im heutigen Tschechien ein Staatsfeiertag. Und das ist ein sehr gutes Beispiel, wie Gott aus einer Krise neues Leben auferstehen lassen kann. Jan Hus hat gelebt wie er das selbst einmal so ausgedrückt hat: „Darum frommer Christ, suche die Wahrheit, höre auf die Wahrheit, lerne die Wahrheit, liebe die Wahrheit, sprich die Wahrheit, halte die Wahrheit fest, verteidige die Wahrheit bis zum Tode denn die Wahrheit befreit dich von der Sünde, vom Teufel, vom Tod der Seele und schließlich vom ewigem Tod“.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 112 vom 05.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Lektorin Barbara Weider

Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Ihnen ein Mensch ganz bewusst und gezielt etwas Böses angetan hat? Sie gekränkt und beleidigt hat? Ihnen das Leben vielleicht sogar unerträglich erschwert hat?

Wenn wir uns gegenseitig aus unserem Leben erzählen, würde wahrscheinlich die ein oder andere persönliche Geschichte dazu auftauchen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Anfeindungen oder Feindseligkeiten kann ich auf unterschiedlichste Weise erleben.

Besonders dokumentiert und archiviert findet man im digitalen Netz eine Fülle von Hasskommentaren, schnell ändert sich das Vokabular und endet in Kraftausdrücken, deren Angemessenheit jegliche Reflektion fehlt. Hinter dem Schützengraben der Online-Anonymität werden Beleidigungen, Beschuldigungen oder Unterstellungen munter ausgesprochen. Ohne Rücksicht, ohne Empathie. Aber nicht nur Anonym, es ist auffällig, dass Menschen schneller dazu neigen, andere im Netz anzugreifen, als sie im tatsächlichen persönlichen Kontakt tun würden.

Deshalb stellt sich immer wieder aufs Neue die Frage: Wie gehe ich damit um? Wie werde ich damit fertig? 

Es ist nicht zu leugnen, dass es hart in unserer Welt zugeht. Das gab es lange, lange bevor es überhaupt Facebook, Instagram oder youtube gab.

Denken wir an die Josef-Geschichte, als die Brüder ihn rücksichtslos im Brunnen ausgesetzt haben. In den Psalmen lesen wir auf vielfache Weise um das Leid mit den Feinden. Und der Verrat Jesus durch seinen Jünger Judas läuft in die gleiche Richtung. Menschen haben schon immer auch Böses getan.

Die eigene Lebenssituation sieht sich ab und an immer wieder mit Anfeindungen und der bösen Seite von Menschen provoziert. In der Bibel heißt es „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“ Der Hirtenpsalm zeigt, dass wir bei Gott Schutz finden und Feinde zu unserer Lebensrealität gehören. 

Für Paulus im Römerbrief ist es sonnenklar, dass Menschen untereinander feindlich gesinnt sein können. Wer den Römerbrief einmal von Anfang an liest, der wird überrascht sein, wie desillusionierend und realistisch das Bild ist, das Paulus von den Menschen der Welt zeichnet – und zwar von allen: von Frommen und von Gottlosen. Er kommt zum Fazit: Kein Mensch ist nur gut. Da kann er sich noch so sehr anstrengen. 

Menschen können in unterschiedlichen Umständen feindselig sein. Jedem kann es passieren. Tage die aufbrausend, schräg oder unsensibel verlaufen. Eine Whatsapp, eine Antwort die härter ausfällt – auch wenn es gar nicht so gewollt ist. Die Rollen Opfer-Täter können schnell im Alltag wechseln.

Aber wie läuft das jetzt mit dem Miteinander – wie sieht das nun in der Praxis aus?

Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden! (Römer 12,18)

Gott akzeptiert und sieht unsere Situation. Er ist uns nah und hinter diesem fast verwegenen Aufruf steckt etwas Großes. Das er uns und unserem Nächsten geben will.

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig. Er verlangt nichts von mir, was ich nicht leisten kann. Er will keine Selbstaufgabe oder gar Selbstzerstörung, wenn ich Aggressionen von Anderen ausgesetzt bin. Er ist besorgt um uns und um unseren Feind! 

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig, er kennt meinen Hintergrund, meine Möglichkeiten, meinen Wirkungsradius – soviel an mir liegt – Gott verweist auf meine Handlungsfähigkeit, ermuntert mich so weit zu gehen, wie ich kann, motiviert mich zum aktiven Leben. 

Wenn möglich, soviel an euch ist, ….

Gott ist gnädig. Er sichert mir meine eigene Grenze, damit mein Feind seinen Verantwortungsbereich einnehmen kann. Auch für mich gilt, die Grenze meines Feindes nicht zu überschreiten. 

Denn genau das war der Anfang des Konfliktes! Die Tatsache, dass die eigene persönlichen Grenze einfach übertreten wurde, ohne Rücksicht! Mit der Folge, dass Herzen verletzt und hart geworden sind, und am Ende drohen zu brechen.

Die Ermutigung „Lebt mit allen Menschen in Frieden“ richtet sich an unser Herz.

Frieden bedeutet hier nicht das Gegenteil von Krieg. Frieden bedeutet eine gute Beziehung zu haben, zu anderen Menschen, zu sich und zu Gott. Das hebräische Wort schalom bedeutet Frieden im Sinne von „heil sein“ oder „ganz sein.“ 

Mutig sein und trotz allem offen bleiben – leitet Gott uns barmherzig an. 

„Schalom“ – uns allen!

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 111 vom 04.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder, es ist schwer, aber die Zuschauer, sie harren nicht aus. Wie könnten sie auch – eine Fußball-Weltmeisterschaft ist alle vier Jahre und wann sieht man ein solches Endspiel, so ausgeglichen, so packend. Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer. Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt – und Bozsik, immer wieder Bozsick, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball – verloren diesmal, gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooo! Tooooor! Tooooor!

Das waren die Worte des unvergesslichen Rundfunkreporters Herbert Zimmermann, heute vor genau 66 Jahren, am 04.07.1954 anlässlich des Siegtreffers der deutschen Fußballnationalelf im WM-Endspiel gegen die hochfavorisierten Ungarn, die schon über vier Jahre nicht mehr verloren hatten. Die Worte sind legendär geworden genauso wie der Jubel nach dem Schlusspfiff und seine überschlagende Stimme im Mikrofon: „Aus, aus, aus – aus! Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister“. Bis zum heutigen Tag sagen Politiker und Geschichtsschreiber, dass dieses Ereignis Deutschland nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg wieder in das Zeitgeschehen zurückgebracht hat. Ab diesem Tag war der Stolz für die Menschen in der Bundesrepublik wieder zurückgekommen. Wir sind wieder wer. Wir müssen uns nicht mehr verstecken. Wir sind wieder anerkannter Teil der Völkerfamilie.

Das Ereignis geht als „Wunder von Bern“ ein und wurde 2003 von Sönke Wortmann als Spielfilm gedreht. Ich habe ihn zum ersten Mal im City-Kino in Hersbruck gesehen und war tief beeindruckt. Der Regisseur hat dieses Ereignis gekonnt mit der Nachkriegsgeschichte verbunden und von den Schwierigkeiten eines heimgekehrten Kriegsgefangenen erzählt, der sich nur ganz langsam in sein neues Leben zurechtfindet. Aus der Krise heraus, gibt es neues Leben und neues Selbstbewusstsein durch ein herausragendes positives Ereignis.

Am 30.05.2020, am Pfingstsamstag dieses Jahres, habe ich eine Mail bekommen, in der steht wörtlich: „Manchmal geschehen Wunder – man muss nur hinschauen“. Ich gebe zu, dass ich in meinem Leben oft schon für Wunder gebetet habe. Manchmal habe ich sie erlebt – oft aber sind sie nicht in Erfüllung gegangen. Im Zeichen der Coronakrise hoffe vermutlich nicht nur ich auf ein Wunder besonderen Ausmaßes. „Na Herr Pfarrer, jetzt können Sie um ein Wunder beten“. Solche und ähnliche Sätze habe ich mehrmals gehört. Es hat mich dazu animiert, wieder einmal über „Wunder“ in der Bibel nachzudenken.

Es gibt dazu Hunderte von Büchern. Viele verstehen darunter vor allem Ereignisse, die ich nicht erklären oder mit dem Sinn verstehen kann. Interessant ist, dass in der Bibel bei diesem Thema eine andere Richtung aufgezeigt wird. „Wunder“ sind immer (da stimmt diese Redeweise von „immer“) Hinweise auf Gott und/oder auf Jesus. Dabei geht es weniger darum, dass z.B. Jesus als großer menschlicher Wundertäter dargestellt wird. Es geht darum, dass Menschen diesen Gott und diesen Jesus als Herrn der Welt und als den persönlichen Heiland erfahren. Wunder zielen also darauf, dass Menschen zum Glauben an Gott durch Jesus kommen. Wunder sind Zeichen der Liebe Gottes.

Diese Auslegung wird auch durch das griechische Wort für Wunder unterstützt. Es lautet „Semeia“. Das bedeutet „Zeichen“. Ein Wunder ist Zeichen für den Anbruch des Reiches Gottes in dieser Welt durch Jesus Christus. Wunder sind also weniger nicht erklärbare Ereignisse auf dieser Welt als vielmehr Zeichen dafür, dass Menschen in Jesus ihren persönlichen Herrn erkennen. Dazu will ich in den nächsten Tagen noch mehr schreiben. „Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen“ (Psalm 118, 23).

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 110 vom 03.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kennen Sie das Gefühl, mal den Herrn „Google“ überlistet zu haben oder mehr zu wissen? Heute ist mir das gelungen. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich das irgendwie befriedigt hat. Je nach eigener Stellungnahme können Sie das kommentieren mit den Worten: „Schön, Herr Metzger. Man soll eben nicht alles im Internet glauben“. Oder Sie können auch sagen: „Herr Metzger, das ist ziemlich angeberisch und hochmütig“.

Sei es drum! Jedenfalls habe ich die Suche „Rose in der Bibel“ eingegeben. Mich hat das aus zweierlei Gründen interessiert. Einmal stehen hinter unserem Haus einige Rosenstöcke. Vor ein paar Jahren habe ich diese meiner Frau zum Geburtstag geschenkt. Sie ist wie vermutlich viele Frauen ein „Rosenfan“.

Tatsächlich fasziniert diese besondere Blume mit ihren verschiedenen Farben und Formen. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie wunderbare Blüten hat, aber auch Stacheln. Dieses Paradox in einer Blume ist ein Symbol für das Leben, ja sogar für die Liebe, in der eben auch verschiedene Phasen oder Tage zu erleben sind. Martin Luther hat zu seiner Frau Katharina eben nicht nur „meine liebe Käthe“ gesagt, sondern ab und zu auch „Meine Herr Kette“ und das auch noch schriftlich weitergegeben.

Jedenfalls erfreut sich nicht nur meine Frau an ihrem „Rosengarten“ hinter dem Haus, sondern Literatur und Dichtung nehmen diese Blume her, um Wirklichkeiten und Gefühle auszudrücken. Ich erinnere nur an „Sah ein Knab ein Röslein stehn“ von Johann Wolfgang v. Goethe. Die Allegorie in diesem Lied hat mich fast ein wenig wütend gemacht. Aber dazu vielleicht irgendwann einmal an anderer Stelle. Ich erinnere auch an das schöne Märchen von „Dornröschen“. Gott sei Dank kommt der Prinz und überwindet die Dornenhecke und erlöst Dornröschen von ihrem hundertjährigen Schlaf. Und wer wünscht sich in der gegenwärtigen Krise nicht auch einen Prinzen, der uns von diesem Coronavirus befreien könnte.

Zum anderen hat es mich wirklich interessiert, was ich im Internet dazu finde. Jedenfalls meldet Herr „Google“ bei meiner Anfrage nach Rosen in der Bibel folgende Meldung: „Obwohl zur Zeit Israels und Jesu wilde Rosen in Palästina wuchsen, wird die Rose weder in der Hebräischen Bibel noch im Neuen Testament erwähnt. Aber die Blume kommt in griechischen Texten des Alten Testamentes vor“. Ich denke: Lieber Herr Google. Lese doch bitte mal mein gestriges Update Nr. 109 von der Befreiung Petrus aus dem Gefängnis in Jerusalem. Die biblische Geschichte dazu steht in der Apostelgeschichte 12. Dort heißt es in den Versen 13 – 15: „Als er (Petrus) an das Hoftor klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode, um zu hören, wer da wäre. Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und verkündete, Petrus stünde vor dem Tor. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch sie bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein Engel“.

Der Name der Magd war „Rhode“. Das heißt auf Deutsch: „Röslein“. Genau. Hier kommt die „Rose“ in einer verkleinerten Bezeichnung vor. Ich finde das Klasse. Dieses „Röslein“ war die erste Zeugin und die erste Informantin dieses besonderen Wunders. Eine einfache Magd ist es und die Bibel nennt auch noch ihren Namen. Das weist darauf hin, dass sie dieses Erlebnis wohl noch öfters berichten musste und kritische Nachfragen hatte. Und die Jünger konnten bei Rückfragen darauf verweisen: Geht hin zur „Röslein“, geht zur Rhode. Sie kann alles bestätigen. Und fast immer, wenn ich unseren „Rosengarten“ hinter dem Haus sehe, erinnert mich das an diese wundervolle Geschichte aus der Bibel und auch daran, wie Gott einfache Menschen dazu benutzt hat, um sein Wirken in dieser Welt zu verdeutlichen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 109 vom 02.07.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was halten Sie von Engeln“? Diese Frage wird mir oft gestellt. Auch Schüler/-innen in der Schule stellen sie. Es gibt verschiedene Methoden, sich dieser Frage zu nähern. „Engel brauchen keine Flügel“ – so lautet das Gedicht des evangelisch-reformierten Theologen Kurt Marti. Es war eines der ersten Gedichte, die das Thema „Engel – unsichtbar oder sichtbar“ thematisierten. Er hat darauf aufmerksam gemacht, dass jeder Mensch zu einem Engel für einen anderen Menschen werden kann. „Du bist ein wahrer Engel“ – wer hat diesen Spruch nicht schon mal zu einem anderen Menschen gesagt. Mittlerweile schießen solche Gedichte, Bücher und Songtexte wie Pilze aus dem Boden.

Dennoch denke ich, dass auch die andere Dimension dieser Thematik nicht vergessen werden darf. In der Bibel sind die Engel Wesen und Boten Gottes. Sie treten aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt hinein und geben Menschen Weisung. Ich habe selbst schon solche Erfahrungen gemacht und andere Menschen haben mir Geschichten erzählt, bei denen ich mir sicher bin, dass Gott durch diese himmlische Gestalten gehandelt hat.

Und damit erinnere ich an mein Versprechen von vor zwei Tagen. Ich hatte versprochen, von meiner Lieblingsgeschichte des Petrus zu schreiben. Sie steht in der Apostelgeschichte im 12. Kapitel. König Herodes nimmt Petrus gefangen. Dieser liegt mit zwei Ketten gefesselt. In der Nacht vor dem Verhör schläft (welch eine Gelassenheit!!) Petrus. „Und siehe, der Engel des Herrn kam herein, und Licht leuchtete auf in dem Raum“ (V. 7a) so wird die Gegenwart des göttlichen Boten beschrieben. Die Ketten fallen von selbst ab und Petrus kommt frei. Er geht zum Haus der Maria, der Mutter des Markus. Dort waren viele beieinander und beteten. Er klopft an das Hoftor und eine Magd kommt. Sie hört die Stimme von Petrus und rennt ohne zu öffnen zu den anderen zurück und berichtet von ihrer Erfahrung. Sie sagt: „Es ist sein Engel“.

Spannend für mich ist, dass sie sagt, dass es „sein Engel“ ist. Es ist die vermutlich bekannteste und auch eindeutigste Stelle, in der von einem „persönlichen“ Engel in der Bibel die Rede ist. Und diesen Sprachgebrauch höre ich immer wieder. Menschen reden von ihrem Schutzengel, dem sie Geschehnisse zu verdanken haben. Engel werden auch Nationen zugeordnet. „Michael“ ist der Engel der Deutschen. Mit solchen Gedanken kann auch Schindluder getrieben werden. Aber es ist auch eine vertrauensvolle und seelsorgerliche Überlegung, so auf das Eingreifen Gottes zu hoffen. Es sind eben nicht nur menschliche Engel, die mir zur Seite stehen. Gott greift auch aus der unsichtbaren Welt in meine sichtbare Welt ein. „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“. Diesen Psalmvers aus Ps 91, 11 haben viele Menschen besonders in dieser Coronakrise wieder neu entdeckt. Und vielleicht komme ich im Rahmen dieser Updates irgendwann einmal dazu, meine eigene besondere Engelsgeschichte zu schreiben.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 108 vom 01.07.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Dr. Mathias Kropf

Eigentlich hatte ich nicht geplant dieses Update zu schreiben aber am heutigen Nachmittag (31.05.) brachte der Fernsehsender „rbb“ den Heinz Ehrhardt Film „Der letzte Fußgänger“. Diese Filmkomödie wurde im September 1960 uraufgeführt.

Gleich zu Beginn des Filmes singt Heinz Ehrhardt (1909 – 1979) ein Lied, das mich dann doch inspirierte, etwas zu schreiben. Die Älteren von uns kennen Heinz Ehrhardt noch gut und viele verehren ihn als einen der größten deutschen Komiker; heute würde man vielleicht eher „Stand up Comedians“ sagen. Aber er war auch ein begnadeter Lyriker, Poet und Schauspieler. Das sicher nur wenigen bekannte Lied, um das es hier geht hat den Titel „Nicht so eilig„. Die Musik zum Text stammt aus der Feder vom bekannten Komponisten Franz Grothe, der Text von seinem genauso bekannten Haupttexter Willy Dehmel. Heinz Erhardt singt dieses sehr zum Nachdenken anregende Lied bei einem Blick aus dem Bürofenster zum Stephansplatz seiner Heimatstadt Hamburg:

Wie sie alle rennen und rasen, als ob es ihr Leben gilt.

Durch den Wald der Häuser und Straßen wie von Hunden gehetztes Wild.

Noch schneller, noch schneller, noch schneller

dem eigenen Schall hinterher – sie könnten’s nicht ertragen,

wenn der andre noch schneller wär´.

Nicht so eilig, nur nicht so eilig!
Wenn du dir Zeit lässt, hast du vom Leben mehr.
Langsam, langsam, nur immer schön langsam!
Bei zuviel Vollgas, da ist der Tank bald leer.
Nicht so hastig, nein – nur nicht so hastig!
Denn dass man Zeit spart, das ist ein Selbstbetrug!
Sachte, sachte, nur immer schön sachte,
das bisschen Leben, das vergeht noch schnell genug.

Wer sich das Video mit diesem Lied anschauen möchte findet hier den passenden Link in „youtube“: https://www.youtube.com/watch?v=tD1KNRU4icM

Gerade in Coronazeiten sollte man sich öfter an das Sprichwort erinnern: Im Leben gewinnen nicht die Schnellen, sondern die Ausdauernden!

Achten wir darauf, dass wir uns nicht alles an angebotenen Nachrichten und anderen ablenkenden und beängstigenden Dingen in dieser Zeit reinziehen. Wir dürfen unseren Himmlischen Vater in Jesu Namen bitten, dass wir gerade jetzt lernen, die richtigen Prioritäten zu setzen und in allem wach und lebendig zu bleiben. Im Psalm 119, Vers 37 heißt es dazu: „Und wende meine Augen davon ab, das Eitle zu betrachten; belebe mich auf Deinen Wegen“. Eine schöne israelische Weisheit gibt dies aus einer ganz anderen Sicht wunderbar wieder: „Gott hat die Zeit erfunden und der Mensch die Hast.“ Und mit einem Blick auf Martin Luther hat dieser vor etwa 500 Jahren uns schon einige wertvolle Tipps für stressige Zeiten gegeben. Ein bekannter Satz von ihm lautet: „Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten!“

Es mag für viele paradox bzw. unergründlich sein, wie so etwas funktionieren kann. Probieren wir es einfach mal aus, und legen am Morgen unsere Nöte und Probleme in Gottes Hand, dann werden wir schnell merken, dass solche Tage uns mehr inspirieren und größeren inneren Frieden schaffen. Der deutsche evangelische  Pfarrer, Evangelist und Schriftsteller Ernst Modersohn (1870 – 1948) kleidete dies einmal in wunderbare Worte, die uns so sehr ermutigen möchten: „Gott kennt dein Gestern, gib Ihm dein Heute, Er sorgt für dein Morgen!“ Dieses Zitat hatte ich immer auf der Broschüre und der Visitenkarte meiner früheren Allgemeinartzpraxis in Reichenschwand stehen. Und so möchte ich abschließen mit einem Wort des prominenten Baptistenpastor Oswald Chambers (1874 – 1917), der uns hier einen wertvollen Tipp zum „Entstressen“ gerade für unsere orientierungslose und hektische Zeit gibt: „Keiner hat Zeit zum Beten! Wir müssen sie uns von anderen Dingen nehmen, um zu verstehen, wie nötig das Gebet ist!“

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 107 vom 30.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Petrus war neben Paulus der andere wichtige Apostel für die ersten Christen. Und wie für Paulus wurde ihm in Rom eine große Basilika gebaut, der sog Petersdom. Es ist bis heute die größte Kirche der Welt. In ihr residiert der Bischof von Rom. Es ist der Papst, der von dem sog. Konkave gewählt wird. Auch der jetzige Papst Franziskus sieht sich in der Reihe des ersten Bischofs von Rom, dem Apostel Petrus.

Die Geschichten von ihm aus der Bibel sind sehr interessant. Er war offenbar ein Kämpfertyp. Er stand gerne vorne dran und hatte eine Art „Führungsrolle“ schon bei den Jüngern um Jesus. Er hat sich getraut, auf dem Wasser zu laufen um zu Jesus ans Ufer zu kommen. Als er den Wind sah, drohte er unterzugehen und schrie nach der Hilfe von Jesus. Sein Name ist Simon, aber er hat von Jesus den Beinamen „Petrus“ erhalten. Das heißt „Fels“ und er sah sich vermutlich oft genug als „Fels in der Brandung“ bei dem, was um Jesus geschah. Sein Bekenntnis zu Jesus ist legendär. „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“ (Matthäuas 16, 16). Jesus verleiht ihm die Schlüsselgewalt der Beichte. Bei der Verhaftung von Jesus im Garten Gethsemane stellt er sich vorne hin, zieht sein Schwert und will kämpfen. Im Johannesevangelium im 18. Kapitel wird sogar der Name des Knechtes  genannt: Malchus.

Gleichzeitig wird aber auch seine verletzliche Seite erwähnt. In seinem Eifer erkennt er nicht die Grenzen seines Eintretens für Jesus. „Wenn sie auch alle Ärgernis nehmen, so will ich doch niemals Ärgernis nehmen an dir“ (Matthäus 26, 33) war seine etwas großspurige Ankündigung. Es ist anders gekommen und er hat Jesus verleugnet in der Nacht vor der Kreuzigung. In der Bibel werden diese Verletzungen und Niederlagen von Petrus nicht verheimlicht. Das macht mir die Bibel sehr sympathisch. Sie zeigt nicht nur Glaubenshelden voller Mut und Bekenntnisstärke. Sie zeigt Jünger in ihrer Angst und in ihrem Versagen.

„Gott braucht keine Helden“. Das Buch von Magnus Malm habe ich kurz nach dem Millenium vor fast 20 Jahren gelesen. Es hat mich nachhaltig beeindruckt und meine geistliche Denkweise umfassend geändert. Ich habe gemerkt, dass mein Engagement für Jesus oft genug meiner Eitelkeit und meinem Ich-Denken geschuldet war. Mir ging es vermutlich so wie Petrus: Ich will nach außen zeigen, wie viel und wie engagiert ich den Glauben an Jesus anderen vermitteln will. Dabei ist alles Jesus zu verdanken, wenn die Frucht des Glaubens in einem anderen Menschen entsteht. Ich habe dennoch meine Gaben eingesetzt, um Verkündiger des Evangeliums zu sein. Allerdings aus anderen Motiven heraus. Auch da wurde mir Petrus zum Vorbild. Schließlich hat er sein Handeln und seine Beziehung zu Jesus an einer anderen Stelle geklärt. Davon aber mehr (hoffentlich) am 14.08.2020. Mehr will ich aber noch nicht verraten. Und meine persönliche Lieblingsgeschichte zu Petrus will ich auch nicht verleugnen. Und das verrate ich dann schon übermorgen.

Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 106 vom 29.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gott hat Humor. Ich könnte das jetzt mit vielen Bibelstellen aufzeigen. Nicht zuletzt gibt es viele Sprichwörter, die aus der Bibel stammen oder von ihr abgeleitet sind. Ich habe das immer wieder einmal angesprochen. Manchmal aber sehe ich das nicht auf den ersten Blick. Manchmal muss ich selbst genau hinschauen, um das Hintergründige zu erkennen.

Das gilt auch am heutigen Tag. Wir schreiben den 29.06. Es ist der Tag „Peter und Paul“. Heute wird daran erinnert, dass diese beiden führenden Apostel der ersten Christen unter Kaiser Nero etwa 62 n. Chr. gemeinsam am selben Tag hingerichtet worden sein sollen und als Märtyrer starben. Ob das wirklich stimmt, ist völlig unsicher. Aber beide wurden offenbar gemeinsam als so wichtig gesehen, dass sie an einem gemeinsamen Tag verehrt werden und denselben Heiligentag haben.

Und was haben diese Märtyrertode mit Humor zu tun?  Ich zeige das am Leben von Paulus auf. Paulus beschreibt sein Leben selbst vor allem im ersten Kapitel des Galaterbriefes. Er schreibt davon, dass er wie kein anderer im jüdischen Glauben für Gott geeifert hat. Er war überzeugter Schriftgelehrter. Er hat die Christen verfolgt, weil er der Meinung war, das wäre der Wille Gottes. Aber nicht selten kann das ehrgeizige und eifernde Eintreten für Gott in dieser Welt gerade nicht Gottes Willen sein. „Wem der Teufel nicht bremst, den schiebt er an“. Dieses Zitat hat auch für Paulus gegolten. Kein Mensch der Welt hätte erreicht, ihm von seinem scheinbar richtigen Weg abzubringen. Er kannte die damalige Bibel, das Alte Testament, so gut wie kein anderer. Er las die Auslegungen der jüdischen Gelehrten und dennoch oder gerade deshalb konnte er nicht an Jesus als den Messias glauben. Er war ein Handelnder und wollte Gottes Willen unbedingt in die Tat umsetzen. So wurde er zum Christenverfolger.

Eine Änderung dieser Meinung war nur durch das Eingreifen Gottes möglich. Und das geschah. Er sollte Christen in Damaskus gefangen nehmen und nach Jerusalem bringen. Auf dem Weg wurde er von Gott „überrascht“. Im neunten Kapitel der Apostelgeschichte ist das so schön beschrieben. Gott hat ihn selbst ge-troffen. Er hört die Stimme von Jesus und durch die nachfolgenden Geschehnisse wird er nicht nur Christ. Er wird vom Ver-folger zum Ver-folgten. Mit demselben Eifer für Gott vorher, reist er jetzt durch die gesamte heutige Türkei um Menschen für Jesus zu gewinnen. Schließlich kommt er nach Europa und gründet auch dort Gemeinden. Er wird zum größten Missionar, den die Christenheit bis heute erlebt hat. Zuletzt kommt er nach Rom und stirbt dort unter Umständen, die wir nicht genau kennen.

Darin sehe ich den Humor Gottes: Gott ruft den Eiferer für Gott zu sich und lenkt den Eifer in die richtige Richtung. Gott gebraucht den Paulus mit seinen Gaben dafür, dass dieser jetzt für Christus zum Handlanger der Liebe Gottes wird. Und so stehen er und Paulus an der Spitze der Menschen, die ihr Leben für Jesus gaben und um des Glaubens willen dafür gestorben sind. Aber davon noch mehr im morgigen Update.