Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
„Herr Metzger, feiern die Juden auch Weihnachten?“ Diese Frage habe ich immer wieder einmal gehört. Tatsächlich gibt es das jüdische Fest „Chanukka“, das durchaus an christliche Bräuche von Weihnachten erinnert. Es ist ein achttägiges Lichterfest und während der gesamten Zeit wird immer eine Kerze mehr angezündet. Die Zusammenhänge zu unserer Adventszeit und dem Anzünden der Adventskerzen sind sichtbar. Geschichtlich hat dieses Fest allerdings nichts mit dem Glauben an Jesus zu tun. Es geht zurück auf ein Geschehen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert.
Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels im Jahr 164 v. Chr. Die Makkabäer beendeten die Herrschaft des Seleukidenreiches über Judäa und führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein. Vor allem beseitigten sie den Zeus-Altar. Der Glaube sollte wieder ganz auf den Gott Jahwe ausgerichtet sein. Der siebenarmige Leuchter, die Menora, sollte niemals erlöschen. Am Ende des Krieges war nur noch ein Krug geweihtes Öl vorhanden, das gerade mal einen Tag gereicht hätte. Dann aber geschieht ein Wunder: Das Licht brennt acht Tag bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die Lichter des Leuchters Chanukka („Weihung, Einweihung“).
Auch wenn der Tempel in Jerusalem durch die Zerstörung im Jahr 70 n. Chr. nicht mehr steht, so erinnert dieses achttägige Fest an ein Wunder, das ich mir jetzt in dieser Coronapandemie auch wünschen würde. In diesem Jahr wird es vom 11.12. bis zum 18.12.2020 gefeiert. Wir befinden uns damit am Ende dieses besonderen jüdischen Festes, das – wie Weihnachten – an ein besonderes Handeln Gottes an seinen Menschen erinnert.